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Familien-BusinessDie jüngste Metzgerin Kölns steigt ins Geschäft in Köln-Zündorf ein

Lesezeit 4 Minuten
Eine junge Frau in Metzger-Schürze und mit Käppi auf dem Kopf steht an der Wurstmaschine.

„Lisa Hennes ist mit 21 Jahren die jüngste Fleischermeisterin in Köln“, sagt ihr Vater Peter Hennes.

Lisa Hennes hat sich bewusst für die Übernahme des Familiengeschäfts in Zündorf entschieden. Noch arbeitet sie Seite an Seite mit Vater Peter. 

„Ich bin mir sicher, dass Lisa mit 21 Jahren die jüngste Meisterin im Kammerbezirk ist“, so Peter Hennes. Der 54-Jährige ist stolz auf seine Tochter. Sie hat im März erfolgreich ihre Prüfung abgelegt. Die vierte Generation ist somit am Start im Laden an der Hauptstraße in Köln-Zündorf.

Der Betrieb ist nach Zahlen der Handwerkskammer Köln einer von 76 in Köln. Über die Metzgerinnen führt die Dachorganisation nicht gezielt Buch. Fest steht aber, dass es im Jahr 2019, also vor Corona, nur 54 Betriebe waren, was auch mit einer veränderten Zählweise zu tun hat: Erfasst werden auch die Frischhaltetheken in Supermärkten, die nach einem Gerichtsurteil aus Baden-Württemberg einen Fleischermeister beschäftigen müssen.

Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium begann Lisa Hennes ein Studium der Chemie. „Aber schon nach zwei Semestern war mir klar, dass das alles viel zu theoretisch ist“, so die Metzgermeisterin. Auch ein Praktikum in einem Steuerbüro mit der eher trockenen Zahlenmaterie überzeugte sie nicht. „Da habe ich mich entschlossen, eine Lehre im elterlichen Betrieb zu machen.“ 2024 schloss sie diese mit ihrem Gesellinnenbrief ab. 

Lisa Hennes aus Köln-Zündorf besuchte die Meisterschule für das Fleischerhandwerk in Frankfurt

„Mir hat das Fleischerhandwerk gefallen und ich wollte weitermachen“, berichtet sie. Sie besuchte die Meisterschule in Frankfurt in Vollzeit, nach nur drei Monaten bestand Lisa Hennes die Prüfung am 27. März 2025.  Die Freude in der Familie war groß - auch weil das Handwerk nun langfristig in jüngere Hände übergeben werden kann.

Eine glückliche Fügung für Vater Peter Hennes und ganz Zündorf. „Nur wenige junge Leute entscheiden sich heute für den Metzgerberuf. Dementsprechend gibt es kaum Nachfolger für bestehende Betriebe, die einen Übernehmer oder eine Übernehmerin suchen. Insgesamt ist das eine ernstzunehmende Entwicklung. Wir setzen uns für die Metzgereibetriebe in unserem Kammerbezirk ein, damit die Grundversorgung in den Stadtvierteln und Gemeinden erhalten bleibt“, sagt Stephanie Bargfrede von der Handwerkskammer Köln.

Ein Mann und eine Frau stehen nebeneinander in einer Metzgerei. Beide halten Teller in der Hand, auf dem einen sind Schnitzel, auf dem anderen Frikadellen.

Lisa Hennes mit Vater Peter im Verkaufsraum der Metzgerei. Neben Frikadellen und Schnitzeln kann dort auch frischer Käse gekauft werden.

Dass ihr Vater nun schnell aufhört, möchte Lisa Hennes aber auf keinen Fall. Es gibt noch viel zu lernen. Peter Hennes hört das gerne. Auch ihn hatte sein Vater noch einige Jahre in der Firma begleitet, als er diese mit 26 Jahren übernahm. „Die Metzgerei Hennes war damals der letzte Betrieb in Köln, der Tiere selber schlachten durfte. Als die Verordnungen immer strenger wurden, haben wir damit aufgehört“, erinnert er sich. Jetzt wird das Fleisch bei ausgesuchten Betrieben gekauft.    

Im Tor beim SV Allner-Bödingen ist Lisa Hennes eine Stütze der Mannschaft.

Im Tor beim SV Allner-Bödingen ist Lisa Hennes eine Stütze der Mannschaft.

Wenn Lisa Hennes nicht in der Wurstküche steht, dann kann man sie auf dem Fußballplatz sehen. Als Torfrau spielte sie der Regionalliga beim SV Menden in Sankt Augustin, wechselte später zum SV Allner-Bödingen nach Hennef. „Während der Meisterschule habe ich allerdings eine Pause beim Fußball gemacht“, berichtet sie.  Ich wollte mich voll auf die Prüfung konzentrieren. Das ist ihr auch gelungen. Mit einem Schnitt von 1,9 bekam die Zündorferin noch eine besondere Auszeichnung. 

Fleischermeisterin Lisa Hennes aus Köln-Zündorf hält nichts von vegetarischer Wurst

Vater Peter Hennes hat seine Maschinen im Betrieb immer auf dem neuesten Stand gehalten. Davon profitiert die Tochter jetzt. Einen Investitionsstau gibt es in der Metzgerei nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Eine Spezialmaschine in der Wurstküche sorgt zum Beispiel dafür, dass die 20 Salamisorten perfekt gelingen.    

Von vegetarischer Wurst hält Lisa Hennes nichts. „Was da an Chemie drin ist, will keiner wissen.“  Sie setzt deswegen auf klassische Fleischverarbeitung. Allerdings ist der Grillkäse von Hennes ein Geheimtipp nicht nur im Dorf. Auch verschiedene Käsesorten als Brotbelag gibt es im Laden. Die frisch belegten Brötchen der Metzgerei sind der Renner. Schon morgens gibt es Schlangen vor der Tür. 

Die Rückseite eines Transporters zeigt ein Bild von einem Jungen und einem Mädchen, die von Würsten abbeißen.

So kennen die Zündorfer Lisa Hennes (r.) seit Jahren. Inzwischen ist sie 21 Jahre alt.

Eigentlich möchte Lisa Hennes im Laden so weitermachen wie bisher. Natürlich müsse man sich den „Wünschen der Kunden anpassen und mit der Zeit gehen.“ Einen Plan hat sie allerdings. „Ich möchte Wurstkonserven selber herstellen.“ Sie hat sich dazu schon in Deutschland umgeschaut und erste Kontakte mit Anbietern geknüpft, um sich dort weiterzubilden. Vater Peter hat nichts dagegen, wenn die Tochter eigene Akzente im Laden setzt.