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Festnahme in ZülpichSteinwerfer aus der Kölner Innenstadt muss nicht in Untersuchungshaft

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ILLUSTRATION - 28.09.2021, Nordrhein-Westfalen, Gütersloh: Ein Absperrband mit der Aufschrift «Polizeiabsperrung» ist vor einem Polizeiwagen aufgespannt. (zu dpa: «Bomben beim Baggern in Unterfranken gefunden») Foto: David Inderlied/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der 37 Jahre alte Verdächtige wurde nach seiner Festnahme durch die Polizei einem Haftrichter vorgeführt. 

Der Mann hatte Stunden nach der Tat in Köln für einen weiteren Polizeieinsatz in Hürth gesorgt.

Der mutmaßliche Steinewerfer aus der Kölner Innenstadt muss vorläufig nicht ins Gefängnis. Ein Haftrichter hat den 37-Jährigen stattdessen wegen seines Gesundheitszustandes einstweilig in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Die Staatsanwaltschat hatte einen Sachverständigen um ein Kurzgutachten gebeten. Das Ergebnis: Wegen einer schweren psychischen Erkrankung war der Mann zum Tatzeitpunkt womöglich schuldunfähig, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit.

Die Polizei hatte den 37-Jährigen am Dienstagvormittag in einer psychiatrischen Klinik in Zülpich festgenommen. Der Vorwurf lautet versuchter Mord. Am Abend war der Mann im Kölner Polizeipräsidium dem Haftrichter vorgeführt worden. 

Am Samstagmorgen um kurz nach 9 Uhr soll der Verdächtige einen etwa 30 mal 20 Zentimeter großen Pflasterstein von der Überführung Ursulaplatz nahe dem Hauptbahnhof auf einen in Richtung Breslauer Platz fahrenden Audi geworfen haben. Der Stein durchschlug die Heckscheibe, der Fahrer (68) und seine Frau (60) auf dem Beifahrersitz blieben unverletzt.

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Köln: Ermittler erkannten den Verdächtigen auf Fotos wieder

„Meine Frau und ich waren ganz erschrocken. Ich dachte zunächst, dass auf uns geschossen wurde“, sagt der Autofahrer der Bild-Zeitung. „Doch als ich ausstieg, machte mich der Fahrer hinter mir darauf aufmerksam, dass auf uns ein Stein von der Brücke heruntergeworfen wurde.“

Bilder aus der polizeilichen Videoüberwachung führten die Polizei schließlich auf die Spur des Tatverdächtigen. Der Mann, der dem Obdachlosenmilieu entstammen soll, sei zuletzt mehrfach mit Straftaten aufgefallen, berichtete ein Polizeisprecher. Dabei soll es sich um Eigentums- und Gewaltdelikte handeln. Ermittler des Kommissariats für Taschendiebstahl erkannten den 37-Jährigen auf den öffentlichen Fahndungsfotos wieder, somit wussten sie schon einmal seinen Namen, wenn auch noch nicht seinen Aufenthaltsort.

Doch eine Abfrage in der internen Datenbank ergab, dass der Mann am Samstagabend, knapp zwölf Stunden nach dem Steinwurf in Köln, in Hürth für einen weiteren Polizeieinsatz gesorgt hatte. Gegen 20.45 Uhr soll er an der Haltestelle Fischenich laut Zeugen in einer Stadtbahn einen Fahrgast (16) angepöbelt und angespuckt haben. Die Polizei nahm ihn mit auf die Wache, ein Arzt wies ihn „aufgrund seines auffälligen psychischen Zustands“ zur Unterbringung in die psychiatrische Klinik in Zülpich ein.

Auch am Samstagmorgen, kurz nach dem Steinwurf in Köln, war der 37-Jährige bereits mehreren Zeugen aufgefallen. In einem Drogeriegeschäft am Eigelstein, nur wenige hundert Meter von der Überführung am Ursulaplatz entfernt, soll er eine Kundin (30) angegriffen haben und anschließend auf einem Fahrrad geflüchtet sein. Auf seiner Flucht fuhr er an verschiedenen Kameras der polizeilichen Überwachung vorbei. Zuletzt hatten ihn Zeugen gegen 10.30 Uhr in Sülz gesehen. Danach verlief sich seine Spur – bis zum nächsten Polizeieinsatz abends an der Haltestelle in Hürth.