Die Preise an Autobahn-Tankstellen liegen in NRW im Durchschnitt 48,8 Cent (Super) und 47,7 Cent (Diesel) über der nächsten Tankstelle nach einer Ausfahrt.
„Preis-Wahnsinn“ADAC rät vom Tanken auf der Autobahn ab und bemängelt Raststätten in NRW

Wo man tankt, bestimmt den Preis an nordrhein-westfälischen Tankstellen.
Copyright: Paul Zinken/dpa
So lästig das auf der Fahrt in den Sommerurlaub auch sein mag: Wer in Nordrhein-Westfalen auf der Autobahn tankt, weil er sich das Abfahren und Suchen nach der ersten Tankstelle hinter der Ausfahrt sparen will, zahlt am Ende drauf. Und zwar kräftig. Der Preisunterschied pro Liter Super 10 beträgt im Durchschnitt 48,8 Cent. Beim Diesel sind es 47,7 Cent - und damit noch einmal fünf Cent mehr als im vergangenen Jahr.
Die Zahlen hat der ADAC bei einer bundesweiten Stichprobe an 50 Tankstellen ermittelt. Die Strompreise an den E-Ladesäulen hat der ADAC noch nicht erfasst. Im Oktober 2024 hatte der Automobilclub die Ladeinfrastruktur für Elektroautos an 40 Rastanlagen bundesweit unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis: Immerhin waren an 37 Stromtankstellen vorhanden, allerdings boten mehr als 40 Prozent der Anlagen ausschließlich Ladesäulen mit unter 150 kW Leistung an. Mehrheitlich konnte Strom hier sogar nur mit bis zu 50 kW geladen werden – zu wenig, um kurze Ladezeiten zu ermöglichen. Auch auf den NRW-Anlagen Frechen Süd (50 kW), Ville West und Münsterland West (beide max. 120 kW) brauchen E-Auto-Fahrer beim Laden Geduld.
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Daran habe sich seither wenig geändert, teilt der ADAC auf Anfrage mit. Die Infrastruktur sei immer noch äußerst unübersichtlich, die Strompreise nur schwer vergleichbar. Wer mit einer Kreditkarte zahle, könne beim Preis durchaus böse Überraschungen erleben. Man könnte Fahrern von E-Autos bei der Planung längerer Reisen daher nur raten, sich vorab über Lademöglichkeiten an Autohöfen oder in Gewerbegebieten zu informieren. Auch beim Strom gelte vom Grundsatz her: Abfahren macht sich bezahlt.
Strompreise an E-Ladesäulen zu hoch und intransparent
Noch im Juli wird der ADAC einen Test zum Ad-hoc-Laden auf Autobahnen veröffentlichen. Darunter versteht man das Laden ohne einen Vertrag, bei dem mit der Kredit- oder Debit-Karte bezahlt wird. Das sei immer noch unverhältnismäßig teuer und wenig benutzerfreundlich, die Preise intransparent.
Zurück zum Sprit. Den größten Preisunterschied innerhalb eines Tankstellenpaares in NRW gab es auf der A1 bei Hürth und der A61 bei Rheinbach. An der Autobahn-Tankstelle auf der Rastanlage Ville Ost (A1) mussten die Kunden 51,6 Cent je Liter Super E10 mehr bezahlen als an der nächsten Tankstation abseits der Autobahn. Nur bei zwei der 50 untersuchten Tankstellenpaare in Deutschland war die Preisdifferenz von Super E10 zum Zeitpunkt der Erhebung noch größer.
Auf der Rastanlage Peppenhoven Ost (A61) registrierte der ADAC beim Diesel einen Preisaufschlag von 50,3 Cent pro Liter – Platz zehn im bundesweiten Vergleich. Auf der A 3 (Siegburg Ost) betrug der Unterschied 47,1 Cent (Super) und 44,3 Cent (Diesel).
Ein Ende des Preis-Wahnsinns ist nicht in Sicht
„Auf der Autobahn zahlen Verbraucher Spritpreise der Superlative. Und ein Ende des Preis-Wahnsinns ist nicht in Sicht“, kritisiert ADAC Verkehrsexperte Roman Suthold. Wer zum Tanken die Autobahn verlasse, könne viel Geld sparen. Bei einer 50-Liter-Tankfüllung (Super E10/Diesel) zahlten Autofahrer laut Stichprobe an der ersten Tankstelle nach der nächsten Ausfahrt durchschnittlich mehr als 20 Euro weniger. In Nordrhein-Westfalen lag die Ersparnis im Schnitt bei rund 24 Euro.
Ersparnis von mehr als 20 Euro möglich
An den bundesweit teuersten Autobahn-Tankstellen hätten Autofahrer für 50 Liter Super E10 sogar 26 Euro sparen können, bei Diesel wären es fast 27 Euro gewesen. Der Preisaufschlag zur nächsten Tankstelle abseits der Fernstraße lag hier bei 32 bis 35 Prozent. „Die Mineralölindustrie nutzt die Spielräume in der Preisgestaltung zu Lasten der Verbraucher auf der Autobahn schamlos aus. Das sollte man nicht mitmachen. Wer aus Bequemlichkeit nicht abfährt, bekommt dafür eine teure Quittung“, so Suthold.
Trotz horrender Preise tanken noch immer knapp 20 Prozent der Autofahrer bei einer längeren Reise an der Autobahntankstelle. Zwei Drittel davon tanken zudem üblicherweise voll. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des ADAC aus dem Jahr 2024.
„Tanken neben der Autobahn lohnt sich im Grunde immer. Der Umweg beträgt meistens nur wenige Kilometer“, erläutert Suthold. Er empfiehlt, sich vor dem Zwischenstopp an der Zapfsäule mithilfe einer Spritpreis-App über die jeweiligen Preise zu informieren.
ADAC rät zur Spritpreis-App
Vor allem aber sollten sich Urlauber rechtzeitig vor der Fahrt auf die Autobahn mit Sprit versorgen und dies nach Möglichkeit spätestens am Abend vor Fahrtantritt. „Das spart nicht nur Stress, sondern entspannt auch den Geldbeutel“, betont der Experte. Laut ADAC sind die Kraftstoffpreise zwischen 17 und 22 Uhr im bundesweiten Durchschnitt am günstigsten. Die beste Tank-Zeit liegt an den meisten Tankstellen in Deutschland zwischen 19 und 20 Uhr.
Dass Sprit an der Autobahn auch zu relativ fairen Preisen verkauft werden kann, zeigt die Tankstelle auf der Rastanlage Fuchsberg Nord (A20) in Mecklenburg-Vorpommern. In der ADAC-Stichprobe kostete dort der Liter Diesel nur 0,9 Cent mehr als abseits der Autobahn, der Liter Super E10 wurde mit 5,9 Cent Aufschlag abgegeben. Die Tankstelle war die Einzige im Test, die nicht zur Tank&Rast-Gruppe gehört.
Überhaupt sind die Rastanlagen in NRW aus Sicht des Automobilclubs ein leidiges Thema. Beim letzten Test vom September 2024 schnitten die fünf Rasthöfe in NRW schlecht ab. Keine kam über die Note ausreichend hinaus, zwei waren mangelhaft, die Rastanlage Münsterland West an der A 1 landete mit erheblichen Mängeln auf dem vorletzten Platz.
Die wichtigsten Kritikpunkte: große Preisunterschiede in Tankstellenshops und Gastronomie, Schwächen im Sanifair-Toilettensystem und bei der Familienfreundlichkeit sowie Probleme für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und E-Autofahrern. 2025 wird es keinen Rastanlagentest geben.