Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

NürburgringCarfriday-Spaß endet für sieben Autobastler bei Kontrolle der Polizei Euskirchen

Lesezeit 5 Minuten
Mehrere Fahrzeuge werden auf einem Parkplatz von Polizisten inspiziert. Einer der Beamten liegt am Boden und schaut unter das Auto. Eine Polizistin schaut dabei zu.

Wer der verbauten Technik auf den Grund gehen will, wie die Polizeibeamten bei der Fahrzeugkontrollen an der L115 bei Blankenheim, muss sich auch von unten ein Bild machen.

Die Kreispolizei kontrollierte am „Carfriday“ der Auto-Poser und -tuner an der L 115 bei Blankenheim den Anreiseverkehr zum Nürburgring. Sieben Autos wurden aus dem Verkehr gezogen.

Der Parkplatz an der L115 ist nicht gerade einer der kuscheligsten Orte an einem verregneten Freitagvormittag. Wer hier gestrandet ist, wo früher die Wohnwagen der sexuellen Dienstleisterinnen standen, hat ein Problem. Besonders, wenn einem gerade von der Polizei das Fahrzeug beschlagnahmt wurde, weil es viel zu laut ist. Denn der Öffentliche Nahverkehr reicht nicht bis hierher, und so muss man auf Freunde, Verwandte oder auf ein Taxi zurückgreifen.

So geht es Jolina R. und Veit T., die hier bereits seit anderthalb Stunden auf den Trip nach Hause warten. Gut, dass sie nicht allein sind, denn von den Polizisten, die ihr Fahrzeug, einen getunten Golf VI GTI, sichergestellt haben, gibt es wenigstens einen Kaffee. „Wir warten auf meinen Vater, der uns abholt“, berichtet Jolina R.. Doch der habe leider gerade Probleme mit seinem Auto, sagt sie. Und dann müsse er noch von Kirchhellen bis in die Eifel kommen.

Von weither reisen die Autotuner am „Carfriday“ zum Nürburgring

Kein guter Tag für die jungen Leute. Denn ihr eigentliches Ziel an diesem „Carfriday“, ein Wortspiel mit dem Karfreitag, ist der Nürburgring. Teils von weither reisen die Fans hochglanzlackierter, aufgemotzter und getunter Fahrzeuge zur Rennstrecke an die Hohe Acht, um zu schauen, staunen oder auch mit dem eigenen Gefährt Aufsehen zu erregen. Im Zweifel auch mit besonderer Lautstärke.

Für insgesamt sieben Fahrzeugbesitzer endet das Vergnügen allerdings schon vorher im Kreis Euskirchen. Statt beim „Carfriday“ am Nürburgring die Motoren aufheulen zu lassen, müssen sie ihre Autos bei der Euskirchener Polizei lassen, da diese illegal verändert sind. Denn nicht nur die Optik der Fahrzeuge wird von den Autotunern gepimpt. Auch die Technik der Fahrzeuge ist nicht vor der Begeisterung der Bastler sicher. Und so kommt eine Vielzahl von Zubehörteilen zum Einsatz.

Ein Polizist steht auf der Straße, lässt einen Mercedes passieren und winkt mit der Kelle zwei nachfolgende Motorradfahrer heraus.

Aus dem laufenden Verkehr fischten die Polizisten die Fahrzeuge, die sie kontrollieren wollten.

Vieles kann in den Fahrzeugbrief eingetragen werden, so dass die erfahreneren Besitzer hübsch gemachter Mobile für den Fall einer Polizeikontrolle stets einen sauber geführten Aktenordner mit Zulassungsbescheinigung auf dem Rücksitz mitführen. Doch nicht alles, was auf dem Zubehörmarkt erhältlich ist, ist tatsächlich legal und wird dann auch vom TÜV nicht abgenommen.

Das ist natürlich auch den Beamten der Kreispolizeibehörde Euskirchen bekannt. Zum Leidwesen mancher Bastler kennen sie mittlerweile die Tricks der Tuner. Und wenn sie es einmal nicht wissen sollten, haben sie immer noch Christoph Weber, der als Kfz-Meister in Diensten der Polizei tätig ist.

Fernsteuerung für Auspuffklappen im  Kaffeebecher unter dem Sitz versteckt

Wie die ferngesteuerten Auspuffklappen, die aus einem friedlichen Alltagsgefährt ein röhrendes Monster machen. Einem Niederländer beschert der Einbau dieser Technik an diesem Karfreitag den vorläufigen Verlust seines Wagens. Praktischerweise hat er die Fernbedienung auf das Armaturenbrett gelegt, so dass die Beamten sie sofort finden.

