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Absolvent der Elite-UniKölner Politiker Lauterbach rechnet mit Trumps Harvard-Plänen ab

Lesezeit 4 Minuten
ARCHIV - 28.01.2025, Berlin: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, äußert sich bei einer Pressekonferenz im Rahmen eines Besuch des Deutschen Herzzentrums der Charité über den Fortgang der Krankenhausreform. (zu dpa: «Harvard-Absolvent Lauterbach kritisiert US-Umgang mit Uni») Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Karl Lauterbach (SPD) ist Harvard-Absolvent. Er kritisiert den Umgang mit der Elite-Uni. (Archibild)

Die Elite-Uni darf keine ausländischen Studenten mehr aufnehmen. Das löst bei einem prominenten Absolventen aus Köln Kopfschütteln aus.

Die US-Regierung entzieht der Elite-Universität Harvard die Genehmigung für die Aufnahme internationaler Studierender. Auch bereits dort eingeschriebene Studierende sind betroffen: Sie sollen an eine andere Uni wechseln, sonst verlören sie ihren Aufenthaltsstatus in den USA. Die Maßnahme ist Teil eines anhaltenden Konflikts zwischen der Trump-Regierung und Hochschulen, denen sie eine linksliberale Ausrichtung vorwirft.

In einem offiziellen Statement heißt vom US-Heimatschutzministerium: „Harvard wird für die Zusammenarbeit mit Kommunistischen Partei Chinas und der Förderung von Gewalt, Antisemitismus und pro-terroristischem Verhalten unter den Studierenden auf seinem Campus zur Verantwortung gezogen.“ Was es genau damit auf sich haben soll, führt Ministerin Kristi Noem weiter aus.

US-Heimatschutzministerin mit Warnung an andere Unis

„Harvard hatte reichlich Gelegenheit, das Richtige zu tun. Sie weigerte sich. Sie haben ihre Zertifizierung für das Studenten- und Austauschbesucherprogramm verloren, weil sie sich nicht an das Gesetz gehalten haben“, wird Noem in einer Pressemitteilung zitiert. Im April hatte sie Harvard aufgefordert, Informationen über das Fehlverhalten ausländischer Studierender auf dem Campus bereitzustellen. Doch die Uni weigerte sich, die Akten herzugeben. Daraufhin strich die Regierung 2,7 Millionen US-Dollar an Zuschüssen für Harvard.

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Als letzten Satz fügt die Republikanerin ihrer Bekanntgabe an: „Möge dies als Warnung für alle Universitäten und akademischen Einrichtungen im ganzen Land dienen.“ Rund 27 Prozent der Harvard-Studenten kommen nicht aus den USA. Das Heimatschutzministerium schiebt vor, es ginge unter anderem um die Bekämpfung von Antisemitismus. Dabei trifft die Blockade auch israelische Studierende.

Lauterbach befürchtet „abschreckendes Signal“

Ex-Gesundheitsminister und Harvard-Gastdozent Karl Lauterbach hat Pläne der US-Regierung zur Abweisung internationaler Studierender an der Elite-Universität kritisiert. „Was für eine Tragödie“, schreibt der Kölner Politiker auf X. Offenbar wolle Trump die beste Universität der Welt ruinieren.

„Dieser Konflikt schwächt Harvard stärker als der Verlust von Geld“, ordnet Lauterbach die Entscheidung ein. Die internationalen Studierenden seien häufig die besten der Uni. Er schätzt, dass die Zahl der Bewerber dadurch dauerhaft senken werde. Auch er persönlich könnte von den Veränderungen in den USA betroffen sein: „Bin gespannt, ob im Herbst meine Vorträge als Gastprofessor überhaupt noch stattfinden können …“, schreibt Lauterbach weiter.

Seiner Biografie auf der Seite des Bundestags zufolge ist der ehemalige Gesundheitsminister Absolvent und Gastdozent der Harvard School of Public Health. Er hoffe sehr, dass sich die Entscheidung Trumps noch abwenden lasse, sagte Lauterbach.

Harvard veröffentlichte eine Erklärung, in der die Uni das Vorgehen der Regierung rechtswidrig nennt und als Vergeltungsmaßnahme bezeichnet. Man arbeite daran, den Studierenden schnell zu helfen. „Wir setzen uns voll und ganz dafür ein, dass Harvard weiterhin in der Lage ist, unsere internationalen Studenten und Wissenschaftler aufzunehmen, die aus mehr als 140 Ländern stammen und die Universität – und diese Nation – unermesslich bereichern.“

„Wir wollen jetzt kämpfen um die internationalen Talente“

Grünen-Chefin Franziska Brantner appelliert derweil an die Verantwortung Deutschlands für die freien Wissenschaften und die freie Lehre. „Es wird dunkel in den USA. Sehr dunkel. Jetzt kommt es auf uns an“, kommentierte sie die Entscheidung über das Verbot für internationale Studierende in Harvard.

Auch der Ex-Bundesminister für Bildung und Forschung Cem Özdemir äußerte sich entsetzt. „Trump zerstört mit dieser Entscheidung alles, was Wissenschaft stark macht: Internationaler Austausch, Freiheit, Dialog. Doch unsere Antwort wird stärker sein: Mehr Investitionen in Forschung, mehr Kooperation, mehr Sichtbarkeit.“ Özdemir schlägt unter anderem vor, die europäischen Hochschulallianzen zu stärken.

Der CDU-Forschungs- und Digitalpolitiker Thomas Jarzombek – inzwischen Staatssekretär im neuen Bundesdigitalministerium – wirbt vor diesem Hintergrund um Wissenschaftsnachwuchs aus dem Ausland. Gerade im Bereich Künstliche Intelligenz und Digitalisierung böten deutsche Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen Top-Bedingungen, sagte er. „Wir wollen jetzt kämpfen um die internationalen Talente, die nach anderen Standorten suchen als etwa in den USA.“

Die für das Thema zuständige stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Misbah Khan, forderte von der Bundesregierung ein „ambitioniertes Anwerbeprogramm für internationale Studierende“. „Deutschland hat jetzt die Aufgabe, mit seinen starken und freien Hochschulen den Wegfall der USA als Bildungsstandort zu kompensieren“, sagte sie. (sbo mit dpa)