Sie war die erste „Germany‘s Next Topmodel“-Siegerin, im Interview erklärt Lena Gercke, warum sie keine harte Geschäftsfrau ist und was sie durch ihre Kinder gelernt hat.
Lena Gercke im Interview„Das ist der größte Trigger, den man haben kann“

Lena Gercke beim LeGer Studio presented by Babor im Rahmen der Berlin Fashion Week Herbst/Winter 2025 im Reethaus im Flussbad am 01.02,2025 in Berlin.
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Als Lena Gercke „Germany‘s Next Topmodel“ gewann, war sie gerade mal 18 Jahre alt. Die Model-Castingshow von Heidi Klum ging dieses Jahr in die 20. Staffel, doch die heute 37-jährige Gercke ist noch immer eine der bekanntesten Siegerinnen – wenn nicht sogar die bekannteste.
Neben klassischen Modeljobs nahm sie schnell auch Moderationsjobs im Fernsehen an und gründete 2017 ihr eigenes Fashion-Label LeGer. Jetzt ist Lena Gercke, die mit Regisseur Dustin Schöne zwei Töchter hat, als Gast-Investorin in einer „Höhle der Löwen“-Folge zu sehen, die am 15. September auf Vox ausgestrahlt wird und ab dem 8. September auf RTL Plus.
Für die neue „Höhle der Löwen”-Staffel, in der Sie als Gast-Investorin dabei sind, wird vom Sender „mehr Businesshärte“ versprochen. Wie hart muss man wirklich sein fürs Gründen?
Man muss nicht hart sein, man muss smart sein. So habe ich auch mein Unternehmen gegründet. Natürlich muss ein Unternehmen wirtschaftlich Sinn machen, aber auch die Kreativität und die Emotionalität sind wichtig. Ich bin keine harte Geschäftsführerin, sondern ich liebe es, mich mit meinem Team auszutauschen. Das Mindset sollte sein, dass man gemeinsam etwas schafft.
Wann war bei Ihnen der Punkt erreicht, dass Sie sich als Unternehmerin sicher gefühlt haben? Am Anfang geht man ja viel Risiko ein.
Ehrlich gesagt habe ich es nie als Risiko gesehen. Ich bin aber auch kein ängstlicher Mensch und sehe alles als Chance. Ich denke mir: Was soll passieren, außer dass es nicht klappt? Ich bin einfach reingerannt und habe super viel dadurch gelernt. Vielleicht habe ich da auch eine gesunde Naivität, dass ich einfach nicht so sehr darüber nachdenke. Ich gehe immer nach meiner Intuition und wenn sich etwas richtig anfühlt, mache ich es einfach.
Sie haben als einige der eher wenigen „Germany’s Next Topmodel“-Siegerinnen den Sprung nicht nur ins Model-Business, sondern auch ins Unternehmertum geschafft. Was haben Sie besser oder anders gemacht?
Das können andere Leute immer besser erklären. Aber ich war immer sehr ehrgeizig und habe viel dafür getan, meine Wege einschlagen zu können. Ich habe immer versucht, weiterzudenken und nicht nur an den Status Quo. Ich hatte immer Visionen in meinem Leben und ich glaube, das führt einen immer zu etwas, und man braucht dieses Mindset, auch mal die extra Meile zu gehen. Aber ich glaube, dass viele Sachen im Leben auch damit zu tun haben, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein und die richtigen Menschen zu treffen. Es ist nicht nur alles hard work, sondern manchmal auch ein Fünkchen Glück, das du haben musst.
Sie haben schon einige Visionen erfolgreich umgesetzt, etwa mit Ihrer Modemarke LeGer. Was sind Ihre aktuellen Visionen?
LeGer haben wir die letzten Jahre auf die Strecke gebracht und es läuft sehr gut. Ich bin super happy, aber alles verändert sich in meinem Leben ständig. Mode und Beauty sind auch keine Bereiche, wo man ein oder zwei Produkte hat und dann muss man nur noch das richtige Marketing machen, sondern wir designen ständig neu, es ist ein ständiger Bewegungsapparat. Und manchmal muss man den Dingen auch einfach seinen Lauf lassen, um seiner Intuition zu folgen. Ich mache gerade genau das, was ich immer wollte.
Also sind Sie nicht rastlos und wollen immer etwas Neues machen, sondern können es auch genießen, wie es gerade läuft?
Absolut, und ich habe zwei kleine Kinder, der Tag ist voll. Es ist nicht so, dass da sehr viel Zeit für andere, wahnsinnig große Projekte wäre.
