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Für 8,5 MillionenUmbau des alten Konsum zum neuen Rathaus von Blankenheim ist fast fertig

Lesezeit 7 Minuten
Zwei Männer und eine Frau stehen im Eingangsbereich des neuen Rathauses von Blankenheim, der noch eine Baustelle ist.

Das neue, lichte Atrium im Anbau wird der Zugang zum Bürgerbüro und zum Rathaus. Bürgermeisterin Jennifer Meuren, Christoph Diederich (M.) und Guido Waters freuen sich auf den Umzug, der im Juni ansteht.

Im Februar 2022 begann der Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes an der Ahrstraße in Blankenheim. Bald kann dort die Rathaus-Crew einziehen.

Nach dreijähriger Bauzeit ist das unter Denkmalschutz stehende Haus an der Ahrstraße, das als „Konsum“ bekannt ist und eher eine Ruine war, nicht mehr wiederzuerkennen. Blankenheims neues Rathaus samt zweier eigens errichteter Anbauten ist so gut wie fertig. Die letzten Arbeiten und der sukzessive Umzug der Verwaltungsabteilungen werden aber noch bis zum Juni dauern.

Als Erstes eingezogen ist eine Topfpflanze. Bürgermeisterin Jennifer Meuren hat sie schon in ihrem neuen Büro platziert, das sie als „Musterbüro“ mal kurz bezogen hat. Der Raum hat wie alle 25 Diensträume im neuen Rathaus für die 55 Beschäftigten einen Namen. „Ahrquelle“ heißt das Zimmerchen im ersten Obergeschoss des umgebauten Denkmals aus dem Jahr 1738. Vor allem eins fällt auf: Wie wenig repräsentativ es ist. Ihr Büro-Farn auf dem neuen Schreibtisch, an einer Wand eine Foto-Textcollage mit stilisiertem Gewässer und einem etwas kitschig wirkenden Gedicht – das war's.

Der Blankenheimer Verwaltung stehen 1600 Quadratmeter zur Verfügung

Auf 1600 Quadratmetern, verteilt auf drei Geschossebenen, wird Blankenheims Verwaltung künftig zu finden sein. Es lohnt sich der Blick aufs Detail. Denn die Arbeitsplätze sind eher eine Art Angebot für die Angestellten, der „Heimathafen“, wie es etwas pathetisch heißt. Gleichwertig seien Homeoffice-Optionen anzusehen, so Christoph Diederich, Fachbereich Tiefbau, der vor Ort in den vergangenen drei Jahren das umsetzte, was Projektleiter Guido Waters vorgab.

Alles zum Thema Ina Scharrenbach

Doch bis zum Umzug der Verwaltung und dem Einzug ins neue Domizil ist noch etwas Zeit. Überall wird derzeit gehämmert und geschraubt, es werden noch Böden gelegt und Leitungen in den Decken und in die „Bodentanks“ der Büroflächen eingezogen. In den Sanitärräumen sind die Fliesenleger bei der Arbeit, bevor die Sanitäranlagen eingebaut werden können, der Aufzugbauer zieht Kabel, neue Türen und Zargen stehen an den Wänden, Materialsäcke für den Vinylboden in Betonoptik lagern in den Fluren. Bis zum „Pre-Opening“ am 25. April ist noch einiges zu tun. Und es steht fest: Bis dahin wird nicht alles fertig sein.

Eine alte Eichentreppe im neuen Rathaus von Blankenheim muss noch aufgearbeitet werden.

Ein Prachtstück: Die alte Eichentreppe, die alle Ebenen erschließt, wird noch aufgearbeitet.

Sandsteinplatten aus dem Kylltal sind aufgestapelt. Sie werden auf dem Boden im Erdgeschoss des neuen Rathauses von Blankenheim verlegt.

Sandsteinplatten aus dem Kylltal werden auf dem Boden im Erdgeschoss verlegt.

