Papst Franziskus ist tot. Lesen Sie über elf besondere Momente seines Pontifikats, die im kollektiven Gedächtnis bleiben werden.
Der Pontifex ist tot11 bewegende und besondere Momente mit Papst Franziskus

Franziskus galt als sehr volksnaher Papst. (Archivbild)
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Papst Franziskus ist am 21. April im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein Pontifikat war geprägt von ungewöhnlichen Gesten und deutlichen Zeichen. Immer wieder wich er vom Protokoll ab und suchte neue Wege der Ansprache. Ob bei feierlichen Anlässen, bei überraschenden Auftritten oder auf seinen zahlreichen Auslandsreisen – Franziskus setzte Akzente. Viele seiner Auftritte sorgten für internationale Aufmerksamkeit. Die folgenden elf Momente stehen exemplarisch für seine Amtszeit und haben im kollektiven Gedächtnis der Welt besondere Spuren hinterlassen.
„Guten Abend!“ – Ein unkonventioneller Papststart

Kardinal Jorge Mario Bergoglio winkt bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Papst Franziskus im Vatikan vom Balkon des Petersdoms. (Archivbild)
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Nach seiner Wahl am 13. März 2013 trat Papst Franziskus auf den Balkon des Petersdoms – nicht in prunkvollen päpstlichen Gewändern, sondern in einem schlichten weißen Talar ohne die traditionelle rote Mozzetta. Statt einer pompösen Rede sagte er schlicht: „Brüder und Schwestern, guten Abend!“. Diese Geste wurde weltweit als Zeichen seiner Bescheidenheit, Volksnähe und seines anderen Stils gewertet.
Der Papst in der Daunenjacke – ein virales KI-Bild
Ein KI-generiertes Bild zeigte Papst Franziskus 2023 in einer modischen weißen Daunenjacke und verbreitete sich rasant im Internet. Obwohl es nicht echt war, sorgte es für Diskussionen über Mode und Technologie im Vatikan.
Papst Franziskus reagierte auf das virale KI-Bild und nutzte die Gelegenheit, um vor den Gefahren von Deepfakes und deren Missbrauch zu warnen. In seiner Friedensbotschaft 2024 betonte er, dass selbst er Opfer solcher Fälschungen geworden sei, und rief zu einem ethisch verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz auf. Auch beim G7-Gipfel mahnte er politische Rahmenbedingungen an, um Missbrauch zu verhindern.
Der Papst fährt alten Renault 4

Papst Franziskus (r) mit seinem privat genutzten Renault R4 auf dem Hof der Vatikanstadt. (Archivbild)
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Statt Luxusautos bevorzugte Franziskus einen 29 Jahre alten Renault 4, den er 2013 von einem italienischen Priester geschenkt bekommen hatte. Er nutzte ihn für Fahrten innerhalb des Vatikans. Der weiße Wagen hatte bei der Übergabe bereits mehr als 300.000 Kilometer auf dem Tacho. Franziskus nahm das Geschenk dankend an und sagte, „so ein Auto könne man noch lange fahren“.
Umarmung eines Mannes mit Gesichtsturmoren

Papst Franziskus (l) legt auf dem Petersplatz am Ende seiner Generalaudienz seine Hand auf den Kopf des Italieners Vinicio Riva. (Archivbild)
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Am 6. November 2013, während einer Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom, umarmte der Pontifex einen Mann namens Vinicio Riva, der an Neurofibromatose litt. Die unheilbare Krankheit hatte bei ihm zu zahlreichen gutartigen Tumoren im Gesicht und am Hals geführt. Diese bewegende Geste des Papstes wurde weltweit als Ausdruck seiner Empathie und Menschlichkeit wahrgenommen. Vinicio Riva starb im Januar 2024 im Alter von 58 Jahren.
Papst empfängt Transgender-Mann
2015 empfing Franziskus den spanischen trans Mann Diego Neria Lejárraga zu einer Privataudienz – ein Novum im Vatikan und ein starkes Zeichen für Inklusion. Lejárraga selbst berichtete öffentlich darüber und sagte, der Papst habe ihn „wie einen Sohn“ empfangen.
Allein im Regen – Urbi et Orbi 2020

Papst Franziskus geht allein auf dem leeren Petersplatz, bevor er den Sondersegen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis) erteilt. (Archivbild)
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Während der Corona-Pandemie spendete Franziskus den Segen „Urbi et Orbi“ allein auf dem leeren Petersplatz im strömenden Regen – laut mehreren Medien ein bewegendes Bild der Hoffnung in dunklen Zeiten.
Papst bewundert Tango-Flashmob
Anlässlich seines 78. Geburtstags 2014 wurde auf dem Petersplatz Tango getanzt – eine Hommage an die argentinischen Wurzeln von Papst Franziskus und seine Liebe zum Tanz. Der Pontifex beobachtete das Geschehen mit einem Lächeln und begrüßte die rund 3.000 Tänzerinnen und Tänzer mit den Worten: „Es scheint, dass heute auch hier der Wind der Pampa weht“.
Besuch in der Favela

Papst Franziskus (m) grüßt die Menge bei seinem Besuch in der Favela Varginha in Rio de Janeiro in Brasilien. (Archivbild)
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Beim Weltjugendtag 2013 besuchte Franziskus ein Armenviertel, die Favela Varginha, in Rio de Janeiro und kam dort mit den Menschen ins Gespräch. Er segnete Häuser, sprach mit Familien und nahm an einer Messe teil. In einer Ansprache betonte er die Bedeutung von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit. In den folgenden Jahren besuchte er weitere Favelas sowie Armenviertel in Paraguay oder Kenia.
Papst ruft persönlich an und posiert für Selfies

Papst Franziskus posierte gerne mit Gläubigen für Selfies. (Archivbild)
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Franziskus war bekannt dafür, Gläubige spontan anzurufen, um sich für Briefe zu bedanken oder Trost zu spenden – eine ungewöhnliche Geste für ein Kirchenoberhaupt. Neben Privatpersonen, die ihre Sorgen oder Verluste mit ihm teilten, rief Franziskus 18 Monate lang fast täglich die einzige katholische Kirche in Gaza an, um den Menschen, die dort Zuflucht suchten, Mut zuzusprechen und seine Solidarität auszudrücken. Auch mit den modernen Medien hatte er keine Probleme und posierte begeistert für Selfies.
Fußwaschung im Jugendgefängnis

Papst Franziskus wäscht Füße im Jugendgefängnis Casal del Marmo. (Archivbild)
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Am Gründonnerstag 2013 wusch Franziskus jungen Gefangenen, darunter auch Muslimen und Frauen, die Füße und brach damit mit traditionellen Normen. Es war das erste Mal, dass ein Papst Frauen und Nichtchristen in diesen Ritus einbezog, der traditionell nur an männlichen Katholiken vollzogen wurde. Medien wie „The Guardian“ werteten dies als Zeichen für Franziskus' Wunsch nach einer inklusiveren Kirche.
Papst im Rollstuhl – ein letzter Segen
In den letzten Monaten seines Lebens zeigte sich Franziskus mehrfach im Rollstuhl, unter anderem bei einem kurzen Auftritt auf dem Balkon der Gemelli-Klinik in Rom. Trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen blieb er präsent und ansprechbar.
Er empfing weiterhin Gäste, verfolgte aufmerksam das Weltgeschehen und setzte sich in Botschaften für Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ein. Besonders bewegend war sein letzter öffentlicher Auftritt am Ostersonntag 2025, als er – sichtlich geschwächt – den Segen Urbi et Orbi spendete. (jag)