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Lohmarer Mundartautor wird 70Erwin Rußkowskis Jecke Liebe auf dem zweiten Blick

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Stolz präsentiert Erwin Rußkowski einige der Karnevalsorden, die er in den vergangenen Jahren erhalten hat.

Lohmar – Der Karneval und Erwin Rußkowski, das war eher eine Liebe auf den zweiten Blick. „Als ich 1976 an der Hauptschule in Lohmar anfing, war ich eigentlich ein Karnevalsgegner. Bei meinen Altersgenossen galt Karneval als spießig und primitiv“, erinnert sich Rußkowski. Am Dienstag wird der mehrfach ausgezeichnete Brauchtumspfleger, Mundartautor und Talentförderer 70 Jahre alt.

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Zwei Bücher mit Sketchen und Büttenreden hat Erwin Rußkowski  bislang veröffentlicht. „Laache is jesund“ und „Us demm Levve“.

Als Junglehrer konnte sich Rußkowski dem Schulkarneval aber nicht entziehen und studierte mit seiner fünften Klasse den Bläck-Fööss-Klassiker „Pänz“ ein: „Die Proben hatten schon viel Spaß gemacht, und das steigerte sich noch, als die Kinder dann auf der Bühne standen.“

Verantwortlich für Schulkarneval

Prompt fand er sich mit einer Kollegin in der Rolle des Schulkarnevalsverantwortlichen wieder; eine Aufgabe, die er von 1978 bis 2013 übernahm und die weite Kreise ziehen sollte. Seine Eltern waren im Zweiten Weltkrieg aus Pommern nach Lohmar gekommen. Schon bei der christlichen Jugendarbeit stellte er fest, dass er einen guten Draht zu Kindern und Jugendlichen hatte. Die Entscheidung, als Lehrer an der Hauptschule zu unterrichten, fiel bewusst: „Ich wollte lieber mit den bodenständigen Menschen arbeiten als mit den etwas Abgehobenen.“

Acht Jahre in Kölner Nachwuchsförderung

Die von Rußkowski organisierten Schulsitzungen wurden immer beliebter und fielen auch dem organisierten Kölner Karneval auf. Von dort erhielt er das Angebot, bei der Nachwuchsförderung des Festkomitees Kölner Karneval mitzuwirken, wo er sich acht Jahre lang engagierte.

Arbeit mit jungen Menschen

Auch nach seinen Wechsel in den Ruhestand blieb er der jecken Nachwuchsförderung treu. Als Dozent der Musik- und Kunstschule macht er einmal wöchentlich Jugendliche zwischen elf und 16 Jahren für Auftritte in rheinischer Mundart fit: „Ich mag junge Leute. Wenn man mit ihnen arbeitet, bleibt man selbst ein bisschen jung.“ Dahinter steckt auch ein pädagogischer Ansatz: „Die Jugendlichen müssen fleißig sein, sich beweisen und erfahren dadurch Selbstvertrauen. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn 400 Leute im Saal klatschen, weil du eine tolle Leistung gebracht hast.“

Auftritt auf im Advent

Unterstützt wird diese Arbeit durch den von ihm mitgegründeten Brauchtumsverein „Saach hür ens“. Inzwischen haben die betreuten Jugendlichen mehr als 250 Einzelauftritte bei mehr als 150 Veranstaltungen absolviert, nicht nur im Karneval, sondern auch im Advent und bei Sommerfesten.

Drittes Band könnte folgen

Schon als Lehrer hat Rußkowski dafür die Sketche und Büttenreden geschrieben: „Für Schüler gibt es einfach zu wenig geeignete Vorlagen.“ Einige davon wurden in den Büchern „Laache is jesund“ und „Uss demm Levve“ (ratio books) veröffentlicht, ein dritter Band könnte noch folgen.Man merkt Erwin Rußkowski an, wie gern er lacht, auch wenn ihm das aus gesundheitlichen Gründen nicht immer leicht gefallen ist. Ehefrau Gisela, zwei Kinder und zwei Enkelkinder sorgen dafür, dass ihm auch außerhalb des Karnevals nicht langweilig wird. Zudem pflegt der begeisterte Chorsänger seine umfangreiche Musiksammlung, die bis in die 60er-Jahre zurückreicht.