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„Veränderte Lage“Bauprojekt mit 400 neuen Wohnungen in Köln geplatzt

Lesezeit 3 Minuten
Erster Entwurf: So hätte das neue Wohngebäude in Lindenthal mal aussehen können, doch jetzt ist klar: Daraus wird nichts.

Erster Entwurf: So hätte das neue Wohngebäude in Lindenthal mal aussehen können, doch jetzt ist klar: Daraus wird nichts.

Köln braucht neue Wohnungen: Doch jetzt sind die Pläne für das nächste Bauprojekt mit 400 neuen Wohnungen geplatzt.

Das nächste Immobilienprojekt mit 400 geplanten neuen Wohnungen in Köln ist gescheitert: Der Hamburger Projektentwickler Garbe Urban Real Estate Germany wird die frühere RWE-Power-Zentrale am Stüttgenweg in Lindenthal nicht zu einem Gebäude mit unter anderem 280 sogenannter Service-Wohnungen für Senioren umbauen.

Bei solchen Wohnungen mieten die Nutzerinnen und Nutzer zusätzlich weitere Angebote und Betreuungen, beispielsweise die ambulante Pflege oder Fahrdienste. Die Wohnungen sollten zwischen 50 und 80 Quadratmeter groß sein. Weitere 120 Wohnungen sollten eine vergleichsweise günstige Miete haben.

Zu den Gründen äußerte sich Garbe nicht, ein Sprecher teilte lediglich mit, dass die zuständige Grundstücksgesellschaft des Unternehmens, die Stüttgenweg GmbH, sich aus der Entwicklung „zurückgezogen“ habe.

Vor zwei Jahren war eine Sprecherin von Garbe auskunftsfreudiger und hatte gesagt: „Insbesondere die Finanzierungsbedingungen für die geplante Umwandlung der RWE-Power-Zentrale haben großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. Zum aktuellen Stadium in der Entwicklung ist es allerdings noch zu früh, die genauen Auswirkungen beziffern zu können.“

RWE Power will Immobilie weiter verkaufen

Ein Sprecher von RWE sagte nun, dass Garbe „sich aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Lage auf dem Immobilienmarkt im Zuge der Corona-Krise aus dem Projekt zurückgezogen“ habe. Seiner Aussage nach biete das Haus aber weiter „verschiedene attraktive Nutzungsmöglichkeiten, die auch grundsätzlich nachgefragt werden, beispielsweise seniorengerechtes Wohnen oder Büronutzungen“. Aktuell platziert RWE Power demnach die Immobilie wieder auf dem Markt, um sie zu verkaufen.

Seit 2024 sind alle der einst rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere Standorte gezogen und RWE Power nutzt das Gebäude noch als Büro oder für interne Veranstaltungen sowie für Zwischennutzungen wie Filmarbeiten. Das Haus steht nahe der Dürener Straße ungefähr einen Kilometer südlich des Rhein-Energie-Stadions, seit 1981 nutzte das Unternehmen es als Zentrale.

02.08.2022, Köln: Luftaufnahme des Bürogebäudes der RWE Power AG, ehemals Rheinbraun, im äußeren Grüngürtel. Ein Investor wollte das Gebäude in Wohnungen umwandeln, jetzt ist er Pleite. Luftaufnahme mit Drohne Foto: Uwe Weiser

Luftaufnahme des Bürogebäudes der RWE Power AG, ehemals Rheinbraun, im äußeren Grüngürtel. Ein Investor wollte das Gebäude in Wohnungen umwandeln, jetzt ist er Pleite. Luftaufnahme mit Drohne

Zuletzt hatte sich schon der Leverkusener Projektentwickler Cube Real Estate vom Kauf der Fläche des Brauereiverbundes „Haus kölscher Brautradition“ in Mülheim zurückgezogen: Auf dem leerstehenden Areal sollten etwa 222 Wohnungen entstehen, davon 67 mit vergleichsweise günstiger Miete. Zu den Gründen äußerten sich weder Cube noch die Radeberger-Gruppe als Verkäufer (wir berichteten). Radeberger nimmt nun einen neuen Anlauf.

Das bedeutet, dass durch das Aus der beiden Projekte insgesamt 622 Wohnungen vorerst nicht entstehen, davon 187 Wohnungen mit vergleichsweise günstiger Miete. Sie sind mit öffentlichem Geld gefördert, die NRW-Bank erlässt bis zu 35 Prozent des Darlehens. Im Gegenzug sind die Wohnungen für meist 25 bis 30 Jahre an eine Miete gebunden, aktuell sind das in Köln zwischen 7,85 Euro und 9 Euro je Quadratmeter.

Eine Firma ging insolvent

Schon 2022 waren Probleme für das Bauprojekt in Lindenthal aufgetaucht (wir berichteten): Damals hatte Garbes Projektpartner, die Terragon AG, Insolvenz angemeldet – doch Garbe betonte, das Projekt trotzdem umsetzen zu wollen. Das änderte sich nun.

Für den geplanten Umbau der früheren RWE-Power-Zentrale hatte der Stadtentwicklungsausschuss des Rates einen veränderten Bebauungsplan auf den Weg gebracht (wir berichteten). Die Silhouette des Gebäudes sollte laut einer ersten Visualisierung größtenteils erhalten bleiben, doch die Fassade sollte erneuert und Teile des Rohbaus ausgetauscht werden. Im Erdgeschoss sollten öffentlich zugängliche Büros, Lobby, ein Restaurant und ein Spa-Bereich entstehen.

Probleme in Lindenthal

Wo Menschen im Alter wohnen oder wo sie gepflegt werden, ist ein Problem, das zunimmt. Das geht aus dem dritten Bericht zur kommunalen Pflegeplanung der Stadt hervor.

Demnach gibt es in Lindenthal zu wenige Service-Wohnungen: Stadtweit sind es durchschnittlich 5,7 dieser Wohnungen je hundert Menschen, die 80 Jahre und älter sind. Lindenthal verfügt aber nur über durchschnittlich 2,9 Wohnungen dieser Art und liegt damit „weit unter dem Gesamtdurchschnitt der Stadt Köln“, heißt es in dem Bericht. Lindenthal ist damit Letzter unter den neun Bezirken.