Der Mitsing-Gottesdienst in der Agneskirche hat eine einzigartige Atmosphäre und zieht viele Menschen an.
Der Gürzenich für die SeeleKarnevalisten feiern Mitsing-Gottesdienst in St. Agnes

Der Mitsing-Gottesdienst in der Agneskirche, im Corona-Jahr 2020 ins Leben gerufen, ist äußerst beliebt.
Copyright: Arton Krasniqi
Mit Sicherheit gibt es in Köln viele Menschen, die nicht verstehen, was den kölschen Fasteleer so einzigartig macht. Wo Worte nicht helfen, muss das Herz sprechen. Und ein, wenn nicht der Ort, an dem das vortrefflich gelingt, ist die Agneskirche beim Mitsinggottesdienst „Sing mich noh Hus“ am Montagabend vor Wieverfastelovend. Der Gürzenich für die Seele.
„Lasst die Klänge, die Texte und die Gemeinschaft dieser Stunde in Euer Herz hinein“, heißt Pfarrer Dominik Meiering all die Jecken willkommen. Zwei Stunden spürt später ein jeder, dieser Aufforderung hätte es gar nicht bedurft und wird sich über den Karneval hinaus an seinen ganz persönlichen Moment erinnern, der ihn beseelt nach Hause gehen lässt.

Karnevalsgottesdienst in der Agneskirche.
Copyright: Arton Krasniqi
Es braucht keine Worte, wenn „Ebasa der Meister“, der das Alphorn in den Karneval eingebürgert hat, „Du bes die Stadt, op die mir all he ston“ erklingen lässt. In einem übervollen Kirchenschiff, das still ist. So still, dass man ein Konfetti fallen hören könnte. Eine Hommage an die Bläck Fööss, deren Musiker-Legenden Kafi Biermann und Bömmel Lückerath später, wie sollte es in Köln auch anders sein, den „Stammbaum“ und das „Veedel“ anstimmen werden.
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Alles Musik, „die die Heimat feiert, bei der es nicht um Ausgrenzung geht, sondern um Integration. Es geht um Akzeptanz und die Wertschätzung von Vielfalt, um Erinnerung an Solidarität, um den Einsatz für die Freiheit und um den Versuch, Verbundenheit zu leben, bei aller Verschiedenheit“, wie Mitorganisator Georg Hinz, Erfinder von „Loss mer singe“, trefflich beschreibt.
Je trauriger ich werde, wie sich die Welt entwickelt, desto dankbarer bin ich, in Köln gelandet zu sein
Im Altarraum sitzt das Geyener Damen-Dreigestirn mit Prinz Ricky, Bauer Schäng und Jungfrau Bine, die der Zufall in die Agneskirche geführt hat. In ihrer Predigt spricht „Immi-Mymmi“ Myriam Chebabi, die aus Brasilien stammt, über ihr Verständnis von Heimat und Zuhause. „Wir sind eine bunte Truppe. Wir haben Spanier, Russen, Inder. Wir haben Kölner, Türken, Ägypter, Amerikaner, Schwaben. Wir haben sogar einen Düsseldorfer“, sagt die Präsidentin der Immi-Sitzung. „Wir sind alle sehr unterschiedlich, aber wir haben eine Sache gemeinsam. Wir haben uns entschieden, in Köln zu leben. Sei es wegen der Liebe, wegen der Arbeit oder aus Zufall. Wir fühlen uns hier Zuhause.“ Ab einem bestimmten Punkt gehe es nicht mehr zurück. „Wie ich denke, fühle und agiere, ist heute eine Mischung als beiden Kulturen. Das geht mir heute hier genauso wie in Brasilien.“
Wenig später „traut“ sich Immi-Mymmi an einen der musikalischen Schätze des kölschen Fasteleer, die zum Allerheiligsten gehören und stimmt Fritz Webers „Ich ben ne kölsche Jung“ an. „Dieses Lied will ich schon lange singen, aber ich wusste nicht, ob ich das darf. Heute sage ich: Je trauriger ich werde, wie sich die Welt entwickelt, desto dankbarer bin ich, in Köln gelandet zu sein.“
Im Gürzenich für die Seele gibt es an diesem Abend wahrlich keinen Grund, traurig zu sein. Melancholisch vielleicht. Aber voller Freude auf den Höhepunkt der Session, auf die Kasalla und Brings mit leisen Tönen einstimmen. Und mit Eko Fresh eine „Bunte Brücke“ bauen. „Su lang mer noch am lääve sin.“
Der Gottesdienst kann unter www.agnesalaaf.de noch angeschaut werden.