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Verkehrswende gefährdetKVB macht drastische Verluste – noch höheres Minus als 2023

Lesezeit 4 Minuten
Die KVB fährt hohe Verluste ein.

Die KVB fährt hohe Verluste ein.

Die kriselnde KVB hat 2024 Millionen Euro mehr Verlust gemacht als im Jahr zuvor. Die finanzielle Lage hat Konsequenzen.

Im Jahr 2035 wollen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) in der Lage sein, rund 340 Millionen Fahrgäste pro Jahr in ihren Bussen und Bahnen zu transportieren – das sind rund hundert Millionen mehr Fahrgäste als es 2024 tatsächlich waren (236,2 Millionen). Um das Ziel und damit die Verkehrswende zu erreichen, muss die städtische KVB laut eigener Aussage ihr Bus- und Bahnangebot massiv ausbauen, doch dafür braucht sie Geld. Viel Geld.

Und genau daran hakt die Verkehrswende, weil der städtische Haushalt in einer „desolaten“ Lage ist (O-Ton Oberbürgermeisterin Henriette Reker) – und die KVB auch 2024 erneut hohe Verluste gemacht hat.

KVB musste 2023 Fahrpläne reduzieren – das gilt noch immer

Das kriselnde Unternehmen hat nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ im vergangenen Jahr ein Minus von 185,1 Millionen Euro eingefahren – dieses Minus liegt damit um 53,7 Millionen Euro höher als im Jahr 2023 (131,4 Millionen Euro). Das entspricht einem Anstieg um 40,9 Prozent. Ob es sich um ein Rekord-Minus handelt, war am Dienstag nicht zu klären. Die KVB hatte allerdings auch ein Minus von 185,8 Millionen Euro für voriges Jahr prognostiziert.

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Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB.

Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB.

Die Gründe für die hohen Verluste sind unter anderem die ausbleibende Ticketnachfrage aufgrund des Deutschland-Tickets, die hohen Personalkosten und die seit jeher politisch festgelegten Ticketpreise, die nicht den Aufwand refinanzieren. Aufgrund von Personalproblemen musste das Unternehmen Anfang 2023 den Fahrplan reduzieren und geriet dafür massiv in die Kritik.

Ein KVB-Sprecher wollte sich zu der Verlustsumme am Dienstag nicht äußern und verwies auf Freitag. Dann wollen die Kölner Stadtwerke (SWK), zu denen die KVB gehört, gesammelt ihre Bilanzen der Öffentlichkeit vorstellen – anders als in den Vorjahren aber nicht auf einer Pressekonferenz, sondern lediglich per Pressemitteilung. Doch schon am Dienstag waren die kompletten Geschäftsberichte einzelner SWK-Unternehmen im Internet zu finden, darunter auch das Exemplar der KVB oder auch der Rhein-Energie.

Rhein-Energie weist deutlichen Gewinn aus

Der städtische Energieversorger hat demnach 2024 ein Plus von 347,5 Millionen Euro nach Steuern gemacht, das entspricht einem Wachstum von zehn Prozent zum Jahr 2023 (316 Millionen Euro). Auch diese Summe bestätigte ein Sprecher der Rhein-Energie nicht. Mehrere Quellen versicherten dieser Zeitung gegenüber die Echtheit der Zahlen. Nicht nur die hohe Verlustsumme allein ist ein Problem für die KVB: Sie übersteigt auch den Kostendeckel von 160 Millionen Euro pro Jahr, den die Stadtwerke-Chefs im Vorjahr für die KVB in den nächsten Jahren festgelegt haben.

Weil allgemein die finanzielle Lage für alle städtischen Unternehmen schwieriger wird, haben die SWK ein Ergebnissicherungskonzept aufgelegt (wir berichteten), um weiterhin beispielsweise Kredite zu besseren Konditionen zu erhalten. Ob der Stadtrat diesen Kostendeckel unterstützt, ist aber offen, beispielsweise hatte Grünen-Fraktionschefin Christiane Martin dazu gesagt: „Aber der Kostendeckel ist eine Festlegung der Stadtwerke, ich sehe aktuell keinen Anlass, darauf zu reagieren.“

Die finanzielle Lage der eigenen Unternehmen ist wichtig für den Haushalt der Stadt: Die städtischen Unternehmen mit Gewinn gleichen die Verluste der anderen städtischen Firmen wie der KVB aus, am Ende zahlen die SWK noch rund 50 Millionen Euro jährlich an den städtischen Haushalt.

Doch dieses Modell gerät unter Druck, wenn die KVB als größter Verlustbringer immer höhere Verluste produzieren. Deshalb soll sie jetzt ihre Ausbaupläne für ein besseres Bus- und Bahnangebot auf eine Basisvariante reduzieren.

Kölner Stadtwerke befürchten Verkehrskollaps

Zum Basisszenario zählen die Inbetriebnahme der Nord-Süd-Bahn nach 2032, der Ausbau der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher sowie die Linien 4, 13 und 18. Noch mehr sparen soll die KVB nicht, da dies laut SWK-Geschäftsführung „erhebliche Auswirkungen auf den ÖPNV in Köln haben würde und sowohl zu einem Investitionsstau als auch perspektivisch zu einem Verkehrskollaps führen würde“.

In dem Geschäftsbericht fordert die KVB erneut ein Bekenntnis: „Im Ergebnis gerät die KVB durch die aufgezeigten Entwicklungen in ein Spannungsgefüge, welches sich aus den Anforderungen an die Umsetzung der Mobilitätswende auf der einen Seite und den entstehenden Finanzierungsherausforderungen auf der anderen Seite ergibt.“ Sie fordert langfristige Finanzierungszusagen. „Nur so kann es der KVB dauerhaft gelingen, ihrer Rolle als Partner der Stadt bei der Erreichung der Mobilitätswende gerecht zu werden und die erforderlichen Beiträge zu leisten.“

Zu den Verlustbringern neben der KVB zählen auch die Köln-Bäder: Sie haben laut Geschäftsbericht statt wie zuletzt 19,8 Millionen Euro im Jahr 2023 im folgenden Jahr 22,4 Millionen Euro Miese verzeichnet.

Möglicherweise vergrößern die Köln-Bäder aber trotzdem die Wasserfläche im Schwimmbad am Lentpark. Im Geschäftsbericht heißt es: „Eine Machbarkeitsstudie für den Lentpark hat gezeigt, dass auf der Fläche der brachliegenden Sauna Potenzial zur Wasserflächenerweiterung vorliegt. Die Planungen hierfür werden derzeit weiterverfolgt, Investitionsmittel in Höhe von 15 Millionen Euro sind eingeplant.“

Die anstehende Sanierung des Agrippabades in den Bereichen Sauna und Fitness sowie den Neubau der charakteristischen Schrägfassade planen die Köln-Bäder mit 22,3 Millionen Euro ein.