Anders als sein Landsmann, der bei anderer Gelegenheit den Auslöser für die Klappen in einem Kaffeebecher unter dem Fahrersitz versteckt hat. Sein Pech: Als er seinem Beifahrer das Versteck verrät, rechnet er nicht damit, dass der Polizist, der danebensteht, bestens Niederländisch versteht.

Ein Polizist kniet hinter einem Wagen und hält das Mikrofon des Messgeräts an den Auspuff.

Exakt eingerichtet wird das Messgerät, verwertbare Ergebnisse für die Lautsärke zu bringen.

Doch die Sicherstellung des Fahrzeuges zieht noch andere Probleme nach sich. Denn neben dem Bußgeld kommen die Abschleppkosten an einem Feiertag, die Kosten für einen Gutachter und Verwaltungsgebühren dazu: Auf eine Summe von rund 1400 Euro kann sich der Fahrzeughalter gefasst machen.

Auch für Veit T. wird es teuer. Das Auto sei sein Hobby, sagt er. Er hatte Auspuffklappen verbaut, die ab 4000 Umdrehungen aufgehen. „Das ist, damit auf der Autobahn die Abgase rausgehen und den Turbolader nicht belasten“, erläutert er den technischen Hintergrund für die lautstarke Veränderung. Sonst könne das Schäden verursachen. Er mache das nicht, um Leute zu belästigen. Er mache das für sich, sagt er.

Ich habe das neue Teil extra für den Ring eingebaut, um es auszuprobieren.
Ein Fahrer aus Oberhausen musste an der Kontrollstelle die illegale Ansauganlage austauschen

Mit 104 Dezibel ist der Golf gemessen worden, 21 Dezibel mehr als laut Fahrzeugpapieren erlaubt. Tiefergelegt, Überrollkäfig, Breitreifen, Alufelgen, eine veränderte Bass-Anlage, das ganze Programm: „Da ist mein ganzes Ausbildungsgehalt für draufgegangen.“ Er habe Spaß an Autos. Schon mit seinem Vater sei er am Ring gewesen. Dort fahre er regelmäßig hin.

An der Kontrollstelle an der L115 ist Robert Schmitz im Einsatz. Der Erste Polizeihauptkommissar ist eigentlich Wachleiter in Euskirchen. „Aber ich bin froh, mal wieder auf der Straße zu sein“, sagt er.

Ein Auto wird auf der Ladefläche eines Abschleppwagens zum Sicherstellungslager der Polizei transportiert.

Insgesamt sieben Autos wurden von der Polizei Euskirchen aus dem Verkehr gezogen.

Zwei Kontrollstellen hat der Verkehrsdienst der Euskirchener Polizei an diesem Feiertag eingerichtet, um die Gefährte auf dem Weg zum Nürburgring einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Volker Braun, Leiter der Behörde, hat sich für diesen Vormittag noch Unterstützung geholt. „Ohne die Kollegen der Wachen könnten wir das überhaupt nicht leisten“, sagt er.

Seit dem frühen Morgen sind sie aktiv. Die ersten Gruppen getunter Autos seien bereits um 4 Uhr morgens im Ruhrgebiet losgefahren. „Die waren schon durch, als wir hier waren“, so Braun. Auch wenn er Verstöße entdeckt, bleibt er entspannt. „Die Stimmung ist eigentlich nie ruppig. Wenn man vernünftig mit den Leuten redet, ist alles friedlich.“

Auch der Oberhausener, der mit einer nicht zugelassenen Ansauganlage ertappt wird, bleibt moderat, auch wenn er eine Strafe zahlen muss. Doch da er das Originalteil dabei hat, kann er es an Ort und Stelle wieder einbauen und so sein Fahrzeug wieder regelkonform machen.

„Ich habe das neue Teil extra für den Ring eingebaut, um es auszuprobieren“, sagt er, während er am Motor seines Hondas arbeitet. Und werde er es an der nächsten Ecke wieder einbauen? Er schüttelt den Kopf. „Ich bin froh, dass es bei einer Ermahnung bleibt. Wenn man schon so nett ist, dass ich es hier zurückbauen darf, mache ich das nicht“, betont er.

An manchen der getunten Autos haben auch die Polizisten Freude

Die Faszination für Autos teilen manche der Beamten. Wenn alles in Ordnung ist, freuen sie sich über die Fahrzeuge, die sie zu Gesicht bekommen. Etwa über den BMW 316 aus den Niederlanden, in den ein Achtzylindermotor aus einem Siebener BMW eingebaut wurde. „Ein hochwertiger Umbau“, konstatiert Weber, der sich um das Fahrzeug zu sorgen scheint. „Fahren Sie nicht auf die Rennstrecke“, rät er dem Besitzer. Dort seien viel zu viel Autos unterwegs – und zu viele ungestüme Fahrer.