„Respect – The Aretha Franklin Story“ schickt Philharmonie-Besucher auf eine Zeitreise in die Ära des Soul. Bis zum 3. August gastiert die Show in Köln.
SoulsängerinShow trägt Aretha Franklins musikalisches Erbe in die Kölner Philharmonie

Darnita Williams ähnelt der großen Sängerin in Stimme und Ausstrahlung
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Als die US-Sängerin Darnita Williams die Bühne der Kölner Philharmonie betritt und „Think“ anstimmt, ist es kurz, als wäre die echte Aretha Franklin von den Toten auferstanden, um ein letztes Konzert zu geben. Zum Verwechseln ähnlich sind nicht nur die Stimmen der beiden Sängerinnen, sondern auch ihre Bühnenausstrahlung. Williams singt mit dem ganzen Körper, imitiert Franklins Gestik, animiert das Publikum zum Mitsingen. So gut macht sie das, dass zu Beginn der „Respect“-Show im Rahmen des 36. Kölner Sommerfestivals die Grenzen zwischen Original und „Kopie“ geradezu verschwimmen.
Zwischen Abgründen und Lichtseiten
Die Show sollte, so hatten es Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Philharmonie, und Christian Hermann (ATG Entertainment) vorab gesagt, eine große Hommage sein: an die Songs der „Queen of Soul“, aber auch an ihr Leben. Denn das war überaus bewegt: Franklin wurde 1942 in Tennessee geboren und im Alter von zwölf Jahren zum ersten Mal Mutter. Mit 14 folgte das zweite Kind. Immer wieder hatte sie Schwierigkeiten mit ihren Partnern. Als schwarze Frau kämpfte sie oft in ihrem Leben mit Sexismus und Rassismus.
Seelische Abgründe, Höhen und Tiefen: „Alle diese Erfahrungen hat Aretha in ihre Musik gesteckt“, sagt auch Ron Williams, Moderator der Show, zwischen zwei Liedern. „Aber sie hat durch die Musik ihr Leiden auch verarbeitet und sich ihre Lebensfreude bewahrt.“
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Ein Plattencover von Aretha Franklin zu dem Song „Dr. Feelgood“ wird in der Philharmonie gezeigt.
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Moderator und Entertainer Ron Williams bei der Show „Respect – The Aretha Franklin Story“
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Donielle Graves auf der Bühne
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Donielle Graves ist die zweite der vier Tribute-Sängerinnen, die an diesem Abend in der Philharmonie auftreten. Beim funkigen Song „I say a little prayer“ strahlt sie eine geradezu unbefangene Freude am Musizieren aus. Unterstützt werden die Sängerinnen an diesem Abend von einer zehnköpfigen Band und drei Begleitsängerinnen.
Opulente Kleider und Saxophonsolo
Bei „Dr. Feelgood“ erzeugt Journi Cook ein musikalisches Wechselspiel zwischen Leichtigkeit und melodischer Harmonie einerseits und ergreifenden sogenannten Sustains andererseits, in die sie ihre ganze Stimmkraft zu legen scheint. Der englische Ausdruck Sustains meint die Verlängerung, das Ziehen eines Tons oder Klangs, um emotionale Intensität oder Ausdruck zu verstärken.
Nicht nur die Musik vermittelt den Charme vergangener Soul-Konzerte, auch Bühnenbild und Kleidung aller Akteure tragen dazu bei. Im Hintergrund werden die Albumcover von Aretha Franklin gezeigt, vorn nehmen die opulenten, funkelnden Abendkleider der Sängerinnen die Bühne ein. Sie stehen optisch im Kontrast zu den weniger auffällig gekleideten Musikern. Alle zusammen machen die Show rund. Als die vierte Sängerin Noreda Graves „Angel“ anstimmt, erklingt ein jazziges Saxophonsolo. Bei „Spanish Harlem“ darf auch das Keyboard mal im Mittelpunkt stehen.
Beim Song „Rock Steady“ stehen dann alle vier Aretha-Franklin-Tribute-Sängerinnen auf die Bühne und singen, und es zeigt sich ein Bild, das in der Philharmonie mutmaßlich nicht alltäglich ist: Das Publikum sitzt nicht mehr, sondern steht in weiten Teilen, man tanzt und jubelt. Und so gut alle Songs vorher auch waren: Der Höhepunkt kommt mit „Respect“ zum Schluss des Konzerts. Wie kein zweiter Song drückt der Titel alles aus, was Aretha Franklin ausmacht: das politisch-emanzipatorische Engagement der Sängerin einerseits und ihre musikalische Raffinesse. Und Köln feiert die „Queen of Soul“.
Bis zum 3. August ist „Respect – The Aretha Franklin Story“ noch im Rahmen des 36. Kölner Sommerfestival in der Philharmonie zu sehen.

