Auf 1400 Quadratmetern bauen zwei Kölner ein Zentrum für Musiker auf, die nicht länger in Kellern und Garagen proben möchten.
Studios statt BürosProberäume in ehemaliger Milch-Zentrale in Nippes – Highlight sind die Fenster

Björn Lindert (l.) und Christian Besch lassen die ehemaligen Büros von Friesland-Campina für Musiker umbauen. Die ersten Mieter freuen sich vor allem über das Tageslicht und die Heizung.
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„Endlich Fenster!“ So hätten sich die ersten Musiker gefreut, als sie die neuen Proberäume sahen. „Nach einer Umfrage haben 50 Prozent aller Proberäume in Köln kein Tageslicht und keine Heizung“, sagt Björn Lindert. Hier im Nippeser Haus gibt es aber nicht nur Fenster, sondern aus Heizungen, Klimaanlagen und dazu noch Küchen und Sanitärräume, die regelmäßig von einer Firma gereinigt werden. „Sowas darf man nicht unterschätzen. Denn eine Liste, wer wann sauber macht, das funktioniert in Proberäumen nicht“, so Christian Besch. Er muss es wissen, denn er ist Keyboarder, hat eine Band namens „Die Lärmer“. Aktuell tourt er mit Matthias Reim und Kerstin Ott – da geht es natürlich etwas luxuriöser zu. Aber für die meisten Musiker sind Keller und Garagen der Alltag.
Nippeser Proberäume auf 1400 Quadratmetern
Gemeinsam mit Björn Lindert, der zehn Jahre lang Geschäftsführer beim Karnevalsspezialisten Deiters war und Gründer der Musikschule „Rockademy“ ist, hat er ein lang angedachtes Projekt nun verwirklicht. In dem ehemaligen Verwaltungsgebäude des Milchversorgers Friesland-Campina (ehemals Tuffi), dessen Standort an der Geldernstraße in Nippes 2023 geschlossen wurde, bauen die beiden Kölner „Urban Musix“ auf. Auf 1400 Quadratmetern entstehen in den ehemaligen Büros moderne Proberäume. 350.000 Euro werden in der ersten Phase in den Umbau der beiden unteren Stockwerke investiert.

Die ersten Mieter sind schon eingezogen und haben sich ihre Studios eingerichtet. Björn Lindert (l.) und Christian Besch wollen später auch fertig eingerichtete Studio zum Mieten anbieten.
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„Wir haben den Markt natürlich zuvor beobachtet. Es besteht ein sehr großer Bedarf nach gut ausgestatteten Proberäumen“, sagt Björn Lindert. Viele Musiker treffen sich in abgelegenen Industrievierteln. „Das ist bei mehrtägigen Proben ein großes Problem. Da gibt es keine Geschäfte und es kommt noch nicht einmal der Lieferdienst“, sagt Christian Besch. In Nippes sei dagegen alles schnell erreichbar. Obwohl der Umbau noch nicht ganz abgeschlossen ist, sind die ersten Mieter schon eingezogen und haben sich Studios eingerichtet. Einen Raum hat ein Frauenchor gemietet. „Die fühlen sich in Nippes sicherer als in einem Abrissgebäude am Rande der Stadt, haben sie erzählt.“
Noch wird hier gewerkelt und an den Türen hängen sogar noch die Namensschilder der Friesland-Campina-Mitarbeiter. Christian Besch überwacht jeden Schritt des Umbaus, vor allem die Schallisolierung. „Ich kann den Trockenbauern zum Beispiel genau sagen: Hier muss Gummi hin, damit der Schall nicht in den Nachbarraum weitergeleitet wird.“ Die Räume sind bis zu 40 Quadratmeter groß. „Sie sind geeignet für Solo-Proben bis hin zu Ensemble-Übungen und Unterricht“, so Björn Lindert. Der Kalt-Mietpreis liegt bei 21 Euro pro Quadratmeter. Die Mietzeit ist variabel.

Die ehemalige Verwaltung des Milchversorgers Friesland-Campina an der Geldernstraße in Nippes
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Die beiden Betreiber planen, später auch voll eingerichtete Studios anzubieten und in einem weiteren Schritt auch die dritte und vierte Etage des Gebäudes umzubauen. „Ganz oben hätte man dann sogar Domblick“, sagt Björn Lindert. Dank der Fenster.