Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar

Katy Perrys Flug ins All
Mit Feminismus hat das nichts zu tun

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Lauren Sanchez (von vorne links im Uhrzeigersinn), Amanda Nguyen, Katy Perry,  Gale King, Aisha Bowe und Kerianne vor ihrem Flug ins All.

Lauren Sanchez (von vorne links im Uhrzeigersinn), Amanda Nguyen, Katy Perry,  Gale King, Aisha Bowe und Kerianne vor ihrem Flug ins All.

Nur weil es nur Frauen waren, ist der Kurztrip ins Weltall noch lange kein Akt der Emanzipation. 

Klingt ja erst mal gar nicht so schlecht: Sechs Frauen dringen in eine bisher von Männern beherrschte Domäne vor und beweisen, dass sie genauso leistungsfähig sind wie die Kollegen. Wobei es da schon aufhört, denn von Kollegen kann bei dem Promi-Flug ins All in dieser Woche keine Rede sein. Popstar Katy Perry und Fernsehmoderatorin Gayle King sind ebenso wenig Astronautinnen wie Jeff Bezos' Freundin Lauren Sánchez und Filmproduzentin Kerianne Flynn.

Die Wissenschaftlerin Amanda Nguyen und die ehemalige Nasa-Raketenforscherin Aisha Bowe gaben dem zehnminütigen Trip in den Weltraum zumindest einen Hauch von Seriosität, aber retten konnten sie diese missglückte Werbeaktion des US-Unternehmens Blue Origin auch nicht. Und anders als Astronautinnen, die sich jahrelang auf ihren Einsatz vorbereiten und dabei viele Hürden überwinden müssen, wurden diese sechs allein wegen ihrer Popularität ausgewählt.

Damen-Flug ins All: Jeder Cent wäre bei einer Hilforganisation besser aufgehoben

Auch wenn das der erste rein weibliche Weltraum-Flug war, seit 1963 die russische Kosmonautin Walentina Tereschkowa ins All flog, war dieser Trip ein Triumph für den Kapitalismus. Statt ihre Prominenz und ihre Stimmen für sinnvolle Botschaften zu nutzen, ließen sich diese Frauen für die billige Werbeaktion eines Milliardärs einspannen. Da half es auch nicht, dass Katy Perry im All „What a Wonderful World“ anstimmte und erklärte, sie wolle mit der Teilnahme ihrer Tochter Daisy ein Vorbild sein und diese inspirieren, „ihren Träumen keine Grenzen“ zu setzen.

Da hätte sie sich besser nicht in diese an einen Vibrator erinnernde Rakete gesetzt, sondern stattdessen auf der Erde die sehr realen, langwierigen und wenig beachteten Kämpfe von Frauen in den USA und vielen anderen Ländern unterstützt, die sich gegen die Einschränkung ihrer Rechte wehren und für die Selbstbestimmung über ihren Körper einsetzen.

Jeder Cent, den dieser unsinnige Ausflug gekostet hat, wäre bei einer Hilfsorganisation besser aufgehoben gewesen. Davon abgesehen ist die Aktion auch unter Aspekten des Klimaschutzes reiner Irrsinn. Ricarda Lang, frühere Parteivorsitzende von Bündnis 90/Grüne, brachte es auf X auf den Punkt: „Katy Perry hat gestern mit einem Privatausflug ins All in 10 Minuten mehr CO2-Emissionen verursacht als ein durchschnittlicher Mensch in seinem ganzen Leben.“

Nur weil es nur Frauen waren, ist es eben noch lange nicht feministisch. Das einzig Emanzipatorische an diesem völlig verunglückten PR-Stunt ist die Tatsache, dass diese Frauen bewiesen haben, dass sie genauso in der Lage sind, sinnlos Geld zu verbrennen wie Männer.