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BürgereingabeDurchgangsverkehr und keine Lösung in Sicht in der Raderberger Straße

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Die Raderberger Straße ist Anliegerstraße – trotzdem herrscht hier viel Durchgangsverkehr.

Die Raderberger Straße ist Anliegerstraße – trotzdem herrscht hier viel Durchgangsverkehr.

Seit Jahren klagen Anwohner über zu viel Verkehr auf der Raderberger Straße. Eine Bürgereingabe scheiterte jetzt – trotz breiter Problemanerkennung.

Eine ruhige Anliegerstraße mit Tempo 30 – so sieht die Raderberger Straße auf dem Stadtplan aus. Im Alltag aber rollen hier weit mehr Autos durch, als den Anwohnern lieb ist. Seit Jahren beschweren sie sich über Schleichverkehr und zu hohe Geschwindigkeiten. Jetzt versuchte Anwohner Simon Burger über eine Bürgereingabe eine Verbesserung zu erreichen. Über die hatten die Bezirksvertreter in ihrer jüngsten Sitzung abzustimmen.

Lidl-Parkplatz als Durchgang

„Die Straße hat sich in den letzten Jahren fast zu einer zweiten Brühler Straße entwickelt. Tempo 30 wird oft überschritten“, schilderte Burger in der Sitzung. Beide Straßenseiten seien stets dicht zugeparkt, was die Sichtbeziehungen behindere. Vor allem aber werde die Straße von vielen genutzt, um den nördlichen Teil der Brühler Straße mit Ampeln und Verkehr zu umgehen.

„Am südlichen Ende der Straße befindet sich ein Lidl-Parkplatz, über den viele Autofahrer fahren, um von dort auf die Brühler Straße zu kommen“, beschrieb der Petent. Kinder seien besonders gefährdet, sagte Burger, denn die Straße werde als Schulweg zu den Grundschulen Cäsarstraße und Annastraße genutzt. Zudem liege eine Kita direkt an der Strecke, so Burger.

Der Lidl-Parkplatz am südlichen Ende der Raderberger Straße wird von Autofahrer oft als inoffizieller Durchgang zur Brühler Straße genutzt – ein Problem für die Anwohner.

Der Lidl-Parkplatz am südlichen Ende der Raderberger Straße wird von Autofahrer oft als inoffizieller Durchgang zur Brühler Straße genutzt – ein Problem für die Anwohner.

Seine Vorschläge: die Zufahrt vom Lidl-Parkplatz sperren, Bremsschwellen auf der gesamten Straßenlänge installieren und perspektivisch eine Fahrradstraße einrichten. In der querenden Mannsfelder Straße, so Burger, hätten Schwellen bereits bewiesen, dass sie den Verkehr beruhigen.

Die Verwaltung lehnte die Vorschläge bereits ab. In ihrer Stellungnahme verwies sie auf Geschwindigkeitsmessungen, bei denen nur 0,21 Prozent Verstöße registriert worden seien. Auch die Unfallzahlen der vergangenen drei Jahre ergäben „keine Unfallhäufung“. Bei einer Begehung habe man zudem „keine verkehrsrechtlichen Auffälligkeiten“ festgestellt. Daher bestehe „kein Handlungsbedarf“.

„Die Antwort der Verwaltung ist sehr enttäuschend“, sagte Burger. Die Geschwindigkeits-Messstelle sei ungünstig gesetzt gewesen, nämlich an einer Rechts-vor-links-Kreuzung: „Da fährt tatsächlich niemand zu schnell.“ Nur auf Unfallzahlen zu schauen, sei „nahezu zynisch“. Dass der Lidl-Parkplatz als Durchgang genutzt werde, bleibe in der Stellungnahme völlig unberücksichtigt, kritisierte er.

Problem bekannt – bisher keine Lösung

In der anschließenden Diskussion zeigte sich: Die Lokalpolitiker wissen um das Problem und erkennen es an, sehen aber keine Möglichkeit, eine Verbesserung zu schaffen. Bremsschwellen würden nicht mehr eingebaut, da sie Rettungsfahrzeuge behinderten und Lärm verursachten, erklärte SPD-Vertreter Jörg Klusemann. „Es ist ein großes Problem, dass der Lidl-Parkplatz als Durchgang genutzt wird. Aber es ist ein Privatgrundstück. Da können wir leider keinen Einfluss drauf nehmen“, sagte er. Bodo Schmitt, Grüne, wies darauf hin, dass die parallellaufende Kreuznacher Straße bereits als Fahrradstraße vorgesehen sei und somit die Raderberger Straße dafür nicht in Frage käme. Christoph Schykowski, CDU, ergänzte, dass im Fußgängerdurchgang unter dem Hochhaus am Ende der Straße Treppen vorhanden seien, wodurch sich die Strecke nicht als Fahrradstraße eigne.

Mehrere Bezirksvertreter meinten, dass sich die Lage entspannen werde, sobald die Großbaustellen auf Bonner Straße und Marktstraße abgeschlossen seien. Bezirksbürgermeisterin Sabine Müller, Grüne, regte eine erneute Geschwindigkeitsmessung an.

Dass die Raderberger Straße ein Dauerthema ist, wurde im Verlauf der Sitzung erneut deutlich. Schon 2017 hatten die Bezirksvertreter die Verwaltung beauftragt, Maßnahmen gegen den Durchgangsverkehr zu ergreifen – ohne Ergebnis. „Wir haben schon oft überlegt, wie man die Situation verbessern kann, aber bisher gibt es leider keine sinnvolle Lösung“, bedauerte Klusemann.

Einstimmig folgten die Lokalpolitiker der Verwaltung und lehnten die Bürgereingabe ab. Ein Dauerproblem und keine Lösung – frustrierend für die Anwohner wie auch für die Lokalpolitiker. Lidl teilte auf Anfrage dieser Zeitung mit, man werde „die Situation vor Ort prüfen“.

Burger findet, dass auch Alternativen zur Geschwindigkeitsreduzierung auf der Straße geprüft werden sollten. Zudem zweifelt der Jurist an, dass es rechtlich für die Stadt keine Möglichkeit gibt, die Zufahrt von der Raderberger Straße zum Lidl-Parkplatz zu sperren.