In einer Sky-Doku berichtet der Kölner Schauspieler Matthias Rödder, wie er Opfer eines Love Scams wurde.
Sky-Doku über LiebesbetrugGefangen in einer Kölner Fantasiewelt

Matthias Rödder dachte, Dennis sei die große Liebe. Doch es kam anders. In einer Sky-Doku erzählt er seine Geschichte.
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Um vier Uhr morgens, im Corner an der Schaafenstraße, stand er plötzlich da: Dennis. 2013 war das. Matthias Rödder fühlte sich sofort wohl mit dem jungen Anwalt. „Es war die Art, wie er auf mich einging“, erzählt er, „Komplimente machte, souverän, charmant und bescheiden, vor allem bodenständig.“
Und so begab er sich auf die Reise ins Wolkenkuckucksheim, die viel später mit einem Zusammenbruch endete und folgender Whatsapp-Nachricht: „Liebe Freunde, ich muss Euch darüber informieren, dass Dennis, mit dem ich vier Jahre zusammen war, ein lang gesuchter Verbrecher und Betrüger ist… Ich gehe gleich in die Klinik, muss Euch aber noch alle warnen. Entschuldigt meine Blindheit.“
Er gab mir das Gefühl, ein toller Typ zu sein
Als der Kölner Matthias Rödder zum Auftakt der dreiteiligen Dokumentation „Lovescam“, die ab Donnerstag, 5. Juni, auf Sky ausgestrahlt wird, diese Nachricht noch einmal vorliest, ist er immer noch fassungslos über den unglaublichen Betrug. Die Serie erzählt eine reale Geschichte, die so spannend ist, dass sie sich kaum ein Krimiautor hätte ausdenken können. Opfer kommen zu Wort und schildern die drastischen Folgen des Betrugs für sie, doch im Mittelpunkt steht die Hauptperson Matthias, der jahrelang als Partner mit dem Lovescammer in einer Fantasiewelt lebte.
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Der damals 32-jährige Bauleiter, Sänger und Schauspieler stand unter anderem für die Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ vor der Kamera und modelte auch, sorgte sich trotz seines Erfolges, dass Männer ihn nicht interessant und attraktiv genug finden. Dennis widerlegte das: „Er gab mir das Gefühl, ein toller Typ zu sein“, sagt Matthias. Dennis war ein eloquenter Gesprächspartner und zeichnete auch von sich ein großartiges Bild: Er, der junge Anwalt, warte auf seine Ernennung als Richter am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg, weil er eine Doktorarbeit geschrieben habe, die in einem europäischen Gesetz aufgegangen sei. Er solle auch das Bundesdienstkreuz verliehen bekommen.
Matthias unterschrieb bedenkenlos die vorgelegte Generalvollmacht
Dennis bezirzte alle, Matthias' Clique und Familie, erzählte, wie stolz er auf ihn sei, manipulierte derweil Geschehnisse und Dokumente. Als ein Theater Matthias trotz vorheriger mündlicher Zusage merkwürdigerweise kurzfristig absagte, klagte Dennis für Matthias - gegen Honorar, das der natürlich bereitwillig bezahlte. Matthias unterschrieb bedenkenlos die vorgelegte Generalvollmacht. Ähnlich machte es auch andere Freunde.
Doch die ersten Betrugsvorwürfe wurden laut. Matthias' Freundin, Anwältin Gaby Konietzny, die Dennis während seines anstehenden Luxemburgaufenthalts vertreten sollte, hatte seine „Kanzlei“ inspiziert und eine mit Akten vermüllte Kammer vorgefunden. Sie warnte Matthias: „Mit dem Typen stimmt irgendetwas nicht.“ Dennis wiegelte ab: Sie habe etwas falsch verstanden.

Matthias Rödder
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Später erwischte Matthias ihn beim Fremdgehen. Zur Aussprache erschien Dennis tränenüberströmt, schob ihm den Haustürschlüssel zu und sein Testament. Es besagte, dass Matthias' Neffen alles erben sollten. Matthias sei die Liebe seines Lebens. Dieser beschloss, um die Beziehung zu kämpfen: „Ein Rödder gibt nicht auf, gute Zeiten, schlechte Zeiten.“ Doch die Realität sollte die Geschichten der Vorabendsoap übertreffen.
Dennis war angeblich ständig in Luxemburg, die Beziehung zunehmend angespannt. Matthias' Onkel rüttelte ihn letztendlich wach. Er habe Dennis getroffen: „Er hatte einen Koffer dabei. Der war leer. Da stimmt doch irgendetwas nicht. Hast Du beim EuGH mal angerufen?“ Das tat Matthias dann und erhielt die Auskunft: „Sie sind nicht der Erste, der nach diesem Dennis fragt, aber nein, den gibt es hier nicht.“ Matthias erwischte den Gesuchten in seiner Kölner Wohnung, wo er auf der Couch lag. „Da hat es Klick gemacht“, sagt Mattias.
Er beendete die Beziehung mit dem heulenden Dennis, erhielt dann die Nachricht, dieser sei auf der Schaafenstraße gesehen worden - mit seinem neuen Freund René. Und plötzlich erhielt Matthias Berge von Post. Nachrichten zu Prozessen an verschiedenen Gerichten, die auf seinen Namen liefen, Mahnungen wegen Dingen, die er nicht gekauft hatte. Gaby Konietzny rief ihn an, wegen eines Prozesses, den er gerade gegen eine Modelagentur führe, die es gar nicht gab. Sie erinnert sich im Film: „Das war wie eine Popkornmaschine. Es ploppte immer mehr auf. Es erinnerte mittlerweile an eine schräge Komödie, wurde aber auch immer krimineller.“
Das Kartenhaus brach zusammen. Matthias begab sich kurz in die Psychiatrie – und zeigte Dennis danach an. Es stellte sich heraus, dass man seinen Ex-Freund schon gesucht hatte, bevor sie sich kennenlernten. Die Polizei verhaftete Dennis auf Matthias' Hinweis in Renés Wohnung. Dennis heißt in Wahrheit anders. Im Strafprozess wurde festgestellt: Der vorgebliche Anwalt ist eigentlich Erzieher.
Die Gerichtspsychologin diagnostizierte, er sei kein pathologischer, sondern ein habitueller Lügner, aus Gewohnheit. Mit seiner Masche verdiene er sein Geld - und würde damit wohl weitermachen. Dennis erhielt, nach Berufung, letztendlich eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und fünf Monaten. Mittlerweile ist er wieder auf freiem Fuß und arbeitet - in einem Seniorenheim.
Die dreiteilige Sky Original Doku „Love Scam - Die Geschichte eines unglaublichen Betrugs“ steht ab 5. Juni auf Sky Crime und zum Abruf bereit.