Die Arbeiten im bei der Flutkatastrophe 2021 stark beschädigten Apothekenmuseum in Bad Münstereifel sind beinahe abgeschlossen.
FlutschädenDas Apothekenmuseum in Bad Münstereifel steht vor der Wiedereröffnung

Wieder komplett eingerichtet ist die Offizin, an die Günter Kirchner auch eigene Erinnerungen hat.
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Für Günter Kirchner ist das Apothekenmuseum ein Stück weit eigene Nostalgie. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich dort durch die Tür gekommen bin, um für meine Eltern Medikamente abzuholen. Das ist jetzt bestimmt 60 Jahre her“, schwelgt er in Erinnerungen an die Schwanen-Apotheke.
Heute ist er als Vorsitzender des Förderkreises für Denkmalpflege der Stadt Bad Münstereifel für das Apothekenmuseum zuständig – und seit vier Jahren mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Dass es wirklich so lange dauern würde, hatte Kirchner zunächst nicht gedacht. Ein Jahr nach der Flut war er von einer Wiedereröffnung im April 2023 ausgegangen. Doch jetzt sind die Arbeiten auf die Zielgerade eingebogen, optimistisch schätzt er, dass im Herbst die ersten Besucher empfangen werden können.
Wir hätten schon längst den Betrieb wieder aufnehmen können, aber die Wiederaufbauhilfe der Bezirksregierung hat uns hängen lassen.
Dass das Interesse groß ist, zeigte sich beim Fluterinnern am 13. Juli, als Teilnehmer der Gedenkveranstaltung einen exklusiven Blick in das Museum werfen durften. „An dem Tag haben wir fünf neue Mitglieder gewonnen“, sagt Kirchner. „Wir hätten schon längst den Betrieb wieder aufnehmen können, aber die Wiederaufbauhilfe der Bezirksregierung hat uns hängen lassen“, sagt er.
Es ist die Krux, die viele gerade spüren, von Kommunen bis zu Privatpersonen: Je länger die Flutkatastrophe her ist, desto komplizierter wird es, Mittel aus der Wiederaufbauhilfe zu erhalten. Was am Anfang reibungslos funktionierte und ermöglichte, dass der Wiederaufbau auch Fahrt aufnahm, wird mittlerweile durch Prüfungen, etwa auf Schlüssigkeit durch eine landeseigene Gesellschaft, verzögert. So war es auch beim ersten Antrag für das Apothekenmuseum. Der verlief komplett unproblematisch.
Gesamtkosten des Wiederaufbaus stiegen auf geschätzt 550.000 Euro
Nun wartet man auf das Geld des zweiten, vor einem Jahr gestellten Antrags für die Mehrkosten. Bis zum Bewilligungsbescheid hat es elf Monate gedauert. Vier Wochen später ist die Auszahlung von 30 Prozent der Summe veranlasst worden. Die Ausgabe der restlichen Mittel muss bedarfsgerecht vorgenommen werden. „Das dauert einfach zu lang“, findet Kirchner. Er schätzt die Gesamtkosten für den Wiederaufbau auf rund 550.000 Euro – 200.000 Euro mehr, als noch vor drei Jahren prognostiziert.
Nicht alles ist durch die staatliche Wiederaufbauhilfe gedeckt, sondern auch durch Spenden. „Die Spendenfreudigkeit war groß“, beschreibt es Kirchner. Exponate aus ganz Deutschland hat das Museum, in dem von 1806 bis 1994 die Schwanen-Apotheke beheimatet war, erhalten. „Man hat mir sogar drei komplette Apothekeneinrichtungen angeboten“, berichtet Kirchner. Dabei war das gar nicht nötig.

Auch den Schwan aus der alten Apotheke findet man noch abgebildet.
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Ein Blickfang ist die alte Kasse.
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Denn bei all der entfesselten Zerstörungskraft der Flut des 14. Juli 2021 kam das Museum noch mit einem blauen Auge davon. Die volle Wucht des Wassers traf das benachbarte Eck-Café. Dennoch waren die Schäden enorm. So mussten beispielsweise alle Holzböden erneuert werden. „Wir haben uns bemüht, alles eins zu eins und denkmalkonform wiederherzustellen“, so Kirchner. Das bedeutete auch Veränderungen. Weil es das alte Material nicht mehr gab, liegt jetzt ein Eichenboden im Museum, der sei regionalbezogen. Einfach war der Wiederaufbau nicht, denn die einzelnen Vorschriften führten zu Konflikten. So steht der Denkmalschutz auf der einen Seite, der aber nicht unbedingt konform geht mit dem Brandschutz.
Eine Baukommission ersetzte die Arbeit von Architekten
Es müssen Lösungen gefunden werden – und das von Ehrenamtlern. „Da wir keine Architekten gefunden haben, haben wir eine Baukommission gegründet“, so Kirchner, der ebenso dazugehörte wie Josef Brück, Alexander Mahlberg und Erich Schmidt. Unterstützer braucht der für das Apothekenmuseum zuständige Arbeitskreis. Denn um die Einrichtung weiterhin regelmäßig öffnen zu können, wird Personal benötigt. Vor der Flutkatastrophe gab es Synergieeffekte mit der Stadt Bad Münstereifel, die ihre Tourist-Info im Museum untergebracht hatte. Seit der Flut befindet die sich im Bahnhof, aus dem sie demnächst in die Stadtbücherei umziehen wird, wo die Tourist-Info zu einer Erlebniswelt aufgewertet werden soll.
Lösungen finden musste man auch anderweitig. „Ein Restaurator aus Köln meinte, der Originalverkaufstisch sei ein Fall für die Deponie“, beschreibt es Kirchner. Das sah der Tischlermeister Ralf Kolvenbach aus Iversheim allerdings anders. Dank seiner Arbeit sind der Tisch und einige Schränke wieder nutzbar. „Er ist ein guter Konservator“, lobt ihn Kirchner.
Von außen kann man nun einen Blick auf den Kräutergarten werfen
Es fehlen noch der komplette Kommunikationsbereich und Teile der Elektrik. Der Stromkasten befindet sich mittlerweile im Erdgeschoss und nicht mehr im Keller, der überflutet wurde. Die bisher enge Besuchertoilette ist auf den Innenhof gewandert und bietet viel Platz. Das blickdichte Rolltor zum Hof ist einem Metalltor gewichen, durch dessen oberen Teil man Einblicke auf den Kräutergarten hat.
Und wenn dann die Wiedereröffnung gestemmt ist, muss sich der Arbeitskreis zusammensetzen und die Zukunft planen. Dazu gehört beispielsweise die Erstellung eines Museumskonzeptes. Ein entsprechendes Gutachten soll in Auftrag gegeben werden, um das Museum auch für die Zeit vorzubereiten, in der man nicht mehr auf die Expertise der Familie Symann, die die Schwanen-Apotheke zuletzt betrieben hatte, zurückgreifen kann.