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The Murder CapitalGebäude 9 äußert sich zu Konzertabsage wegen Palästina-Flagge

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Konzerttechnik im Kölner Club Gebäude 9. Foto: Thilo Schmülgen

Der Kölner Club Gebäude 9 äußerte sich nun zu der Absage der Show der Band The Murder Capital wegen des Flaggen-Verbots während der Konzerte. (Archivbild)

Nach der Konzertabsage der Band The Murder Capital äußert sich der Kölner Gebäude 9 mit einem Statement zum Flaggen-Verbot.

Die irische Rockband The Murder Capital befindet sich gerade auf Welttournee, 41 Shows in 18 Ländern auf vier Kontinenten stehen bis Oktober im Tourplan – zwei Deutschland-Shows in der vergangenen Woche hatte die Band jedoch kurzfristig abgesagt. Darunter auch die Show im Kölner Gebäude 9 am 11. Mai.

Der Grund: Die Band zeigte während ihres Auftritts eine Flagge Palästinas. In der Kölner Livemusik-Institution und im Berliner Gretchen, wo die Post-Punk-Band ebenfalls hätte auftreten sollen, ist das Zeigen von Nationalflaggen auf der Bühne jedoch unerwünscht. The Murder Capital sagten ihre Konzerte am Tag der Auftritte von sich aus ab und kritisierten die Clubs. Auch die Betreiber des Gebäude 9 haben sich inzwischen geäußert.

The Murder Capital: „Menschliche Reaktion auf eine schreckliche und unvorstellbare Situation“

Sänger James McGovern erläuterte die Entscheidung der Dubliner, das Konzert in Köln nicht zu spielen, in einem emotionalen Statement auf Instagram. „Diese Menschen [in Gaza] werden ausgerottet, ausgehungert, bombardiert“, so McGovern. Das Zeigen der palästinensischen Flagge bei ihren Konzerten sei „kein politisches Statement“, sondern „eine menschliche Reaktion auf eine schreckliche und unvorstellbare Situation“. Eine empathische Reaktion also, kein politischer Aktivismus. „[Die Flagge] muss auf unserer Bühne und so sichtbar wie möglich sein, überall auf der Welt.“

Gebäude 9 äußert sich zum Flaggen-Verbot

„In einer Welt in der Nationalismus mehr und mehr wächst und Konflikte eskalieren, ist es seit jeher unser Ziel gewesen, einen Raum zu schaffen, wo Menschen unterschiedlicher Kultur, unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Hintergründe zusammen kommen und gemeinsam die Musik genießen können. Deswegen haben wir eine klare, einfach Regel: Keine Nationalflaggen, egal welches Staates, auf der Bühne“.

Diese Regel habe dabei geholfen, unnötige Spannungen zu vermeiden und es für das Publikum, die Künstler und Mitarbeitenden einfacher gemacht, sich sicher, willkommen und respektiert zu fühlen, heißt es in dem Statement, das auf der Instagram-Seite des Gebäude 9 veröffentlicht wurde, weiter.

Diese Regel sei bisher noch von keinen Künstlern abgelehnt worden, im Gegenteil, es gäbe immer wieder Anfragen von Bands, auch das Zeigen von Flaggen im Publikum zu untersagen. Man respektiere jede Meinung und die künstlerische Freiheit und sei immer offen für Diskussionen, heißt es abschließend.

The Murder Capital spielen Acoustic-Gig im Rheinpark

Sowohl in Berlin, als auch in Köln, mussten die Fans von The Murder Capital, die zuletzt Nick Cave & The Bad Seeds auf ihrer Deutschland-Tour begleitet haben und im vergangenen Jahr einige Shows der Rockband Pearl Jam eröffneten, nicht auf Musik der Band verzichten.Die Iren spielten statt ihrer Clubshows spontane Acoustic-Gigs im Grünen, zu denen sie die Besucher aufriefen, selbst ihre Gitarren mitzubringen. In Köln fand das Ersatzkonzert im Rheinpark statt.

Die Redaktion des Online-Magazins Tonspion forderte angesichts der Absage von The Murder Capital Veranstalter dazu auf, einen neuen Umgang mit der Thematik zu finden. Während der Diskurs um Meinungsfreiheit in der Musikbranche Fahrt aufnehmen würde, würde in Deutschland die Unsicherheit wachsen. „Absagen, Boykotte oder Verbote von Symbolen wie Flaggen lösen den Nahostkonflikt nicht – sie verschärfen ihn auch nicht, aber sie ersticken den kulturellen Austausch.“

Wenn traditionelle Räume gesellschaftlicher Debatten, wie es Räume der Popkultur sind, durch politische Vorgaben beschränkt werden, dann gehe es längst nicht nur um Flaggen. Meinungsäußerung solle nicht verboten werden, schreibt die Redaktion, wenn Musiker eine klare politische Meinung haben oder auf ein politisches Problem aufmerksam machen wollen, solange diese nicht gegen Gesetze verstoße oder zum Hass aufriefe.

Das sei jedoch der Unterstützung eines freien Palästina nicht zu erkennen. Überhaupt seien Musikfans solcher Bands erwachsene Menschen und würden unabhängig von ihrer eigenen Position Debatten über die Rolle Israels im Gaza-Konflikt aushalten können, Cancel Culture, schließt die Redaktion, sei nicht die Lösung, sondern eine Verschärfung des Problems.

Wenige Tage nach der Absage durch The Murder Capital ist auch die Show der US-Hardcore-Punkband Scowl im Gebäude 9 abgesagt worden.