Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst feiert am Samstag einen runden Geburtstag. Von einer Midlife-Crisis will er nichts wissen.
Wüst wird 50„Eine Harley habe ich noch nicht bestellt“

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, lächelt bei einer Kinder-Pressekonferenz in der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen. (Archivbild)
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Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wird am Samstag 50 Jahre alt. Der Deutschen Presse-Agentur verriet der gebürtige Münsterländer in einem schriftlichen Interview, wie er sich mit 50 so fühlt, dass Humor als Ausgleich in der Politik wichtig ist, und was seine Tochter am liebsten an ihm mag.
Frage: 50 - Andere Männer haben da ihre Midlife-Crisis. Sie auch?
Antwort: Nein. Ich empfinde eher Dankbarkeit: für meine Familie, für das Vertrauen der Menschen in Nordrhein-Westfalen und für die Möglichkeit, Verantwortung zu tragen. Klar denkt man mit 50 auch mal darüber nach, was war und was noch kommen soll – aber eine Harley habe ich mir noch nicht bestellt.
Frage: Wie feiern Sie Ihren 50. Geburtstag - große Party oder im kleinen Kreis?
Antwort: Ich feiere so, wie ich es am liebsten mag: familiär, entspannt – und ohne viel Trubel. 50 wird man zwar nicht jeden Tag, aber ein bisschen Normalität tut auch gut.
Frage: Im Kreise der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten sind Sie nicht mehr der jüngste - gut oder schlecht? Überhaupt sind einige Ihrer Länder-Kolleginnen und Kollegen in den 50ern: Ist das jetzt die neue Führungsgeneration?
Antwort: Das Alter sagt ja nicht alles, aber klar, die 50er sind vielleicht im Moment in den Ländern so eine Art „Generation in der Verantwortung“. Für mich bedeutet das vor allem: Erfahrung, die man mitbringt, um gute Entscheidungen zu treffen – und gleichzeitig den Blick nach vorn zu haben. Ob ich einer der Älteren oder Jüngeren bin, ist mir ehrlich gesagt egal, wichtiger ist, dass wir alle an einem Strang ziehen.
Frage: Was ist Ihre größte Inspiration?
Antwort: Das sind für mich Menschen in Nordrhein-Westfalen, die mit Leidenschaft und Ehrgeiz etwas bewegen wollen – egal ob in der Politik oder im Ehrenamt. Und natürlich meine Familie selbst: Zu wissen, dass alle Entscheidungen auch die Zukunft unserer Tochter prägen, spornt an.
Frage: Ihre Tochter Philippa ist jetzt vier. Was mag sie am liebsten an ihrem Papa?
Antwort: Ich hoffe, sie spürt, dass sie bei meiner Frau und mir immer an erster Stelle steht – auch wenn wir beruflich oft stark eingespannt sind. Die gemeinsame Zeit ist nicht selbstverständlich, aber gerade deshalb besonders wertvoll. Ich glaube, sie mag an mir, dass wir ganz eigene Rituale haben – beim Vorlesen, beim zu Bett bringen. Diese kleinen, alltäglichen Momente sind für sie wichtig – und für mich auch.
Frage: Viel Zeit haben Sie als Ministerpräsident nicht. Was lassen Sie sich dennoch nicht nehmen?
Antwort: Ganz klar: Zeit mit der Familie. Das ist mein Ausgleich und der Ort, an dem ich wirklich abschalten kann. Ich versuche, morgens früh mit meiner Tochter Zeit zu verbringen. Kleidung aussuchen ist bei einer jungen Dame schon mal etwas komplizierter.
Frage: Was war das schönste und was das schrecklichste Erlebnis der letzten 50 Jahre?
Antwort: Das schönste Erlebnis? Ganz klar die Geburt unserer Tochter – das ist ein Moment, der bleibt. Die schlimmsten Erlebnisse waren der Verlust lieber Menschen, meiner Eltern und enger Freunde, und die Begegnungen mit Menschen, die durch Krieg, Krankheit oder Katastrophen alles verloren haben. Solche Begegnungen lassen einen nicht los.
Frage: Wie fühlt sich das Älterwerden an? Haben Sie schon erste Wehwechen?
Antwort: Ehrlich gesagt denke ich im Alltag kaum über das Alter nach. Es geht eher darum, neugierig zu bleiben, dazuzulernen und offen für Veränderungen zu sein – das hält jung. Abgesehen davon: 50 klingt größer, als es sich anfühlt. Ich habe genug Energie für Familie, Politik und etwas Sport – und zur Not hilft ein starker Kaffee.
Frage: Was möchten Sie mit 70 Jahren erreicht haben - auch politisch?
Antwort: Ich hoffe, dann sagen zu können: Ich habe meinen Beitrag geleistet, dass Nordrhein-Westfalen ein noch besserer Ort zum Leben geworden ist – für alle Menschen hier.
Frage: Was markiert die Zahl 50 für Sie in Ihrem Lebenslauf?
Antwort: 50 ist ein schöner Moment zum Innehalten. Ich habe viel erlebt, aber mindestens genauso viel vor. Es ist ein guter Zeitpunkt, um mit Erfahrung im Rücken und frischer Motivation nach vorn zu schauen.
Frage: Worüber können Sie lachen?
Antwort: Ich lache gern, oft auch über mich selbst. In der Politik braucht man Humor als Ausgleich. Ohne ihn würde manches schwerer fallen.
Frage: Und was macht Ihnen gar keinen Spaß?
Antwort: Ich mag es nicht, wenn Dinge unnötig kompliziert gemacht werden. Politik lebt vom Ringen um Lösungen, aber wenn es nur noch ums Prinzip geht, statt ums Ergebnis, verliere ich auch mal die Geduld.
ZUR PERSON: Hendrik Wüst (CDU) ist seit Oktober 2021 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Der frühere NRW-Verkehrsminister übernahm das Amt seinerzeit von Armin Laschet. Seit der Landtagswahl 2022 führt Wüst die erste schwarz-grüne Koalition in NRW. Wüst wurde am 19. Juli 1975 im münsterländischen Rhede geborene. Der verheiratete Vater einer kleinen Tochter ist auch CDU-Landesparteichef in NRW.