Bestens gelaunt und schlagfertig präsentierte Caroline Wahl ihren Roman „Die Assistentin“ im Rahmen der lit.Cologne Spezial.
Caroline Wahl in Köln„Lest doch mal den Text!“

Caroline Wahl beim Auftakt der lit.Cologne Spezial
Copyright: Katja Tauber
„Lest doch mal den Text, anstatt mit einem Maßband meinen Pony zu messen!“, kommentierte Caroline Wahls die teils heftige Debatte um ihre Person. „Am Anfang war das sehr hart“, sagte sie im Gespräch mit Emily Grunert zum Auftakt der lit.Cologne Spezial. Aber inzwischen könne sie besser damit umgehen - auch weil es viele unterstützende Stimmen gebe: „Bei mir kehrt sich so eine Verletztheit und Traurigkeit oft um in Wut und Energie - und die ist jetzt volle Kanne da!“
Tatsächlich war Caroline Wahl bestens aufgelegt und das Publikum hatte einen lustigen Abend im WDR-Funkhaus – obwohl das Thema ihres Romans „Die Assistentin“ eigentlich überhaupt nicht amüsant ist: Der Machtmissbrauch eines Verlegers gegenüber der Hauptfigur Charlotte – eine junge Frau, die bei ihm als Assistentin arbeitet. Als Caroline Wahl Auszüge liest, kommt auch der Witz des Textes erst richtig zur Geltung. Und in dem Moment versteht man, warum sie das Hörbuch selbst eingelesen hat. Auch wenn das – wie so vieles – einigen nicht gefällt.
Eine Geschichte vom Zuschauen
Schon während sie ihr Debüt „22 Bahnen“ schrieb, habe sie gewusst, dass sie über Charlottes Erlebnisse schreiben möchte, die teilweise auch ihre eigenen sind, erzählte sie. Sogar den Titel „Die Assistentin“ gab es schon. Doch ihr damaliger Agent verlangte erstmal Nachschub für die „22 Bahnen“-Fans. Sie solle „erstmal ihren Platz im Literaturbetrieb finden“, bevor sie mit so einem schwierigen Thema an die Öffentlichkeit geht, fand er. Aber nach dem zweiten Buch war klar: „Jetzt kommt die Assistentin!“, sagte Caroline Wahl. „Es führte gar keinen Weg daran vorbei, diese Geschichte zu erzählen“ - auch weil Charlottes Schicksal kein Einzelschicksal sei.
Bevor sie selbst bei einem Verlag als Assistentin arbeitete, war sie überzeugt: „Das ist der letzte Ort, wo so etwas stattfindet“. Weil Verlage für sie idealistische Orte waren, wo Menschen zusammen arbeiten, die für Literatur brennen und an aktuellen Debatten teilhaben. „Aber alle, die in der Verlagsbranche arbeiten, kennen diese Geschichten von so weirden Verlegern.“ Fast noch schlimmer als den Verleger selbst, findet sie die Tatsache, dass so viele Menschen in seinem Umfeld es zulassen, wie er mit der Assistentin umgeht: „Es ist auf jeden Fall auch eine Geschichte vom Zuschauen.“
Auch wegen ihrer persönlichen Geschichte habe es sie Überwindung gekostet, diesen Text zu schreiben. Gerade weil ihr der Stoff so am Herzen liegt, hätte sie sich gewünscht, dass das Buch eine Debatte über Machtmissbrauch anstößt. „Dass man auch seine eigene Rolle in solchen Situationen infrage stellt.“ Und deswegen muss sie am Ende dann doch nochmal kurz ihrem Ärger darüber Luft machen, dass nun viel zu wenig über Machtmissbrauch und viel zu viel über ihre Frisur und ihren Ferrari gesprochen wird. Doch schnell besinnt sie sich wieder auf ihr Selbstbewusstsein: „Es hatte eine Dringlichkeit, das zu erzählen. Und jetzt ist der Text da und bald kommt der nächste Banger – fertig!“.