„Die Möbel sind bestellt, die Kollegen werden, wo sie sie nicht schon haben, höhenverstellbare Schreibtische haben“, so Guido Waters. Und weil bei aller fortschreitenden Digitalisierung das „papierlose Büro“ dennoch eine Utopie bleiben wird, sind auch Sideboards erlaubt. Die wird der Bauhof bis zum Juni Abteilung für Abteilung in den Büros des alten Rathauses abholen und in den neuen gemäß dem Belegungsplan aufstellen.

Auch im Großraumbüro, das sich über das ganze Dachgeschoss erstreckt und wo das „New Work“-Konzept umgesetzt werden soll: Flexible Arbeitsplatzeinheiten sind hier vorgesehen statt starrer Reihenbestückung. Dieser Raum hat durch 14 neue große Dachgauben, sieben an jeder Längsseite, eine ganz besondere Atmosphäre bekommen.

Ganz oben auf dem Umzugsplan von Guido Waters steht die IT-Abteilung. Sie wird zuerst einziehen, um nach den schon verlegten Strom-, Wasser- und Heizungsleitungen die nötige Infrastruktur für den reibungslosen Übergang des Verwaltungsbetriebes zu vervollständigen. Danach, so Waters, werde der Umzug von oben nach unten erfolgen. Auch das hat einen praktischen Hintergrund: Das Dachgeschoss soll über den neuen Fluchtweg, einen Steg zur Straße Unter dem Heltenbusch, auf der Gebäuderückseite möbliert werden.

Jede Etage des Rathauses hat eine eigene Farbe und ein eigenes Motto

Rot wird die noch vom Maler aufzutragende Ebenen-Farbe im Dachgeschoss sein. „Der Farbstreifen wird sich in 1,20 Metern Höhe die Flure entlangziehen“, so Christoph Diederich: „Blau wird für das erste Obergeschoss stehen, was das Thema Wasser, also die Ahr, symbolisieren soll. Grün wie die Natur soll es im Erdgeschoss leuchten.“

Auf allen Ebenen wird es dazu passende Bildmotive geben, etwa als großformatige Fotos an den Wänden oder transparente Drucke auf Fensterscheiben. Im künftigen Besprechungsraum im „blauen“ Obergeschoss ist eine Fensterscheibe mit der Ansicht auf die Burg vom Weiher aus aufgeklebt. Im Erdgeschoss werden Jahreszeitenansichten des Naturdenkmals Süntelbuche oberhalb von Blankenheim zu sehen sein.

Zwischen zwei Gebäudeteilen des neuen Rathauses von Blankenheim ist ein Innenhof entstanden.

Der Innenhof kann für Veranstaltungen, als Pausenhof oder auch als Freiluftbüro genutzt werden.

Im mittleren Feld eines dreiteiligen Fensters ist eine transparente Folie aufgeklebt, die eine Wasserfontäne und die Burg Blankenheim zeigt.

Transparente Foliendrucke wie das Motiv der Burg im Besprechungsraum kommen an einige Fenster.

Im Dachgeschoss werden die Fachabteilungen Tiefbau, Friedhofswesen und Förderprogramme zu finden sein, im Obergeschoss neben dem Bürgermeisterinnenbüro und ihrem Vorzimmer die Fachbereiche Finanzen, Steuern und das Gebäudemanagement.

Auch die Dienststelle der Polizei zieht hier ein

Ins Erdgeschoss zieht neben Bürgerbüro und Ordnungsamt auch die Dienststelle des Bezirksbeamten der Polizei. Da diese Ebene den meisten Publikumsverkehr haben wird, wird hier in den kommenden Tagen ein besonderer Bodenbelag verlegt: „Das ist Sandstein aus dem Kylltal“, sagt Christoph Diederich und deutet auf Stapel der quadratischen Bodenplatten, die in einer Ecke lagern.

