Sahra Wagenknecht plant am kommenden Wochenende eine erneute Kundgebung in Berlin: Auch Pink-Floyd-Gründer Roger Waters soll dort mit einer Videobotschaft zugeschaltet werden.
Friedenskundgebung in BerlinSahra Wagenknecht plant Protest mit Massiv und Roger Waters

Der Rapper Massiv, Sahra Wagenknecht und Dieter Hallervorden bei einer Pressekonferenz zu ihrer „Friedenskundgebung“ am 13. September. / Future Image
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Was haben die Politikerin Sahra Wagenknecht, der Schauspieler Dieter Hallervorden und der Rapper Massiv gemeinsam? Sie wollen am kommenden Samstag vor dem Brandenburger Tor für Frieden demonstrieren. Der Aufruf von Wagenknechts BSW zusammen mit einer Reihe von Künstlern und Musikern steht unter dem Motto „Stoppt den Völkermord in Gaza“, richtet sich aber auch gegen jegliche Waffenlieferungen in Kriegsgebiete. Nicht nur um Israel und Palästina soll es gehen, sondern auch gegen die deutschen Militärhilfen für die Ukraine.
Am Montagmittag saß das ungleiche Trio im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin und erklärte seine Beweggründe für den Protest. Ein breites Spektrum an Menschen wolle sich für Frieden in Gaza einsetzen, „wo wir seit Monaten wirklich ein Grauen erleben, das kaum vorstellbar ist und das nach meiner Kenntnis auch noch sehr viel schlimmer ist als das, was medial darüber berichtet wird“, sagte Wagenknecht.
Bundesregierung betreibe „wahnwitzige Hochrüstung“
Ein Grauen, das sich auch in keiner Weise mit dem Selbstverteidigungsrecht rechtfertigen lasse, das Israel selbstverständlich habe. „Uns geht es natürlich auch um Frieden hier bei uns, Frieden in Europa“, fügte die BSW-Vorsitzende und ehemalige Bundestagsabgeordnete an. Um die Frage, ob Europa auf einen großen Krieg zusteuere. Der Bundesregierung warf sie vor, eine „wahnwitzige Hochrüstung“ zu betreiben – obwohl gegen eine Atommacht wie Russland keine Soldaten, Panzer oder Drohnen nützten.
Hallervorden spricht über Kritik aus „regierungskonformen Zeitungen“
Rapper Massiv, der mit bürgerlichem Namen Wasiem Taha heißt und auch durch seine Rolle in der Fernsehserie „4 Blocks“ bekannt ist, sagte, es sei an der Zeit, „die Medienlandschaft auch dazu zu drängen, die Wahrheit auszusprechen“. Dieter Hallervorden betonte, er habe Israel schon im April 2024 vorgeworfen, einen Völkermord in Gaza zu begehen, dafür habe er „von Politikern und auch von der Presse ordentlich auf die Schnauze bekommen“. Er wolle jedoch „ohne Rücksicht auf persönliche oder berufliche Vor- oder Nachteile“ seine Stimme erheben. Auf Nachfrage erklärte der Schauspieler, er sei von „regierungskonformen“ Zeitungen kritisiert worden. „Heutzutage ist ja alles Mainstream“, warf er den deutschen Medien vor.
Auch der Musiker Peter Maffay, der Rapper Bausa, der Moderator Daniel Aminati und die russlandfreundliche Publizistin Gabriele Krone-Schmalz rufen zu der Kundgebung auf. Zugeschaltet werden soll auch der israelisch-deutsche Historiker und Soziologe Moshe Zuckermann.
Wagenknecht sieht in Roger Waters‘ Äußerungen keinen Antisemitismus
Außerdem werde der britische Musiker und Pink-Floyd-Mitgründer Roger Waters eine Videobotschaft senden, erklärte Sahra Wagenknecht. Dieses Grußwort hat Brisanz: Waters macht sich schon seit Jahren für einen umfassenden Israel-Boykott stark, sprach sich gegen Israels Existenzrecht als jüdischer Staat aus und relativierte öffentlich die Hamas-Verbrechen vom 7. Oktober 2023. Auf Konzerten ließ er ein aufblasbares Schwein über der Bühne aufsteigen, auf dem neben anderen Symbolen auch ein Davidstern abgebildet war. Diverse jüdische Organisationen werfen Waters deshalb vor, Antisemitismus zu verbreiten. Darauf angesprochen, winkte Wagenknecht ab: „Ich halte gar nichts davon, wenn man Kritik an der israelischen Regierung als Antisemitismus bezeichnet“, sagte sie – ohne auf Roger Waters’ Äußerungen näher einzugehen. Wagenknecht betonte außerdem: „Ich würde mich nie mit jemandem zusammenschließen, der das Existenzrecht Israels infrage stellt.“
„Ein Fauxpas, der mir damals passiert ist“
Auch an Rapper Massiv gibt es Kritik. Vor rund zehn Jahre hatte er eine Grafik auf seiner Facebook-Seite geteilt, in der eine antisemitische Verschwörungserzählung über den Anschlag auf das World Trade Center verbreitet wird. 4000 Israelis seien am 11. September nicht zur Arbeit in den Wolkenkratzern erschienen, hieß es darin fälschlicherweise. „Das ist ein Fauxpas, der mir damals passiert ist“, erklärte der Rapper und Schauspieler nun. Er sei sehr an der Weltgeschichte interessiert und habe damals viele Sachen geteilt. Er sei früher Gangster-Rapper und kriminell gewesen, habe dann aber 2013 die Kurve gekriegt und „nie wieder ein Schimpfwort benutzt oder irgendwas Negatives“. Den kritisierten Facebook-Post hatte er allerdings erst im Jahr 2015 geteilt.
Die Kundgebung soll am 13. September ab 14 Uhr am Brandenburger Tor in Berlin stattfinden. Am 27. September soll es dann auch eine Großdemonstration mit Beteiligung der Partei Die Linke in der Hauptstadt geben. Das Bündnis „Zusammen für Gaza“ will ebenfalls unter dem Motto „Stoppt den Völkermord“ protestieren. Zu dieser Demo rufen neben Linken-Politikerinnen und Politikern zahlreiche Musikerinnen und Musiker auf.