Die Noch-OB war am Wahlabend nicht wehmütig wegen ihres nahenden Abschieds, sehr wohl aber in Sorge wegen der AfD.
Kommunalwahl in KölnRekers letzte Wahl als OB – „Ich werde nicht in ein Loch fallen“

Stadtdirektorin Andrea Blome begrüßt die Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Briefwahlzentrum der Stadt
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Henriette Reker wirkt entspannt und sehr gelassen, als sie um 17.30 Uhr die Piazzetta des Historischen Rathauses betritt. Sie sei keineswegs wehmütig an diesem Wahlabend, sagt die nach zehn Jahren Ende Oktober aus dem Amt scheidende parteilose Oberbürgermeisterin kurz vor Schließung der Wahllokale. Aber schon in großer Sorge, ob von der höheren Wahlbeteiligung, die in Köln mit 57 Prozent um sechs Punkte höher liegt als vor fünf Jahren, nicht in erster Linie die AfD profitieren werde.
Reker will keine Prognose zur OB-Wahl abgeben
Die Umfragen in Köln seien angesichts der geringen Zahl von 1000 Befragten mit einem hohen Unsicherheitsfaktor versehen gewesen. Mit Blick auf die OB-Wahl traut Reker sich keine Prognose zu. Das Rennen zwischen Berivan Aymaz (Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU) sei aus ihrer Sicht völlig offen. Eine möglicherweise deutlich stärkere AfD im Stadtrat könne die Mehrheitsverhältnisse künftig noch komplizierter machen.
Überraschend komme das für sie nicht. Dass die Menschen unzufrieden seien, wenn die Bahnen nicht pünktlich fahren, Köln zunehmend als verschmutzt empfunden werde, als eine Stadt, in der doch einiges nicht funktioniere. Probleme bereite ihr, wenn dieser Unmut pauschalisiert und immer wieder aufs Neue vorgetragen werde. Da entstehe ein falscher Eindruck.
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Positives aus Rekers Zeit: Eröffnung Stadtarchiv, Pro-Ukraine-Demo
Zu den positiven Entwicklungen ihrer Amtszeit, an die sie sich immer gerne erinnern werde, sei die Eröffnung des neuen Stadtarchivs, die große spontane Demonstration nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs am Rosenmontag des Jahres 2022. „Das war ein Ereignis, mit dem Köln mal wieder gezeigt hat, was die Stadt ausmacht.“
Sie wünsche sich für die Zukunft, dass die Offenheit der Kölnerinnen und Kölner erhalten bleibe, auch wenn das Umfeld schwieriger werde. Das Messer-Attentat zum Start ihrer Amtszeit habe ihr schlagartig vor Augen geführt, dass die Stimmung gegen Politiker und Politikerinnen auch auf kommunaler Ebene aggressiver werden könnte. Es sei für sie unerträglich, wenn Kolleginnen und Kollegen verbal und körperlich attackiert werden. „Ich kann verstehen, dass es immer weniger werden, die sich engagieren wollen“, so Reker. Man brauche schon eine robuste Gesundheit, Entschlossenheit und die Fähigkeit „persönliche Interessen hinter die Interessen der Stadt zurückzustellen“.
Sie werde nach dem Ende ihrer Amtszeit keineswegs in ein Loch fallen, sagt Reker. „Ich habe mir rechtzeitig einen Plan für die kommende Lebensphase gemacht.“ Am Samstag sei sie noch bei einer Veranstaltung der ersten reinen Kölner Damenkarnevalsgesellschaft, der Colombinen gewesen. „Ich kann mir vorstellen, dass ich mich da mehr engagieren werde. Bisher habe ich es höchstens einmal im Jahr geschafft, überhaupt mal zu einem ihrer Termine zu gehen.“ Es stehe außer Frage, dass sie sich weiter in und für Köln engagieren werde.
Kölns Stimmbezirke vor Monaten neu eingeteilt
Wahlleiterin Andrea Blome sagt in der Piazzetta auf die Frage, wann die Vorbereitungen einer Kommunalwahl beginnen, dass man vor Monaten schon die 500 Stimmbezirke neu eingeteilt habe, um eine Ausgewogenheit zu haben. Das Anwerben von Wahlhelfern sei besonders stressig. „Wir brauchen mehr als 8000 und müssen immer wieder kämpfen, dass wir um Zwangsverpflichtungen herumkommen“, sagt Blome. „Das ist uns auch diesmal wieder gelungen.“ Die höhere Wahlbeteiligung komme für sie nicht überraschend. „Wir bemerken seit der Bundestagswahl eine leichte Zunahme des politischen Interesses.“
Die sehr wahrscheinliche Stichwahl zwischen den beiden OB-Kandidaten mit den meisten Stimmen am 28. September sei deutlich entspannter. „Die Wahlbenachrichtigung, die wir für die Kommunalwahl verschickt haben, gilt auch für die Stichwahl. Da müssen wir nur noch die Stimmzettel drucken“, so Blome. „Wir müssen da sehr schnell sein, damit sie rechtzeitig zur Verfügung stehen.“ Auch die Suche nach Wahlhelfern werde zwar nicht von vorne beginnen müssen, sei aber auch kein Selbstläufer.
2026 könnten die Kölnerinnen und Kölner erneut zur Wahlurne gerufen werden. Vor einer möglichen Olympia-Bewerbung der Region Rhein-Ruhr müsse sich das Wahlamt auf einen Bürgerentscheid in den beteiligten Städten, also auch in Köln einstellen. „Diesen Bürgerentscheid müssen wir dann ab Januar vorbereiten, er könnte im Frühjahr 2026 stattfinden.“