Schlaglöcher gefährden Verkehrsteilnehmer. Trotz Reparaturmaßnahmen bleibt die Beseitigung der Schäden eine ständige Aufgabe der Stadt.
„Fahre hier kein Rad mehr“Kölns Straßen sind übersät von Schlaglöchern – Problem in Sülz sichtbar

Die Stadt spricht bei den Straßen von einer „erhöhten Schadensdichte“ im Frühjahr 2025.
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Die Temperaturen steigen, der Winter verabschiedet sich – und hinterlässt deutliche Spuren auf den Kölner Straßen. Sie sind von Schlaglöchern übersät. Aktuell melden Bürger über 8200 Problemstellen, hinzu kommen von der Stadt selbst identifizierte Schäden.
Besonders auffällig ist das Problem auf der Berrenrather Straße in Sülz. Der Straßenbelag gleicht hier einem Flickenteppich: Schlaglöcher, Baustellen und Stellen, an denen der Asphalt so stark abgenutzt ist, dass das darunter liegende Kopfsteinpflaster sichtbar wird. Anstatt auf der Straße zu fahren, schiebt hier eine Anwohnerin ihr mit Einkäufen bepacktes Fahrrad über den Gehweg. Sie sagt: „Hier fahre ich schon lange kein Rad mehr, das ist mir zu gefährlich“.
Um den Schlaglöchern auszuweichen, berichtet die Anwohnerin, würden Autofahrer in Bögen um diese herum fahren und dabei den Radfahrern gefährlich nahekommen. Das gefährde auch die vielen Schülerinnen und Schüler der Katholischen Grundschule an der Berrenrather Straße, die diesen Abschnitt auf ihrem täglichen Schulweg nutzen.

Schlaglöcher auf der Berrenrather Straße
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Bereits vor mehr als zehn Jahren beschloss die Lindenthaler Bezirksvertretung ein Konzept, um die Berrenrather Straße zwischen Universitätsstraße und Sülzgürtel umzubauen. Es umfasste einen 2,2 Meter breiten Schutzstreifen für Radfahrer auf der Fahrbahn, großzügige Gehwege und einen Multifunktionsstreifen, auf dem je nach lokalem Bedarf parkende Autos, Außengastronomie, zusätzliche Bäume oder auch Bushaltestellen Platz finden würden. Bisher ist davon aber noch nichts zu sehen. Gleichzeitig drängt sich der Eindruck auf, dass die Stadt die Schlaglöcher nur noch provisorisch ausbessert, bis die Straße – wann auch immer es dann so weit ist – saniert wird. Das Ergebnis: unzufriedene Verkehrsteilnehmer.
Nicht nur in Sülz werden Fahrrad- und Autofahrer beim Fahren über und um die kleinen Krater durchgerüttelt. Ein ähnliches Bild ergibt sich an vielen Stellen in der Stadt, Beispiel Niehler Straße: aufgeplatzter Asphalt, weggebrochene Pflastersteine, fehlende Fahrradwege. Wer hier den Straßenschäden mit dem Fahrrad ausweichen will, wird von vorbeifahrenden Autos angehupt. An der Florastraße steigt eine Fahrradfahrerin kurzerhand ab und wechselt auf den Bürgersteig. Ein Autofahrer schüttelt mit dem Kopf, während seine Autoreifen über den brüchigen Asphalt ruckeln.
Die Sorge der Kölnerinnen und Kölner vor Schäden durch Schlaglöcher sind berechtigt. Schlimmstenfalls sind kaputte Reifen, verbogene Spurstangen oder Risse in der Ölwanne die Folge. Für Fahrradfahrende stellen Schlaglöcher eine noch größere Gefahr dar, Stürze können lebensgefährlich enden.
Wird ein Auto bei der Fahrt durch ein Schlagloch beschädigt, können Besitzer die Rechnung nicht einfach an die Stadtverwaltung schicken. In der Vergangenheit hat sich die Stadt Köln vor Gericht erfolgreich auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs von 1980 berufen. Demnach ist eine Verkehrssicherungsverletzung der Kommune nicht erkennbar, wenn bei Einhaltung des Sichtfahrgebotes und aufmerksamer Fahrweise das Schlagloch erkannt und hätte umfahren werden können.

