NRW-Ministerin Josefine Paul (Grüne) verlangt von der künftigen Koalition mehr Geld für die Integration von Flüchtlingen - und eine bessere Eingliederung der Zugewanderten in den Arbeitsmarkt.
NRW-FlüchtlingsministerinJosefine Paul will Rückkehr zu einer sachlichen Migrationsdebatte

Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.
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NRW-Integrationsministerin Josefine Paul fordert beim Thema Zuwanderung eine Rückkehr zu einer sachlichen Diskussion. „Wir müssen in der Migrations- und Integrationspolitik wieder zu einer differenzierten und weniger zugespitzten und zunehmend überhitzten Debatte kommen“, sagte die Grünen-Politikerin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. NRW stehe zu seiner Verantwortung für eine Migrationspolitik von Humanität und Ordnung. „Dazu gehört auch, dass wir Integration und Teilhabe verbessern und die Instrumente stärken“, sagte Paul.
Die Politikerin aus Münster nimmt derzeit an der Konferenz der Integrationsminister der Länder in Göttingen teil. Das Treffen steht unter der Überschrift „Zusammen leben – zusammen arbeiten“. Dabei geht es um die Frage, wie man die Vermittlung von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt verbessern kann. „Die Bereitschaft der Menschen, die zu uns kommen, hier zu arbeiten, brauchen wir dringend, um dem gravierenden Fach- und Arbeitskräftemangel in vielen Sektoren zu begegnen“, sagte Paul. Die Zahl der Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit sei laut Bundesagentur für Arbeit in den vergangenen Jahren zurückgegangen, bei den Geflüchteten stieg sie hingegen um 52 000 Menschen an. „Dies erfordert bundesweit eine noch viel schnellere Anerkennung der Ausbildung und Arbeitserfahrungen von zugewanderten Personen“, betonte die Grüne.

Der Portugiese Rodrigo de Sa wurde im September 1964 als millionster Gastarbeiter am Bahnhof Köln Deutz begrüßt.
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Lebensleistung der Gastarbeiter soll gewürdigt werden
Die Integration von Zugewanderten findet vor allem in den Kommunen statt, in denen sich Sprachkurse, Schulen, Behörden und Arbeitgeber befinden. Die Minister fordern die künftige Bundesregierung auf, die Integration durch ein Bundespartizipationsgesetz dauerhaft abzusichern. „Im ursprünglichen Haushaltsentwurf des Bundes war bei den Sprach- und Integrationskursen eine Kürzung um rund 50 Prozent vorgesehen“, kritisierte Paul. „Nach den Ankündigungen im neuen Koalitionsvertrag erwarte ich hier eine Korrektur - alles andere wäre unverantwortlich und würde die Integrationsbemühungen der letzten Jahre konterkarieren.“
Zu einem wertschätzenden Blick auf Menschen mit Migrationsgeschichte gehört auch, die historischen und aktuellen Leistungen dieser Menschen anzuerkennen. Die kulturelle Vielfalt und die wirtschaftliche Stärke von NRW wäre ohne die Menschen aus Italien, der Türkei, aus Griechenland oder Spanien nicht vorstellbar. „NRW bringt deshalb einen Antrag ein, der die Lebensleistungen dieser Menschen als Teil der Identität unseres Einwanderungslandes hervorhebt“, erklärte Paul. Die Länder sollten durch Veranstaltungen, Ausstellungen und Dokumentation den gesamtgesellschaftlichen Wert dieser Biografien hervorheben.
Vor 70 Jahren unterzeichnete die Bundesrepublik Deutschland das erste Anwerbeabkommen mit Italien. Damals wurden Arbeitskräfte aus dem Ausland benötigt, um das wachsende Wirtschaftstempo der Bundesrepublik in Nachkriegszeiten weiter voranzubringen.