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Trump und der Epstein-SkandalNeue Enthüllung belastet den US-Präsidenten schwer

Lesezeit 5 Minuten
Wie tief steckt Donald Trump im Skandal um Jeffrey Epstein? Eine neue Enthüllung belastet den US-Präsidenten schwer. /Pool/ABACA

Wie tief steckt Donald Trump im Skandal um Jeffrey Epstein? Eine neue Enthüllung belastet den US-Präsidenten schwer. /Pool/ABACA

Donald Trump war offenbar enger mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein verbunden als bislang bekannt. Nun gibt es eine weitere Kehrtwende.

Es war ein merkwürdiger Satz, den Donald Trump den wartenden Reportern zurief, als er am Mittwoch den East Room des Weißen Hauses verließ. Jemand hatte gefragt, ob der Präsident die Berufung eines Sonderermittlers zur Aufklärung der Gerüchte um den toten Sexualverbrecher Jeffrey Epstein unterstütze. „Ich habe damit nichts zu tun!“, erwiderte Trump abwehrend.

Am Donnerstagabend amerikanischer Zeit erschien die Antwort plötzlich in einem neuen Licht. Da hatte das konservative „Wall Street Journal“ eine exklusive Enthüllungsgeschichte veröffentlicht, die das politische Washington zum Beben brachte.

Nach Angaben des Blattes hat Trump für ein Freundes-Album zum Geburtstag von Epstein 2003 einen anstößigen Brief beigesteuert, der neben der handgemalten Silhouette einer nackten Frau, in deren Schamhaaren sich die Unterschrift „Donald“ versteckt, auch kryptische Bezüge auf ein „wunderbares Geheimnis“ enthält.

Ein Motiv für das Herunterspielen der Epstein-Akte

Das Schreiben belegt zwar in keiner Weise, dass Trump in die von Epstein im großen Umfang betriebene sexuelle Ausbeutung minderjähriger Mädchen verwickelt war. Es widerlegt aber eine Aussage des Präsidenten von 2019, als er behauptete, Epstein eher flüchtig gekannt zu haben und „kein Fan von ihm“ gewesen zu sein.

Vor allem liefert das Dokument ein mögliches Motiv für die 180-Grad-Wende von Justizministerin Pam Bondi in der vergangenen Woche, als diese plötzlich erklärte, sie werde keine weiteren Unterlagen aus dem Epstein-Fall veröffentlichen, obwohl dies ein zentrales Versprechen der MAGA-Bewegung im Wahlkampf gewesen war.

Mindestens so aufschlussreich wie die Veröffentlichung des Wirtschaftsblatts ist Trumps Reaktion. Der Präsident wurde nach Angaben der Zeitung am Dienstag erstmals mit dem Fund konfrontiert.

„Das ist nicht von mir. Das ist eine gefälschte Sache“, erklärte er. Er habe nie in seinem Leben Bilder gemalt. Zugleich drohte er: „Ich werde das Wall Street Journal verklagen, wie ich es mit allen gemacht habe.“ Kurz darauf behauptete er im Weißen Haus: „Diese Akten wurden von Comey erfunden, sie wurden von Obama erfunden, sie wurden von Biden erfunden.“

Weshalb der Ex-FBI-Chef und die beiden demokratischen Präsidenten Unterlagen manipuliert haben sollen, die sie unter Verschluss hielten, erklärte Trump nicht. Auch seine Beteuerung, niemals zu zeichnen, ist wenig überzeugend: Kurz nach Bekanntwerden des Briefes tauchten im Internet mehrere Filzstift-Skizzen der New Yorker Skyline mit der Unterschrift des Immobilienmoguls auf, die teilweise für mehrere tausend Dollar versteigert worden waren.

Persönliche Anrufe bei Verleger und Chefredakteurin

Trump hat offenbar mit massivem Druck versucht, das Erscheinen des Artikels zu verhindern. Nach eigenen Angaben sprach er mit Rupert Murdoch, dem Verleger des „Wall Street Journal“.

