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Gefährlicher „Scherz“Mann springt in Rhein – und wird seitdem vermisst

Lesezeit 3 Minuten
06.07.2022, Köln: Die Feuerwehr demonstriert die Rettung eines Verunglückten aus dem Rhein in Rodenkirchen. Foto: Uwe Weiser

Ein Rettungsboot der Feuerwehr Köln auf dem Rhein.

Vier Männer sollen darüber gescherzt haben, wer am schnellsten von einem Ufer zum anderen schwimmt. Einer der Männer gilt seitdem als vermisst.

Ein Mann wird seit einem Badeunfall im Rhein am Donnerstag in der Kölner Innenstadt vermisst. Der 36-Jährige war gegen 12.20 Uhr in Höhe der Bastei ins Wasser gegangen. Zuvor soll er mit anderen „Scherze darüber gemacht haben, wer als Schnellster den Fluss überqueren kann“, berichtete ein Polizeisprecher.

Etwa in der Mitte des Stroms sei der 36-Jährige mehrfach untergegangen, heißt es. Zeugen alarmierten Polizei und Feuerwehr. Die startete eine Suche auf dem Fluss, mit einem Hubschrauber aus der Luft und entlang beider Ufer – allerdings erfolglos. In Höhe des Tanzbrunnens wurde der 36-Jährige das letzte Mal gesehen. Seitdem ist der Mann verschwunden. Die Suche sei um kurz nach 13 Uhr eingestellt worden, sagte eine Feuerwehrsprecherin.

Köln: Polizisten finden Mann mit Haftbefehl

Am Ufer trafen Polizisten auf drei weitere Männer. Sie berichteten den Beamten von dem offenbar als Scherz gedachten Wettschwimmen – wobei der Polizeisprecher auf Anfrage ausdrücklich nicht von einer „Wette“ sprechen möchte, bei der es etwa um Geld oder einen anderen Einsatz gegangen sei. Eher sei es wohl als eine Art Mutprobe gedacht gewesen.

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Bei der Überprüfung der Männer stellte sich heraus, dass einer von ihnen, ein 47-Jähriger, mit einem offenen Haftbefehl wegen Diebstahls gesucht wurde. Die Beamten brachten ihn ins Gewahrsam. 

Bei einem Einsatz „Person im Rhein“ zählt für die Feuerwehr buchstäblich jede Sekunde. Schon nach sechs Minuten sinken die Chancen deutlich, einen Menschen unverletzt zu retten, der im Rhein untergegangen ist. Nach zwölf Minuten sei die Wahrscheinlichkeit nur noch „sehr gering“, dass das Opfer ohne Schäden überlebt, berichtete der Kölner Notarzt Marco Strohm einmal am Rande einer Feuerwehrübung zur Rettung von Menschen aus dem Rhein. „Und nach 30 Minuten sterben die meisten Menschen an den Folgen.“

Köln: Baden im Rhein ist gefährlich, aber nicht überall verboten

Auch wenn das Baden im Rhein lebensgefährlich ist: Ausdrücklich verboten ist es nur an bestimmten Stellen wie etwa im Bereich von Häfen oder in der Innenstadt. Vor allem an den sandigen Buchten der Rodenkirchener Riviera gehen immer wieder Menschen ins Wasser, um sich abzukühlen. Aber selbst wer nur mit den Füßen im seichten Wasser stehe, kann vom Sog eines sich nähernden Schiffs plötzlich in den Fluss gezogen werden, vor allem Kinder. Die Feuerwehr warnt dringend davor.

Viele Schwimmer bekommen einen Temperaturschock, weil das Wasser nur bis knapp unter die Oberfläche erwärmt ist, dann aber sehr schnell sehr kalt wird. Infolgedessen kann der Kreislauf zusammenbrechen, Muskelkrämpfe können auftreten. „Dann beugt man sich vielleicht runter, um den Krampf zu lösen, ist dann vielleicht schon mit dem Kopf unter Wasser“, sagte ein Feuerwehreinsatzleiter bei der Übung – und hat in diesem Moment schlimmstenfalls schon die Kontrolle über die Situation verloren. Ertrinken sei oft „ein stilles Ereignis“, sagte Notarzt Marco Strohm. Häufig bleibe nicht mal mehr die Gelegenheit, um Hilfe zu rufen. Man geht einfach unter und wird von einem Strudel in die Tiefe gezogen.

Bei der Feuerwehr setzt ein Notruf „Person im Rhein“ eine einstudierte Choreografie in Gang. Löschfahrzeuge fahren an beiden Ufern dem im Rhein treibenden Opfer entgegen. Ein Hubschrauber und weitere Erkundungstrupps suchen aus der Luft und an Land nach dem oder der Untergegangen. Zugleich gehen Taucher an der Unglücksstelle in den Fluss oder  „Strömungsretter“, falls der Verunglückte noch über Wasser ist. Sie tragen Schwimmwesten, einen Helm und einen Kälteanzug. Die Wasserschutzpolizei funkt Schiffsführer an, die in der Nähe unterwegs sind und fordert sie auf, bei der Suche zu helfen.

Wer nicht gleich untergeht, sondern zunächst über Wasser bleibt, sollte nie versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen, empfehlen Experten. Man habe nur eine Chance, wenn man sich der Strömung ergebe, sich treiben lasse und versuche, „irgendwie ans Ufer zu kommen“.