Die Razzia im „Reichsbürger“-Milieu hat auch verwundbare Punkte offengelegt. Es gilt, gegen die Rechtsextremen vorzugehen.
Kommentar zu „Reichsbürgern“Demokratie muss sich gegen Feinde schützen – also auch Teile der AfD


Polizisten stehen außerhalb des Reichstags. Eine militante Gruppe aus dem „Reichsbürger“-Milieu soll den Sturm auf die Regierung geplant haben.
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Der Schlag der Sicherheitskräfte gegen die „Reichsbürger“ war beeindruckend. Er hat aber auch offenbart, dass die wehrhafte Demokratie an so vielen Punkten verwundbar ist. Das gilt insbesondere, weil eine Reihe der Festgenommenen ihrem Status nach aus der Mitte der Gesellschaft kommt, mehr noch: Eigentlich müssen sie als Polizisten, als Soldaten, als Richterin diesen Staat tragen. Nun hat sich aber gezeigt, dass sie leider als Feinde im Pelz der Demokratie sitzen.
Einer der verwundbaren Punkte ist das Reichstagsgebäude im Herzen von Berlin. Ehemalige Abgeordnete wie die nun festgenommene bisherige Richterin Birgit Malsack-Winkemann, die bis Herbst 2021 für die AfD im Bundestag saß, konnte das Gebäude bis gestern jederzeit betreten.

Razzia im „Reichsbürger“-Milieu: Polizisten führen die mutmaßliche Schlüsselfigur Heinrich XIII Prinz Reuß (2.v.r.) ab.
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Abgeordnete können ohne Kontrolle mit Koffern passieren. So richtig es ist, dass freie Abgeordnete jederzeit Zugang zum Parlament haben, so gefährlich ist das, wenn sie einer Partei angehören, die zu Recht vom Verfassungsschutz beobachtet wird wie die AfD.
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In den Reihen der AfD gibt es noch mehr Rechtsextreme
Die Erstürmung des Parlaments ist nicht irgendeine Straftat. Sie erschüttert eine Demokratie in ihren Grundfesten, wie der Angriff auf das Kapitol in den USA gezeigt hat.
Die Bundestagsabgeordneten selbst werden Konsequenzen daraus ziehen müssen, dass eine zentrale Figur der „Reichsbürger“-Verschwörung bis vor einem Jahr in ihren Reihen gesessen hat. In den Reihen der AfD gibt es noch mehr Rechtsextreme. Vor ihnen muss sich das Parlament und das Parlament die Demokratie schützen. Ansonsten ist das Gerede von der wehrhaften Demokratie nur eine Floskel.
Dringenden Reformbedarf gibt es zudem bei der Möglichkeit, Rechtsextremen den Staatsdienst zu verwehren. Berlin wollte Malsack-Winkemann als Richterin nicht wiedereinstellen. Das Land hatte aber keine Handhabe. Das muss geändert werden.