Der renommierte US-Medienjournalist Oliver Darcy berichtet zudem, dass der Präsident persönlich bei Chefredakteurin Emma Tucker anrief, um die Enthüllung zu unterdrücken. Dass die Zeitung den Bericht trotz dieser Interventionen und der absehbaren Klage druckte, lässt auf wasserdichte Belege schließen.

Laut „Wall Street Journal“ hatte Epsteins Begleiterin Ghislaine Maxwell, die später wegen Unterstützung des Sex-Handelsrings zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde, zum 50. Geburtstag des Investmentbankers im Jahr 2003 Dutzende Freunde um einen Beitrag für ein Geschenkalbum gebeten.

Der Brief mit Trumps Namen zeigt eine mit dickem Filzstift gezeichnete nackte Frau, deren Umriss einen maschinengeschriebenen Text einrahmt. Das Schreiben ist unterzeichnet: „Happy Birthday - und möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein.“

„Viele von den Frauen sind jünger“

In der maschinengeschriebenen Notiz wird ein fiktives Gespräch zwischen Trump und Epstein wiedergegeben. Darin sagt „Donald“: „Wir haben gewisse Dinge gemeinsam, Jeffrey.“ Der Angesprochene antwortet: „Ja, das haben wir, wenn man darüber nachdenkt.“ Trump erwidert: „Rätsel altern nie, ist Dir das aufgefallen?“ Das sei ihm tatsächlich klargeworden, „als ich Dich das letzte Mal sah“, erwidert der fiktive Epstein.

In einem realen Interview mit dem „New York Magazine“ hatte Trump 2002 Epstein als „großartigen Kerl“ beschrieben: „Es macht eine Menge Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Es wird erzählt, dass er hübsche Frauen so sehr wie ich mag, und viele von ihnen sind jünger.“

Epstein hat zwischen 2002 und 2005 minderjährige Mädchen mit Geld angelockt, missbraucht und mutmaßlich an prominente Männer weitervermittelt. 2008 entging er einem Verfahren durch einen zwielichtigen Deal mit der Staatsanwaltschaft.

Aktivisten hängen ein Plakat, das US-Präsident Donald Trump und Jeffrey Epstein zeigt, an einer Bushaltestelle in der Nähe der US-Botschaft auf.

Ein Fall, der die Welt beschäftigt: Nahe der US-Botschaft in London bringt eine Aktivistin ein Plakat an, auf dem Donald Trump neben Jeffrey Epstein zu sehen ist.

Kurz nach seiner Verhaftung 2019 wurde er tot in der Gefängniszelle gefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um einen Suizid handelte. Dennoch schießen seither Spekulationen über eine mögliche Fremdeinwirkung und eine geheime Liste mit prominenten Kunden ins Kraut.

Trump hatte im Wahlkampf wildeste Verschwörungstheorien unterstützt. Seine plötzliche Bekundung, bei den Akten handele es sich um „langweiliges Zeug“ und einen „großen Schwindel“ war in den vergangenen Tagen daher auf Verärgerung bei seinen Hardcore-Anhängern gestoßen.

„Die Geschichte wird jeden Tag größer“

Nach der Veröffentlichung des „Wall Street Journals“ am Donnerstagabend legte der Präsident dann eine erneute Kehrtwende hin. Zunächst beschimpfte er die Zeitung als „widerliches und schmutziges Blatt“ und kündigte an, die Redaktion und den Verleger Murdoch „bis auf die Knochen“ zu verklagen. Dann erklärte er, Justizministerin Bondi solle „alle relevanten Aussagen“ aus dem Gerichtsverfahren gegen Epstein veröffentlichen.

Ob dies die aufgebrachte MAGA-Basis beruhigt und Trump seine Anhänger nun in einen Kulturkampf gegen die „Fake News“ umlenken kann, muss sich zeigen. Die Ankündigung bleibt weit hinter dem Wahlkampfversprechen zurück, sämtliche FBI-Unterlagen und die Kundenliste Epsteins zu veröffentlichen.

Die Demokraten wollen sich mit der selektiven Vorlage von Gerichtsprotokollen denn auch nicht zufriedengeben. „Ich traue keinem Verfahren, in das Pam Bondi involviert ist“, sagte der Abgeordnete Robert Garcia: „Die Geschichte wird jeden Tag größer.“