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Kommentar

Satirischer Wochenrückblick
Bruche mer nit, fott domet

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2 min
Das Bild zeigt die Container der ehemaligen Bundespolizeiwache auf dem Breslauer Platz. Foto: Stefan Ohmes

Überraschendes Comeback: Die Container der ehemaligen Bundespolizeiwache auf dem Breslauer Platz werden gerade am Hamburger Hauptbahnhof als Interim für die dortige Bundespolizei aufgebaut. 

Am Hamburger Hauptbahnhof feiert die hässliche Baucontainerwache der Polizei vom Breslauer Platz ihr Comeback. Köln hat noch mehr Angebote auf der Resterampe.

So ein Machtvakuum zwischen zwei Ratsperioden, auf den letzten Metern der Amtszeit von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die ihren Schreibtisch Anfang November an Torsten Burmester übergeben wird, bietet auch Chancen. Einfach mal durchatmen und frei von den Belastungen des kommunalpolitischen Alltags nach frischen Ideen für Köln zu suchen.

Was das äußere Erscheinungsbild angeht, von Stadtbild wollen wir nach den jüngsten Äußerungen des Bundeskanzlers besser nicht reden, hat die Bundespolizei eine Steilvorlage geliefert.

Von wegen: Alles, was in Köln zum Teil seit Jahren herumsteht und vor sich hin gammelt, ist anderswo nicht mehr zu gebrauchen. Die Containerwache am Breslauer Platz, sechs lange Jahre der schlimmste Schandfleck der Schattenseite des Hauptbahnhofs, hat einen neuen Verwendungszweck gefunden.

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Sie steht seit kurzem in voller Schönheit auf dem Vorplatz des Hamburger Hauptbahnhofs und soll Anfang 2026 von der dortigen Bundespolizei bezogen werden. Die Freude der sonst eher zurückhaltenden Hanseaten ist offenbar so groß, dass sie dem kölschen Blechstapel nicht nur eine neue Klingelanlage spendiert haben. Nein. Am Bauzaun hängt sogar ein Banner mit der Aufschrift: „Jetzt auch in Hamburg.“

Bitte schön, gern geschehen. So viel Dankbarkeit hatten wir gar nicht erwartet.

Jede Menge Altlasten für die kölsche Resterampe

Das wirft die Frage auf, welche Altlasten wir noch auf die kölsche Resterampe stellen können. Zum Mitnehmen. Für Selbstabholer. Nach dem Motto: „Bruche mer nit. Fott domet.“ Ein zugegeben stark sanierungsbedürftiges Zeughaus zum Beispiel, in dem zuletzt ein schlecht sortierter Gemischtwarenladen mit kölschen Krimkrams untergebracht war, der sich Stadtmuseum nannte.

Interessenten könnten nicht nur das Gebäude, sondern auch den dazugehörigen Turm samt einem fahruntüchtigen Kleinwagen mitnehmen, dessen Extraausstattung aus zwei riesigen Flügeln besteht, die leider nur Attrappen sind und die Karre deshalb als Außenwerbung für Unternehmen der Flugtaxi-Branche ungeeignet erscheinen lassen.

Aus Platzgründen dringend loswerden möchte Köln auch eine in die Jahre gekommene, leicht vermüllte Großmarkthalle, die zum Jahresende leer sein muss, für einen Abbruch aber viel zu schade ist und in deren alter Versteigerungshalle es schon Theateraufführungen gegeben hat.

Wem dieser Kulturtempel nicht reicht, muss nur ein wenig Geduld aufbringen, um in rund drei Jahren am Breslauer Platz die blaue Mülltüte einzusacken, die sich Musical Dome nennt, weil die dem Ausbau des Hauptbahnhofs weichen muss. Das Opernhaus hingegen, das so mancher Stadtrat im halbfertigen Zustand am liebsten verschenkt hätte, ist tabu. Weil es nächstes Jahr wider Erwarten doch noch fertig wird. Eventuell würden wir den Kasten tauschen. Gegen die Elbphilharmonie. Die macht einfach deutlich mehr her.