Der Stadtgarten e. V. lud Gäste und Experten zum Park-Platz-Tag zwischen Christuskirche und Stadtgarten. Hier soll Kölns zweites Superveedel entstehen.
Superveedel in KölnAm Stadtgarten sollen Fußgänger Vorfahrt haben

Wie das Superveedel aussehen soll, zeigte der Stadtgarten e. V. am Park-Platz-Tag.
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„Am liebsten würde ich Ihnen, Herr Wolter, und Ihnen Herr Egerer, schon jetzt einen Pickel und eine Schaufel in die Hand drücken, damit Sie die Bäume hier an Ort und Stelle einpflanzen können.“ Dörte Gatermann vom Haus der Architektur hat eine ganz klare Vorstellung von der Gestaltung des öffentlichen Raumes. Und hatte gleich ein paar Dutzend roter Stühle vom Neumarkt mitgebracht: Denn der Platz an der Christuskirche soll am liebsten dauerhaft zu einem Veedelstreffpunkt werden, komplett mit gepflanzten Bäumen.

Auf dem Dorothee-Sölle-Platz vor der Christuskirche standen rote Stühle und Bäume.
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Eingeladen hatte der Stadtgarten e. V. unter dem Vorsitz von Iris Pinkepank auf den Dorothee-Sölle-Platz, um erneut für seine Idee eines Viertels mit weniger Autos und mehr Bäumen zu werben und hatte dazu einige Gäste eingeladen. Neben Dörte Gatermann waren Bürgermeister Andreas Wolter und Viktor Haase vom Umweltministerium NRW gekommen, der das Superveedel als „Multitalent“ bezeichnete, mit dessen Hilfe sich gleich mehrere Probleme im Bestand lösen ließen. „Ein bisschen Masochismus gehört allerdings dazu, um immer wieder lästig zu fallen und Politik, Verwaltung und Skeptiker mitzunehmen“, lobte er ausdrücklich das zivilgesellschaftliche Engagement des Stadtgarten e. V. Mit dem Engagement einzelner Initiativen habe auch das Thema Schulstraße in Köln angefangen. Mittlerweile gebe es 53 Schulstraßen in ganz NRW. „Eine ähnliche Dynamik wünsche ich mir für die Superveedel.“
„Lebenswertes Winzerviertel“ ist Kölns Pilot-Veedel
Pilotprojekt für das Superveedel in Köln ist das „Lebenswerte Winzerviertel“, von dem man sich Erfahrungswerte verspricht, die dann auf weitere Viertel in Köln angewendet werden können. Katharina Schäfer von der Initiative rief dazu auf, den „Raum zwischen den Häusern neu zu denken“. Neben dem Winzerviertel, das zwischen Barbarossaplatz und Volksgarten liegt, gebe es drei weitere Initiativen in Köln: den „Veedelsfreiraum“ im Agnesviertel und das Lebeveedel im Nippeser Clouth Quartier, und eben das Stadtgarten-Viertel.
Einen Zeitplan für dieses citynahe Superveedel hatte Verkehrsdezernent Ascan Egerer, der bei der anschließenden Plenumsdiskussion in der Christuskirche die Position der Stadt darlegte, jedoch leider noch nicht dabei. Aufgabe der Verwaltung sei es, zu prüfen, wie Durchgangsverkehr aus dem Viertel herausgenommen werden können und auf Grundlage dieser Erkenntnisse ein Konzept zu entwickeln. Auch Vorschläge des Ersten Kölner Bürgerrates würden integriert. Im Fall des Stadtgartenviertels etwa gilt es, die konkrete Frage zu klären, ob eine teilweise Sperrung der Spichernstraße möglich sein wird oder nicht. Egerer rechnet mit der Fertigstellung des Konzepts im ersten Quartal 2026.
Wegfall von Parkplätzen muss kompensiert werden
Ein besonderer Knackpunkt ist der Wegfall von Parkplätzen. Wie dieser kompensiert werden kann, dazu hatte der Stadtgarten e. V. die Firma Ampido mit einer Erhebung beauftragt. Ampidos Geschäftsmodell ist die Zweitverwertung von Parkflächen, also vorhandene Parkplätze von Supermärkten oder Tiefgaragen-Stellplätze von Unternehmen weiterzuvermieten. Im Viertel zwischen Venloer und Gladbacher Straße haben die Ampido-Leute 600 öffentliche und 1100 private Parkplätze gezählt. Von den privaten Parkplätzen seien aber nur 50 Prozent ausgelastet. Hier läge das Potenzial, das es dringend zu heben gelte. „Wir müssen nun die, die auf den Parkplätzen sitzen, davon überzeugen, dass es eine gute Idee ist, diese den Anwohnern zur Verfügung zu stellen“, sagte Yasotharan Pakasathanan von Ampido bei der Diskussion in der Christuskirche.
An diesem Sonntag waren genau 47 Pkw-Stellplätze gesperrt. Auf ihnen standen rote Stühle, Bäume und Straßenmöbel, wie sie auch auf der Ehrenstraße oder der Venloer Straße stehen. Ein Anblick, an den sich sicher nicht nur die Besucher des Aktionstages gewöhnen könnten.