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Ermutigender Trend bei JugendlichenNeun Millionen Menschen mit „problematischem“ Alkoholkonsum

3 min
Schatten einer weiblichen Person, die in einem Zimmer vor dem Fenster aus einer Flasche Wodka trinkt.

Noch immer haben Millionen Menschen in Deutschland Probleme mit Alkohol. Unter Jugendlichen zeichnet sich allerdings ein Gegentrend ab. (Symbolbild)

Etwa neun Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in „problematischer“ Form. Es gibt aber auch Gegentrends.

Alkoholmissbrauch ist wahrscheinlich das entscheidende und am meisten unterschätzte medizinische Problem in Deutschland: Etwa neun Millionen Menschen konsumieren Alkohol in gesundheitlich „problematischer“ Form, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit (bezogen auf die Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahre).

Magnus Heier

Magnus Heier

ist Autor und Neurologe und schreibt die wöchentliche Medizinkolumne „Aus der Praxis“. ...

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Damit ist gemeint, dass der Konsum zu negativen Folgen führt wie „körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, sozialen oder beruflichen Problemen, oder einem Kontrollverlust über die Menge des konsumierten Alkohols“. Mit erheblichen Folgen: Im Jahr 2020 starben in Deutschland 14.200 Menschen an Krankheiten, die ausschließlich auf Alkohol zurückzuführen sind – 75 Prozent davon sind Männer. Die Zahl indirekt durch Alkoholmissbrauch Verstorbener – etwa durch Krebs – ist erheblich größer.

Dunkelziffer beim Alkohol dürfte höher sein

Hinzu kommt: Die Dunkelziffer aller dieser Zahlen dürfte höher sein. Alkohol und Rausch ist ein weitgehend akzeptiertes Phänomen. Auch unter Jugendlichen. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts fielen diese Zahlen deutlich: In den Altersgruppen zwischen 12 und 17 sowie zwischen 18 und 25 Jahren gingen sowohl das Rauschtrinken (also die gelegentlichen Exzesse) als auch das regelmäßige Trinken deutlich zurück. Andererseits sind die Zahlen noch immer viel zu hoch. Deutschland ist weiterhin ein Hochkonsumland.

Auch unter Jugendlichen gibt es zwei entscheidende Unterschiede: Junge Frauen trinken deutlich weniger als junge Männer. Das gilt sowohl für den regelmäßigen Konsum als auch für die Exzesse – „Komasaufen“. Was lustig klingt, ist es nicht. Gravierende Hirnschäden sind auch bei Jugendlichen möglich – schon nach kurzer Zeit. Und ein Klinikaufenthalt wegen Bewusstlosigkeit durch Alkohol ist keine Bagatelle. Auch die Problemgruppe im Straßenverkehr sind junge Männer: Bei Unfällen unter Alkoholeinfluss sind vier von zehn Autofahrern Männer unter 34!

Alkohol: Unterschiede zwischen Stadt und Land, Trend bei Jugendlichen

Der zweite Unterschied besteht zwischen Stadt und Land: Legendär sind Schützen- und Feuerwehrfeste, aber auch private Geburtstage auf dem Land. Der Unterschied zu Jugendlichen in größeren Städten ist messbar. Die Ursache dürfte vor allem ein geringeres Freizeitangebot auf dem Land sein. Umgekehrt ist es übrigens mit anderen Drogen, wie etwa Cannabis.

Aber es gibt auch einen ermutigenden Trend unter Jugendlichen: den vollständigen Verzicht auf Alkohol. Bei einer Umfrage sollen in der Altersgruppe zwischen 12 und 17 Jahren tatsächlich 37 Prozent der Befragten angegeben haben, noch nie Alkohol getrunken zu haben (im Jahr 2023). Auch wenn diese Zahl unglaubwürdig hoch klingt, ist der Trend doch ermutigend: Wenn Jugendliche selbstbewusst auf Alkohol verzichten, dann könnten sie auch anderen Jugendlichen Mut machen, sich aus den vermeintlich coolen Besäufnissen zurückzuziehen. Ob sich ein solcher Gegentrend durchsetzt, bleibt abzuwarten. Aber gerade für Kinder und Jugendliche ist der leichtfertige Umgang mit Alkohol fatal: Schon wenig kann zu viel sein.