Sie haben kürzlich abends gepostet, dass Sie noch schöne Quality-Time mit den Kindern hatten und deshalb eine Nachtschicht einschieben mussten. Ist das der Preis, dass man auf Dinge wie Schlaf verzichten muss, wenn man Karriere und Kinder haben will?
Ehrlich gesagt: ja. Und auch Me-Time bleibt erst mal auf der Strecke, wenn die Kinder klein sind. Das ist aber auch okay für mich, weil ich Sachen mache, die ich liebe. Und wenn ich das Gefühl habe, es ist mir alles zu viel, ändere ich es.
Was wollen Sie Ihren Kindern vorleben?
Ich finde es wichtig, dass Kinder sehen, dass die Eltern Dinge machen, die sie erfüllen. Die Zeit mit meinen Kindern ist für mich auch die schönste Zeit überhaupt. Ich ziehe daraus auch so viel Quality-Time für mich. Das muss jeder für sich selbst definieren, aber ich finde es schön, wenn die Kinder merken – und das spüren die ganz schnell -, dass man mit sich selbst im Reinen ist und dass Mama und Papa nicht total gestresst sind, sondern happy mit dem, was sie machen, und die Zeit auch genießen und abschalten können, wenn man mit der Familie ist.
Das klingt, als wenn das Muttersein bei Ihnen auch viel zu Selbstreflexion anregt über das eigene Glücklichsein.
Definitiv, das ist der größte Trigger, den man haben kann. Kinder sind wie Spiegel: Du erkennst an ihnen relativ schnell, wenn irgendwas nicht stimmt im System. Ich habe durch meine Kinder so viel über mich selbst gelernt. Die holen einen einfach auf den Boden der Tatsachen zurück, und das ist total schön.
Was haben Ihre Kinder Ihnen gespiegelt, wo Sie etwas ändern mussten?
Nicht immer zu rennen. Ich bin früher immer gerannt, von einem zum nächsten, und war eigentlich nur im Flieger und in Hotels. Meine Kinder haben mir auch wieder ein Zuhause gegeben, weil sie mir gezeigt haben, wie wichtig es ist, ein bisschen zu entschleunigen. Kinder lehren einen sehr, im Hier und Jetzt zu sein. Wir Erwachsenen sind ja sehr darauf bedacht, in die Zukunft zu blicken und zu planen, und Kinder sind einfach da.
Was würden Sie jungen Frauen oder auch Müttern raten, die gründen wollen, aber vielleicht mehr Bedenken haben als Sie?
Wichtig ist, dass man zu 100 Prozent an das Produkt glaubt und bereit ist, auch mal die extra Meile zu gehen, weil das braucht ein Unternehmen definitiv, gerade in den ersten Jahren. Und dass man sich die richtigen Mitgründer oder Teams sucht, die mit an einem Strang ziehen. Ich hätte mein Unternehmen niemals alleine führen und gründen können, du brauchst Experten für die bestimmten Bereiche.
Und wie können Frauen noch sichtbarer werden in der Gründer-Szene, die doch noch eher männlich dominiert ist?
Ja, das stimmt, weil bei Frauen oft das Thema Familie und Kinder dazukommt. Die meisten Frauen gründen in der Phase, in der es irgendwann losgeht mit Familie, und dann ist es oft diese Entweder-oder-Frage. Da ist es total wichtig, das mit seinem Partner zu besprechen und das familiäre Set-up, wenn man beides machen möchte, von vornherein zu klären, damit man sich das vorstellen und trauen kann.
Sie haben LeGer schon gegründet, bevor Sie Kinder bekamen. Haben Sie sich Gedanken gemacht, als Sie schwanger waren, ob Sie das mit Unternehmen und Kindern hinbekommen?
Die Frage hat sich meine Mutter gestellt, weil sie wusste, was auf mich zukommt und ich nicht (lacht). Dann hat sich das aber alles sehr natürlich gefügt.
Kürzlich haben Sie dennoch in einem Podcast gesagt, dass die Vorstellung einer komplett gleichberechtigten Kinderbetreuung zumindest in den ersten Jahren nicht funktioniert.
Mir ging es darum zu sagen, dass die ersten Jahre mit Kind oft nicht planbar sind. Natürlich kann und sollte man Erziehung partnerschaftlich leben – das tun wir auch. Gleichzeitig bringt jede Familie unterschiedliche Voraussetzungen und Bedürfnisse mit. Es geht weniger um ein starres 50:50, sondern darum, dass beide Verantwortung übernehmen und gemeinsam Lösungen finden, die für alle funktionieren.