Schlaglöcher sind für Fahrradfahrer eine große Gefahr.
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Schlaglöcher entstehen durch den ständigen Wechsel von Feuchtigkeit und Temperatur, besonders im Übergang vom Winter zum Frühling. Wenn Wasser in Risse im Asphalt eindringt und bei Frost gefriert, dehnt es sich aus. Der Asphalt gerät dadurch unter Spannung und wird brüchig – Frostsprengung nennen Geowissenschaftler diesen Vorgang. Der ständige Verkehr auf der Straße belastet diesen Bereich dann zusätzlich, sodass die Oberfläche schließlich bricht und das Schlagloch entsteht.
Das Schlaglochproblem betrifft alle Kölner Bezirke. Bestimmte Bereiche, in denen Schlaglöcher besonders häufig auftreten, gibt es der Verwaltung zufolge nicht: „Durch die Witterung und die Zustände der Straßenbeläge ist derzeit eine erhöhte Schadensdichte im gesamten Stadtgebiet zu beobachten“, sagt Sprecher Robert Baumanns – und drückt damit diplomatisch aus, was viele Bürgerinnen und Bürger vor der Haustür sehen: Die Stadt ist voller Schlaglöcher, die Straßen sind kaputt.
Schlaglochbeseitigung als Daueraufgabe der Stadt Köln
Genaue Zahlen zu Schlaglöchern führe die Stadt nicht, sagt Baumanns. Tendenziell seien es jedoch mehr als im Vorjahr. „Die Beseitigung von Schlaglöchern ist eine Hauptaufgabe. Mitarbeitende des städtischen Bauhofs sind derzeit mit voller Personalstärke unterwegs, um der städtischen Verkehrssicherungspflicht nachzukommen.“
Doch die eigenen Mittel reichen nicht aus, um dem Problem Herr zu werden. Zusätzlich beauftragt die Stadt externe Firmen, die ganzjährig Reparaturarbeiten durchführen. Um den Reparaturaufwand zu verringern und Schäden nachhaltiger zu beseitigen, werden momentan neue Verfahren getestet. Eines dieser Verfahren ist wasserreaktiver Kaltasphalt, der Schlaglöcher effizienter und kostengünstiger reparieren soll.
Die Priorisierung der Schlaglochreparaturen erfolge nach Dringlichkeit und Sicherheitsaspekten. Schäden, die eine unmittelbare Gefahr für den Verkehr darstellen, werden umgehend beseitigt oder abgesichert. Weniger dringende, aber langfristig problematische Schäden werden in einem mittelfristigen Zeitraum behoben.
Über die Höhe der Kosten für die Reparaturmaßnahmen könne die Stadt keine Auskunft geben. Laut der Stadt Köln ist die Beseitigung von Schlaglöchern eine Daueraufgabe des städtischen Bauhofs. Da die Reparaturen oft auch mit anderen Maßnahmen wie der Umgestaltung des Straßenraums oder der Anpassung von Geh- und Radwegen verbunden seien, ist laut Baumanns eine genaue Zuordnung der Kosten nicht möglich. Außerdem sei die Stadt Köln nicht für alle Straßen sowie Geh- und Radwege zuständig, bei manchen liegen die Verantwortung in der Hand des Landes.
Schlaglöcher melden: So können Kölner helfen
Um die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern, haben Bürger die Möglichkeit, entweder die Schlagloch-Hotline der Stadt Köln unter der Telefonnummer 0221 221-38141 anzurufen oder die Online-Plattform „Sag’s uns“ zu nutzen. Über diese Plattform können Kölner Straßenmängel direkt im Internet melden, sobald sie diese im Straßenverkehr wahrnehmen. So meldet jemand für die Amsterdamer Straße: „Gefährliches Schlagloch, bitte schnell beheben. Mein Reifen ist beim Darüberfahren mit tiefem Riss zerplatzt.“