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BarkolumneWas sich hinter dem Namen Ona Mor verbirgt

4 min
Aromen und Spirituosen werden in Eigenproduktion hergestellt.

Aromen und Spirituosen werden in Eigenproduktion hergestellt. 

Die „Ona Mor“-Bar in Köln verbindet Atmosphäre mit kreativer Cocktailkunst und Eigenproduktion von Aromen und Spirituosen.

Kein Schriftzug in Neon, kaum Beschilderung. Kommt man nicht von der gegenüberliegenden Straßenseite, fällt noch nicht mal die Markise auf, die aufs gastronomische Konzept – Cocktail Creatorium – hinter der verglasten, aber doch dunklen Fassade hinweist. Es ist sympathisch wenig Nichts in der sonst so blinkenden Innenstadt. Man tritt nicht einfach ein, es gibt einen dezenten, gusseisernen Türklopfer. Und in der kurzen Zeit, in der man auf den Einlass wartet, steigt die Spannung. Ich frage mich: Was ist Ona Mor? Wer ist Ona Mor? Was verbirgt sich hinter diesem exotischen Namen? Eine Spirituose? Ein thailändisches Gewürz? Eine Reminiszenz an die erste Liebe des Besitzers?

Für das Wochenende lohnt sich eine Reservierung

So schlicht das Entrée, umso erfüllender der Raum. Man wird freundlich empfangen, hinterm schweren Vorhang öffnet sich der kleine, aber tiefe Raum. Eine intime Atmosphäre, ein idealer Ort für die dunkle Jahreszeit. An einem Mittwochabend Ende Oktober herrscht freie Platzwahl. Ansonsten, für die Wochenenden, empfiehlt sich zu reservieren, um in der Bar mit einer Handvoll Tischchen für gut 30 Gäste unterzukommen.

Auf der ausgefallenen Karte der Bar sind keine Klassiker gelistet.

Auf der ausgefallenen Karte der Bar sind keine Klassiker gelistet.

Wie so oft gilt auch hier: Der beste Platz ist der Tresen, im hinteren Teil des Raums, ums Eck geschwungen. An diesem Abend ist Bartenderin Lisa Schaaf für die Cocktailkunst und die Unterhaltung zuständig. Beides beherrscht sie grandios. Sie erklärt die ausgefallene Karte, auf der keine Klassiker gelistet sind, aber Negroni und Co. werden selbstverständlich gemacht. Statt Standards lesen sich die Namen in der Blattsammlung wie eine aufregende Reise durch die Aromawelt.

Aromen werden selbst produziert

Schaaf fragt nach Geschmacksvorlieben, schenkt ihren Gästen Wasser ein, kredenzt tipptopp Trüffel-Popcorn gratis. Nebenbei erklärt sie, dass in der Küche der zur Bar gehörenden „Belle Booze Cocktail Boutique“ Liköre, Essenzen, Aromen selbst produziert werden, und der hauseigene Gin und Wodka nach eigener Rezeptur in Frechen destilliert werden. Das alles gehört zum ausgefeilten Konzept von Alessandro und Conny Romano, die 2009 die „Ona Mor“-Bar gegründet haben. Beide haben in der Luxushotellerie ihr Handwerk gelernt, und Alessandro schließlich die Kunst im berühmten Hotel Burj Al Arab als Chef-Mixologe verfeinert. Das Ehepaar entschloss sich damals trotzdem, in die Kölner Heimat zurückzukehren, um die mittlerweile mit vielen Auszeichnungen dekorierte eigene Bar zu eröffnen.

Die „Senf Simone“ gehört zu den Signature-Drinks.

Die „Senf Simone“ gehört zu den Signature-Drinks.

„Senf Simone“ oder „From Dusk till Don“ gehören zu den Signature-Drinks, die wir natürlich probieren. Aber: Die Wahl fällt schwer, Cocktails wie „Picknick“, „Garten“ oder „Wald“ klingen nicht minder verführerisch. Liest man die Ingredienzen, fällt der mit Eintreten in die Bar aufgebaute Spannungsbogen nicht ab. Im Gegenteil. Man fragt sich: Wie passen Waldpüree und süßer Senf zusammen? Die Antwort: tatsächlich hervorragend. Der Cocktail ist dunkelrot, mit Tequila gemixt entsprechend kräftig, die frische Limette liefert angenehme Säure. Den süßen Senf, „ein Teelöffel“, wie Schaaf vor der spärlich illuminierten Spirituosenwand sagt, schmeckt man nur heraus, wenn man’s weiß, ansonsten vertieft er den Geschmack.

Gast bestimmt geschmackliche Richtung

Für die zweite Mixtur gibt sie zwei verschiedene Rums, hausgemachten Falernum-Sirup und hausgemachte Pink Grapefruit mit frischer Limette, Zimt und Absinth in den Shaker. Das Ergebnis: eine Mixtur mit Potenzial zum neuen Lieblingsdrink. Herb, frisch, würzig.

Für alle, die auf der kreativen Karte nicht fündig werden, gibt es etwas wirklich Spezielles, was mir persönlich noch nie begegnet ist, was vermutlich damit zusammenhängt, dass ich noch nie in den Arabischen Emiraten Cocktails getrunken habe. Die Inspiration dazu stammt tatsächlich aus Alessandro Romanos Zeit am Persischen Golf, und findet sich auf der Karte unter „Tailormade“ wieder.

Der Gast bestimmt die Richtung von süß bis salzig, die Spirituose, den Effekt (erfrischend bis kräuterig) sowie den Stil. „Das ist Cocktailkunst für Fortgeschrittene und für uns Mixologen immer eine schöne Herausforderung“, sagt Schaaf während sie Pisco, Zwetschgenbrand, Honig, Piment für den gewünscht würzig-scharfherben Cocktail shaked: Heraus kommt ein maßgeschneiderter Drink für Genussmenschen, die sich gern vom Experiment überraschen lassen. Apropos Überraschung: Ona Mor bezeichnet gar keine karibische Cocktail-Hexerei – es handelt sich einfach nur um den Nachnamen des Besitzers rückwärts.

Was muss man unbedingt probieren?

Die handwerklich anspruchsvollsten Cocktails finden sich auf der Emotion-Seite und heißen Garten, Wald und Bauernhof, 17,95 Euro.

Was kosten die Cocktails?

Um 15,95 bis 17,95 Euro.

Wer geht dahin?

Genussmenschen und Cocktail-Liebhaber

Wie alt sind die Gäste?

Nicht so jung bis mittelalt.

Gibt es etwas zu essen?

Zu jeder Cocktail-Bestellung wird köstliches Trüffel-Popcorn gereicht. Ansonsten bestellt man Kleinigkeiten wie Trüffelchips, Mixed Pickles, Beef Jerky, 5,95 bis 9,95 Euro.

Das Besondere?

Am 11. 11. 2025 ist die Bar geschlossen, für Silvester gibt es noch Karten, geboten werden ein Apertif, zwei Cocktails aus dem Bar-Programm, gereicht werden dazu handliche Mini-Burger.

Adresse

Roonstraße 94

50674 Köln

Geöffnet

Jeden Tag von 20 – 24 Uhr, Freitag, Samstag und vor Feiertagen bis 2 Uhr.