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Unbesetzte StellenIn NRW fehlen die meisten Schulleiter

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In NRW fehlen die meisten Schulleiter und Schulleiterinnen. Das Bild zeigt Lehrkräfte in einer Schule in Essen. Foto: Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services/Imago

In NRW fehlen die meisten Schulleiter und Schulleiterinnen, wie eine Umfrage des RND ergab.

Deutschlandweit fehlen Schulleiterinnen und Schulleiter. Besonders betroffen sind Nordrhein-Westfalen und Thüringen, Bayern schneidet am besten ab.

In Deutschland fehlen etwa 1300 Schulleiterinnen und Schulleiter. Demnach sind 1270 Stellen von insgesamt 25.758 nicht besetzt. Das entspricht einer Quote von etwa 5 Prozent. Das ergibt eine Abfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) bei den 16 Landesministerien für Bildung. Die Hamburger Bildungsbehörde machte keine Angaben, da die Besetzungsdaten in der Hansestadt erst im September ermittelt würden Nordrhein-Westfalen ist dabei besonders betroffen. Woran das liegt, dass Stellen unbesetzt sind – und welche Lösungsansätze die Bundesländer verfolgen.

Die meisten unbesetzten Stellen gibt es in Nordrhein-Westfalen. Dort fehlen 387 Schulleiterinnen und Schulleiter. In NRW gibt es mit 4460 Schulen aber auch die meisten im Ländervergleich. NRW steht jedoch auch prozentual gesehen an der Spitze. 8,7 Prozent der Stellen in der Schulleitung sind unbesetzt. Eine leicht höhere Quote weist mit 8,8 Prozent nur Thüringen auf.

Die wenigsten freien Stellen hat Bremen. Nur sieben von insgesamt 155 Posten in der Hansestadt sind unbesetzt, im Saarland 15 von 332 Stellen. Prozentual fehlen in Bayern am wenigsten Schulleiterinnen und Schulleiter. Im Freistaat sind nur 42 von etwa 4350 Posten nicht besetzt. Das entspricht nur etwa 1 Prozent.

Die Bildungsministerien weisen darauf hin, dass jede Zahl zu einem bestimmten Stichtag immer nur eine Momentaufnahme ist. „Die Besetzung von Schulleitungsstellen ist ein kontinuierlicher Prozess. Jedes Auswahlverfahren durchläuft zwingend mehrere Verfahrensschritte, die jeweils einige Zeit in Anspruch nehmen“, hieß es beispielsweise aus Schleswig-Holstein. Dass eine Stelle vakant ist, bedeutet nicht, dass es keine Bewerbungen gebe. Im Gegenteil: „In der deutlichen Mehrzahl der Fälle läuft ein Auswahlverfahren, das noch nicht abgeschlossen werden konnte.“

Lehrkräftemangel stellt Schulen vor Herausforderungen

Ein Trend, ob es in den vergangenen Jahren mehr oder weniger freie Stellen in der Schulleitung gegeben hat, lässt sich nach Angaben der Ministerien aufgrund der dynamischen Zahlen nicht ablesen. Das Schulministerium in Sachsen-Anhalt betonte jedoch: „Angesichts des bundesweit grassierenden Fach- und Lehrkräftemangels sowie der daraus resultierenden angespannten Situation bei der Unterrichtsversorgung bleibt die Situation herausfordernd.“

Dabei ist eine richtige Besetzung der Schulleitung dringend notwendig. „Die Besetzung von Funktionsstellen mit motivierten Lehrkräften hat einen großen Einfluss auf die Schülerschaft, die Zufriedenheit des Kollegiums und die gesamte Schulgemeinschaft. Eine gut geführte Schule kann Herausforderungen besser meistern und langfristig erfolgreich sein“, hieß es aus Sachsen-Anhalt.

Lage in NRW hat sich zuletzt „deutlich verbessert“

Auch Nordrhein-Westfalen klagt über den Mangel an Fachkräften. „Der Lehrkräftemangel, der sich auch in der Besetzung von Schulleitungen zeigt, ist nicht von heute auf morgen entstanden. Und er ist genauso wenig von heute auf morgen zu beheben“, hieß es vom Bildungsministerium. NRW-Ressortchefin Dorothee Feller (CDU) habe wiederholt betont, dass es dazu einen langen Atem braucht.

