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Theater in KölnMonopoly wird jetzt auch auf der Bühne gespielt

3 min

Bild zur nö-Theater-Produktion "Monopoly - Analyse & Kritik. Ein Kinderspiel"

Das Kölner nö-Theater verbindet in „Monopoly – Analyse und Kritik“ Kapitalismuskritik mit enormem Unterhaltungswert.

Mit Monopoly verbinden wohl die Meisten von uns Erinnerungen an lange Spieleabende, die im Rückblick je nach persönlicher Erfahrung traumatische oder sentimentale Gefühle wachrufen. Das Gesellschaftsspiel ist ein zeitloses Phänomen der Popkultur und damit bestens geeignet, um in einem unterhaltsamen und sorgsam recherchierten Theaterabend vom Kölner nö-Theater unter die Lupe genommen zu werden.

Wie schon bei „Titanic – Analyse und Kritik“ gastiert die Gruppe unter der Regie von Janosch Roloff für „Monopoly – Analyse und Kritik“ im heimeligen Kabarett Klüngelpütz. Anne Müller am Klavier und an der Gitarre sorgt für die passende Hotelbar-Atmosphäre und führt gemeinsam mit Julia Knorst und Yannick Hehlgans das Publikum spielerisch in die dubiose Entstehungsgeschichte von Monopoly ein. Auf den ersten Blick ist der Mythos Monopoly wie geschaffen, um den amerikanischen Traum zu veranschaulichen.

Monopoly sollte eigentlich vor den Gefahren des Landbesitzers warnen

War es doch der mittellose Heizungsmonteur Charles B. Darrow, der mitten in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre an der Ostküste mit Fleiß und Beharrlichkeit das Brettspiel so populär machte, dass Spiele-Gigant Parker Brothers die Rechte erwarb. Parker profitierte mit Millionengewinnen am Erfolg des Spiels. Dass allerdings die eigentliche Erfinderin, das Multitalent Elizabeth J. Magie, bereits 1904 „The Landlord's Game“ entwickelte, passte nicht in die „Vom-Teller-Wäscher zum Millionär“-Legende. Die Feministin und Kapitalismus-Kritikerin, die mit ihrem Spiel eigentlich vor den Gefahren monopolistischen Landbesitzes warnen wollte, wurde 1935 mit 500 Dollar abgespeist und musste mitansehen, dass ihre Spielidee von Parker Brothers auf den Kopf gestellt wurde.

Die findigen Unternehmer hatten erkannt, dass selbst in Krisenzeiten die Menschen eine diebische Freude dabei empfinden, beim Brettspiel die Konkurrenten in den Ruin zu treiben. Zu den Monopolisten der Moderne ist es im Stück nur ein kleiner Schritt. Was es heißt, wenn aus dem Spiel Realität wird, bekommt das Publikum in pointierten Beispielen vorgeführt. Bei der Veranschaulichung der Vermögensanhäufung der Superreichen geht es nicht um eine Neiddebatte, sondern um Sensibilisierung für die grundlegende Gefährdung der demokratischen Gesellschaftsordnung, wenn die Schere von Arm und Reich immer weiter auseinandergeht.

So ist der hiesige Cum-Ex-Skandal eben nicht eine saloppe Auslegung der Spielregeln, sondern ein symptomatischer Skandal, der sich durch die drohende Vernichtung von Beweisakten für die Zivilgesellschaft endgültig zum Trauerspiel entwickelt. Bei der niederschmetternden Aufarbeitung der Faktenlage verliert das Stück dennoch nie seine satirische Dynamik, auch wenn das Gelächter im Saal mitunter wohl Galgenhumor sein dürfte. Dem nö-Theater ist nach dem großen Erfolg von „35 Tonnen“ erneut ein Stück gelungen, das scharfe Satire und fundierte Fakten zu einem unterhaltsamen Theatermix vereint.

Nächste Termine: 12. - 14.9., 30. + 31.10. Theater Klüngelpütz