Nach über 40 Jahren zeigt das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden Gerhard Richters „Lebensfreude“.
Jahrzehntelanges GeheimnisVerborgenes Wandbild von Kölner Künstler Gerhard Richter freigelegt

Der Künstler Gerhard Richter gilt als einer der bedeutendsten Künstler weltweit. (Archivbild)
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Der Pinsel schabt vorsichtig über die Wand, Schicht für Schicht fällt die Farbe. Langsam tritt „Lebensfreude“ wieder zum Vorschein. Es ist, als würde die Geschichte selbst Stück für Stück aus dem Dämmerlicht hervortreten.
Nach über 40 Jahren ist ein Wandgemälde des berühmten Malers Gerhard Richter im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden wieder sichtbar. Das frühere Diplomwerk des Künstlers wurde teilweise freigelegt und bietet nun einen faszinierenden Einblick in Richters Schaffen.
Deutsches Hygiene-Museum in Dresden zeigt „Lebensfreude“
Gerhard Richters Werke sind begehrt, der 93-Jährige zählt zu den weltweit teuersten lebenden Gegenwartskünstlern. Richter hatte das Wandgemälde 1956 als Teil seiner Diplomarbeit für sein Studium geschaffen. Es zeigt Szenen des Alltags und der Freizeit, in denen verschiedene Figuren dargestellt sind.
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1956 entstand das Wandgemälde „Lebensfreude“ im Foyer des Museums als Abschlussarbeit von Gerhard Richter und wurde 1979 überstrichen.
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1979 wurde das Bild übermalt, da das Institut für Denkmalpflege meinte, dass „dieser studentischen Arbeit keine künstlerische Bedeutung beizumessen“ sei. Auch die Flucht Richters aus der DDR im Jahr 1961 spielte in der Beurteilung des Werks eine Rolle. Iris Edenheiser, die Direktorin des Dresdner Museums betonte, dass die „kritische Auseinandersetzung mit den kunst- und zeithistorischen Schichten“, die unter dem Bild verborgen lagen, noch längst nicht abgeschlossen sei.
Der weltberühmte Kölner studierte einst in Dresden
Der Kölner Maler und Fotograf Gerhard Richter ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler. Er wurde 1932 in Dresden geboren und hat sich für Köln als seine Wahlheimat entschieden. Richter ist bekannt für seine experimentellen Herangehensweisen an die Malerei und seine Auseinandersetzung mit Fotografie, abstrakter Kunst und realistischen Darstellungen.
Zu seinen bekanntesten Werken gehören die „Fotoarbeiten“, bei denen er Fotos als Vorlage für Gemälde nutzte, und seine abstrakten Werke, die oft mit Farbflächen und unscharfen Formen arbeiten. Ein weiteres berühmtes Werk ist die Serie „Abstrakte Bilder“, bei der Richter mit Schabern und Wischen experimentiert, um dynamische, atmosphärische Effekte zu erzielen.
![Eine Frau schaut sich im Museum die Werke von Gerhard Richter, "Abstrakte Bilder 581-(1-5) [Fünf Werke]" an.](https://static.ds.ksta.de/__images/2025/04/08/b0e50a21-d1e6-4e41-b7e7-2965a95238a7.jpeg?q=75&q=70&rect=0,0,3700,2081&w=2000&h=1348&fm=jpeg&s=645262a32b0ad15c5ad2ca0c5f34a232)
Ein weiteres berühmtes Werk ist die Serie „Abstrakte Bilder“, bei der Richter mit der Maltechnik von Schabern und Wischen experimentiert.
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Bevor der Künstler nach Köln kam, studierte er von 1951 bis 1956 an der Hochschule für bildende Künste in Dresden. Dort hatte das Museum bereits 1994 versucht, das Wandgemälde freizulegen, doch Richter stimmte damals nicht zu. Erst 2022 wurden neue Ideen entwickelt, wie das Werk in seiner historischen Dimension erlebbar gemacht werden könnte. Richter gab schließlich sein Einverständnis, sodass ein zentraler Teil des Werkes restauriert und freigelegt werden konnte.
Restaurierung und Ausstellung – Skizzen aus Müll gefischt
Die Restaurierung erfolgte im Rahmen einer öffentlichen Präsentation während einer Sonderausstellung zur Geschichte der DDR. Das Projekt mit einem Gesamtvolumen von 220.000 Euro wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden durchgeführt.
Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, zeigte sich begeistert und erklärte, dass sich die Freilegung des Werkes gelohnt habe. Sie gewähre einen tieferen Einblick in Richters künstlerische Entwicklung und beleuchte die Geschichte des Museumsgebäudes auf eindrucksvolle Weise.
Dies ist nicht das erste Mal, dass ein Werk von Gerhard Richter „gefunden“ wurde. Ein 50-jähriger Mann wurde 2016 vom Kölner Landgericht zu einer Geldstrafe verurteilt, nachdem er Skizzen des Künstlers Gerhard Richter aus dem Müll entwendet hatte. Später versuchte er, die Skizzen zu verkaufen. Obwohl Richter die Werke ursprünglich als unbrauchbar entsorgt hatte, blieb es Diebstahl. Das Gericht milderte die Strafe aufgrund des Geständnisses und der finanziellen Notlage des Angeklagten.