Zuletzt habe sich die Lage in NRW aber positiv entwickelt. „Die bisherigen Maßnahmen aus dem im Dezember 2022 vorgestellten Handlungskonzept wirken. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die personelle Situation an den nordrhein-westfälischen Schulen zuletzt deutlich verbessert hat.

Mehrere Ministerien betonen, dass es trotz der Herausforderungen kaum Probleme bei der Besetzung von freien Stellen in der Schulleitung gibt. „Es bestehen grundsätzlich keine Schwierigkeiten bei der Besetzung“, hieß es aus Mecklenburg-Vorpommern. Eine Stelle könne jedoch aus mehreren Gründen frei werden. „Bei nicht planbarem Ausscheiden der Stelleninhaberin oder des Stelleninhabers kann das Besetzungsverfahren erst nach Kenntnisnahme eingeleitet werden.“ Bis die Stelle neu besetzt wird, kann also Zeit vergehen.

Auch in Niedersachsen sei die Besetzung von Schulleitungsstellen „bislang immer gelungen“. Es gebe jedoch Schulleitungsstellen, die aus unterschiedlichen Gründen erst nach einer längeren Vakanz wieder besetzt werden können. Solche Gründe sind etwa die Lage der Schule, die Schulform, individuelle Präferenzen oder Erkrankung von Bewerberinnen und Bewerbern, zählte das niedersächsische Bildungsministerium auf.

Vakante Stellen werden kommissarisch besetzt

Eine niedersächsische Schule sei aber nie führungslos. „Grundsätzlich wird jede Schule – auch in Zeiten der Vakanzen durch Krankheit, Pensionierung oder noch nicht abgeschlossenes Besetzungsverfahren – von einer kommissarischen Schulleiterin oder einem kommissarischen Schulleiter geleitet“, hieß es weiter.

Dieses Vorgehen bestätigen auch andere Ministerien. „Keine Schule im Land ist ohne Leitung“, teilte etwa das Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt mit. Die Leitung der Schulen mit vakanten Schulleitungsstellen werde durch beauftragte Lehrkräfte, durch die stellvertretende Schulleitung oder durch die (stellvertretende) Schulleitung einer anderen Schule sichergestellt.

Förderprogramme, weniger Unterricht und mehr Geld

Um die Stellen als Schulleitung attraktiver zu machen, haben die meisten Bundesländer Förder- und Qualifizierungsprogramme aufgesetzt. In Niedersachsen können Lehrkräfte, die an Führungsaufgaben interessiert sind, etwa an der Qualifizierung „Führungskräfte-Nachwuchs-Förderung“ teilnehmen. „Diese Maßnahmen sind stark nachgefragt“, hieß es aus dem Ministerium. Ein weiterer Schritt ist die Anhebung der Besoldung für Schulleiterinnen und Schulleiter, die in den vergangenen Jahren von mehreren Ländern vorgenommen wurde.

In Mecklenburg-Vorpommern müssen Schulleitungen unter anderem wesentlich weniger Stunden unterrichten als Lehrkräfte, die keine besondere Funktion haben. Zudem werden Schulleitungen Anrechnungsstunden beispielsweise für Leitungs- und Koordinierungsaufgaben sowie für Verwaltungsaufgaben und besondere pädagogische Aufgaben im Schulpool gewährt.


Anmerkung der Redaktion: Das RND hat alle 16 Bildungsministerien der Bundesländer befragt. Die Abfrage der Zahlen erfolgte vom 24. Juni 2025 bis zum 31. Juli 2025. Die Hamburger Bildungsbehörde machte keine Angaben. Manche Landesministerien nannten tagesaktuelle Zahlen, andere lieferten Zahlen von anderen Stichtagen. Teilweise waren auch nur ungefähre Angaben möglich. Die im Text und in den Grafiken genannten Zahlen bilden also kein absolut genaues Bild zu einem bestimmten Tag ab, dienen aber dennoch als Übersicht. In den Zahlen sind allgemeinbildende (Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen, Gymnasien) und berufsbildende Schulen zusammengefasst. Manche Bildungsministerien machten Angaben zu öffentlichen Schulen, andere zu Schulen in öffentlicher und privater Trägerschaft.