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CSU
Zeit für Selbstreflexion bei Söder nach dem Dämpfer beim Parteitag

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CSU-Chef Markus Söder sollte den Dämpfer beim Parteitag zum Anlass nehmen, in sich zu gehen und die Art seiner Parteiführung zu überdenken, kommentiert Christiane Jacke.

CSU-Chef Markus Söder sollte den Dämpfer beim Parteitag zum Anlass nehmen, in sich zu gehen und die Art seiner Parteiführung zu überdenken, kommentiert Christiane Jacke.

Wenn die eigene Partei dem Chef eine unmissverständliche Botschaft sendet, sollte er zuhören. Wenn Söder so weitermacht, werden seine Kritiker lauter.

Markus Söder gab Friedrich Merz kürzlich einen ungebetenen Rat. Im Rentenstreit mit der Jungen Union sagte der CSU-Chef süffisant, ein Parteivorsitzender müsse es auch aushalten, wenn der Nachwuchs nicht jubelt und dürfe nicht „alles immer als Majestätsbeleidigung empfinden“. Das sollte sich Söder selbst zu Herzen nehmen. In seinem Fall geht es nicht nur um ausbleibenden Jubel der Jungen, sondern um einen Denkzettel seiner ganzen Partei.

Dass Söder seinen Dämpfer beim Parteitag in München als quasi unbedeutend abtut und vorgibt, keine Botschaft an seine Person darin zu sehen, ist wenig hilfreich. In den vergangenen Monaten hat sich in der CSU viel zusammengebraut. Nicht alles hat mit Söder persönlich zu tun, einiges aber schon. Söder hat das zwar vorab gemerkt und versucht, etwas gegenzusteuern: mit einem anderen Auftreten, einem gemäßigteren Ton und umtriebiger Kommunikation bis in die Niederungen der Partei.

Söders Glaubwürdigkeitsproblem

Doch der CSU-Chef hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Einige nehmen ihm nicht ab, dass er es mit alldem ernst meint. Sie haben Zweifel, dass ein Typ wie Söder auf Dauer eine zahmere Art durchhalten kann und zu Teamplay fähig ist. Über Jahre hat Söder andere zur Seite gedrängt und klein gehalten. Das hat Spuren hinterlassen. Und auch Söders Haudrauf-Art hat sich etwas abgenutzt.

Dieses Parteitagsvotum ist zwar kein Zeichen dafür, dass Söder in nächster Zeit zum Rückzug gezwungen werden könnte. Es sollte aber Anlass für Söder sein, zu überdenken, wie er die CSU führt. Und zwar nicht nur mit Blick auf das, was er bei Social Media postet und welchen Ton er anschlägt.

Es geht selten gut aus, wenn eine Partei allein um eine Person kreist und nicht für die Zukunft vorbaut. Und auf ein solches Signal der Unzufriedenheit zu reagieren, indem Söder umgehend für viele weitere Jahre Anspruch auf den Parteivorsitz erhebt, wirkt entrückt und unsensibel.