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Geheimaktion in der NachtUnbekannte reparieren Eisbachwelle in München – und ignorieren Surfverbot

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Ein Surfer reitet bei Nacht mit seinem Board über die künstliche Welle des Eisbachs im Englischen Garten.(

Ein Surfer reitet bei Nacht mit seinem Board über die künstliche Welle des Eisbachs im Englischen Garten.(Archivfoto)

Die legendäre Eisbachwelle ist zurück. In einer nächtlichen Aktion haben einige Surfer die Sache wohl selbst in die Hand genommen.

In einer Nacht- und Nebelaktion haben offenbar Surfer die Eisbachwelle in München kurzzeitig wieder zum Laufen gebracht. Mithilfe eines selbst gezimmerten Holzbretts gelang es ihnen am Wochenende, die stehende Welle wieder zum Leben zu erwecken. Ein Video, das der Surfclub München auf Instagram gepostet hat, liefert den Beweis.

Angeblich soll die Reparatur bereits in der Nacht zum Samstag (8. November) erfolgt sein. Zu Beginn des Instagram-Videos ist ein größeres Holzbrett samt Werkzeug zu sehen. Im weiteren Verlauf wird der Eisbach im München mit seiner neuen Welle gezeigt, auf dieser surft im Dunkeln eine Person mit Stirnlampe im Neoprenanzug.

Mitten in der Nacht: Eisbachwelle in München wieder hergestellt

Es handelte sich um eine illegale Aktion, da das Surfen auf der Eisbachwelle seit dem tödlichen Unfall im Frühjahr nur zwischen 5:30 Uhr und 22 Uhr erlaubt ist. Gegenüber der Münchner Abendzeitung bezog der Verein inzwischen Stellung. „Unserem Verein wurde das Video lediglich zugeschickt“, erklärte ein Mitglied des Surfclubs, der anonym bleiben will, gegenüber der „AZ“, „und wir wollten es veröffentlichen, um auf die Situation aufmerksam zu machen.“ Nach ihrer illegalen Geheimaktion nahmen die Surfer die selbstgebaute Holzrampe, die genauso breit wie das Flussbett ist, wieder mit.

Die Eisbachwelle bei Nacht in München.

Die Eisbachwelle bei Nacht in München.

Seit Tagen war die Münchner Surferszene in Aufruhr. Nach der jüngsten sogenannten Bachauskehr, bei der das Bachbett von Unrat und Sedimenten befreit wurde, hatte sich die berühmte Surferwelle am Münchner Eisbach nicht wieder aufgebaut. Bauliche Veränderungen wurden laut Stadt nicht vorgenommen.

Eisbachwelle in München verschwunden - Behörden stehen vor Rätsel

Nach dem Verschwinden der beliebten Welle prüfte die Stadt München eine Anpassung der Pegelstände. „Die vielen Parameter, die im Fließgewässer für die Welle sorgen, werden untersucht und entsprechend angepasst“, teilte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag (4. November) in der bayerischen Landeshauptstadt mit.

Eisbachwelle in München nicht mehr da – Behörden wollen Pegel anpassen

Warum die Welle zusammengebrochen war, erschloss sich den Surfern zunächst auch nicht. „Wir sind ratlos“, erklärte Freizeitsurfer Klaus Rudolf. „Ich stand am Freitagabend mit meinem Board an der Kante und konnte es nicht fassen.“

Die Eisbachwelle in München.

Im April war eine 33-jährige Surferin tödlich verunglückt - damals habe die Dunkelheit die Rettungsarbeiten erschwert.

Der Eisbach im Englischen Garten speist sich aus dem sogenannten Fabrikbach, der wiederum aus der Isar abgeleitet wird. Das Münchner Wasserwirtschaftsamt wollte laut Stadt nun Abflussmessungen vornehmen, um die Pegeldaten zu überprüfen.

Eisbachwelle in München ist ein Touristenmagnet

„Mit diesen Ergebnissen wird dann gemeinsam festgelegt, wie durch weitere Steuerungsmaßnahmen Abflussmengen und Wasserstände am Eisbach verändert werden können und auf welchem Weg sich dadurch eine surfbare Welle aufbauen lässt“, hieß es von der Stadt vergangene Woche.

Die Vertreter der Surfcommunity würden dabei eng eingebunden und informiert, wenn am Pegel oder Abfluss etwas verändert werde. Die Eisbachwelle gilt als weltweit konstanteste, größte und beste Flusswelle mitten in einer Großstadt. Sie ist seit 40 Jahren besurfbar und ein Touristenmagnet.

Nach dem tödlichen Unfall im Frühjahr, bei dem sich die Fangleine der Surferin im Untergrund des Eisbachs verhakt hatte, war die Eisbachwelle vorübergehend gesperrt worden. Ermittlungen zur Unfallursache brachten kein eindeutiges Ergebnis. Einige Wochen später wurde das Surfen wieder erlaubt. (mbr/afp)