Mehr als 250 Menschen kamen in Erinnerung an den Bombenanschlag 2004 zusammen. Es bleibt die Frage: Wann kommt das Mahnmal für die Keupstraße?
Noch immer kein MahnmalKeupstraße erinnert an NSU-Anschlag vor 21 Jahren

Oberbürgermeisterin Henriette Reker gedenkt des rassistisch motivierten Anschlags auf der Keupstraße am 9. Juni 2004.
Copyright: Dirk Borm
Den Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags in der Keupstraße vom 9. Juni 2004 hat die Frage bestimmt, wann das Mahnmal entsteht. Am Montag legten Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und der türkische Generalkonsul Hüseyin Kantem Al Kränze am Tatort in Mülheim nieder.
Vor 21 Jahren hatten dort Mitglieder des selbsternannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) eine Nagelbombe gezündet, die 22 Menschen verletzte, vier von ihnen schwer.
Mehr als 250 Menschen erinnerten an den Anschlag, darunter auch Angehörige der Opfer und Überlebende von NSU-Anschlägen in Hanau, Halle und Dortmund.
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An Mohammet Ayazgün flogen einige der 800 Nägel knapp vorbei, sein Trommelfell riss. Am Montag sprach er für die Betroffenen: „Heute, 21 Jahre später, stehe ich hier, ich lebe, ich spreche, ich bin nicht still. Wir sind alle noch hier, in dieser Straße in diesem Land.“
Er führte damals wie heute das Café Paradies auf der Straße. Auf der Keupstraße leben und arbeiten viele Kölner mit türkischem Migrationshintergrund, die bis heute traumatisiert von der Tat und dem Umgang mit ihr sind.

Hüseyin Kantem Al (türkischer Generalkonsul), Tayfun Keltek (Integrationsbeauftragter der Stadt Köln), Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs auf der Gedenkfeier zum 21. Jahrestag des Anschlags in der Keupstraße.
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Bis 2011 hatte die Polizei die Täter im Umfeld der Opfer vermutet. Erst, als der NSU sich 2011 in einem Bekennervideo selbst enttarnte, wurde der rassistisch motivierte Hintergrund der Tat klar.
Die Verdächtigung der Betroffenen von Polizei und Presse nannte Ayazgün einen „zweiten Anschlag“. Generalkonsul Hüseyin Kantem Al sagte: „Die Keupstraße hat sich gewehrt und ist nicht Opfer geblieben, sondern Symbol des Widerstands geworden.“
Kölner: Diskussion um Errichtung des Mahnmals für die Keupstraße
Reker sagte am Montag: „Ihre alltäglich gelebte Diversität ist wichtig für uns alle, damit Ausgrenzung keine Chance hat und die Erinnerung an den 9. Juni 2004 aufrechterhalten wird.“
Das sollte eigentlich mit einem Mahnmal geschehen, für das vor allem die Interessengemeinschaft (IG) Keupstraße seit mehr als zehn Jahren kämpft. Trotz eines schon 2016 von einer Jury ausgewählten Entwurfs und einer seit 2021 gefundenen Grundstücks existiert es noch immer nicht.
Vor einem Monat wandte sich die IG mit einem offenen Brief an Reker, Baudezernent Markus Greitemann und den Bauinvestor Gentes, auf dessen Grundstück an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße das Mahnmal entstehen soll.
Bünyamin Köksoy, Vorsitzender IG Keupstraße, forderte am Montag mit Nachdruck einen Ort der Erinnerung für die Betroffenen, das wäre ein „starkes Zeichen, ein Bekenntnis für eine vielfältige Gesellschaft“. Köksoy sagte: „Solange es kein Mahnmal gibt, bleibt eine Lücke im Stadtbild, im Bewusstsein der Kölner.“
Reker sagte bei der Gedenkveranstaltung, sie „wünsche sich wirklich sehr“, dass das Mahnmal „endlich realisiert wird“. Sie warf der IG vor, das Mahnmal stünde schon, hätte die IG nicht alle anderen Standort abgelehnt. „Das Grundproblem ist, dass man sich für einen Ort entschieden hat, der in Privatbesitz ist“, sagte Reker.
Gentes habe versichert, dass der Abriss des bestehenden Gebäudes dieses Jahr beginnt und im nächsten gebaut werden können. Reker fügte an: „Ich kann Ihnen diesen Zeitplan nicht seriös versprechen. Ihn müssen andere einhalten.“