Der Rathauszutritt erfolgt künftig vor allem durch das helle, mit viel Glas transparent gestaltete Atrium des Seiteneingangs zum Bürgerbüro. Vom Erdgeschoss aus ist der Aufzug im rechten Seitenanbau schnell erreichbar. In direkter Flucht der alten Eichentür des vormaligen Haupteingangs ist die altehrwürdige Holztreppe des Hauses ein echter Blickfang.

Einige Details des Blankenheimer Baudenkmals bleiben erhalten

Ob die Handwerker hier bis zum „Pre-Opening“ fertig werden, ist ungewiss. Alle Stufen müssen noch abgespachtelt werden, bevor sie mit rutschfesten Belägen versehen werden. Etwas wird davon unberührt bleiben: In einer Kehle der Treppe hat sich mutmaßlich deren Erbauer mit einem herausgeschnitzten, etwas unförmigen Herz verewigt.

Das ist eine der bleibenden Spuren aus der jahrhundertealten Geschichte des Hauses. Dazu zählen auch die Mauerung des ehemaligen Kamins, der sich über die gesamte Gebäudebreite ziehende Gewölbekeller oder ein Fenstersturz aus rotem Sandstein an einer Ecke der ehemaligen Außenwand des Haupthauses, die durch den Anbau jetzt eine Innenwand ist. Der Keller wird aufgrund der natürlichen Feuchtigkeit des Mauerwerks kaum genutzt. Dass die Verwaltung dort einen Weinkeller installiert, ist eher unwahrscheinlich.

Im Innenhof, der auch für kleinere Veranstaltungen genutzt werden kann, soll es grünen und blühen in Trögen. Auch die Außenanlagen um das Gebäude herum werden bepflanzt. In der Rückwand des Haupthauses ist zudem Hightech versteckt: Über eingebaute Zugangspunkte können Rathausmitarbeitende draußen arbeiten und dabei das interne WLAN nutzen.

Ist alles für den Umzug bereit, wird ein Dienstleister beauftragt. Alles muss noch vom Baustellendreck und Staub gereinigt werden. Es wird ein Wohlgefühl geschaffen für die Rathaus-Crew, die danach sukzessive ihre neuen Büros bezieht. Dazu gehört natürlich auch das eine oder andere Persönliche für den Schreibtisch und die Wand.

Aber halt! Das hat Grenzen. „In die Außenwände dürfen keine Nägel eingeschlagen werden. Die sind beheizt, da sind Lamellen drin“, warnt Guido Waters vorsorglich. Da müsse man ihn erst fragen. Hightech hin, sanierter Vorzeigealtbau her: Geht's ums schöne Wandbild, ist man flugs in die Zeiten der Studentenbude zurückgeworfen: Klebestreifen und Reißzwecke ja, alles andere ist erst einmal verboten.


Umbau dauerte drei Jahre und kostete 8,5 Millionen Euro

Gut drei Jahre dauerten die Umbauarbeiten des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes an der Ahrstraße 50. Das Haus ist im Ort unter dem Namen „Konsum“ bekannt, was sich auf eine vorherige Nutzung als Lebensmittelgeschäft bezieht. Im Februar 2022 war Baubeginn, ein Jahr später stand der Rohbau der beiden Anbauten, der Altbau war bis auf die Dachgeschossebene und einige konstruktiv wichtige Stützwände entkernt. Im Frühjahr 2024 begann der Innenausbau.

Kosten sollte die Maßnahme ursprünglich rund 6,4 Millionen Euro. Die Summe wurde zwischenzeitlich auf 8,5 Millionen Euro erhöht. Ein Millionengrab für die Gemeinde? So sah es aus. Doch es sollte anders kommen. Zunächst aber wechselte der Architekt für den Umbau. Ein Büro aus Bonn führte die Arbeit fort.

Altes Rathaus in Blankenheim wird zur Wohnanlage umgebaut

Glück hatte die Gemeinde Blankenheim auch: Ein Investor kaufte ihr im vergangenen Jahr für etwas mehr als zwei Millionen Euro das alte Rathaus ab, das zu einer Wohnanlage umgebaut werden soll. Das ist jetzt gut für die Bilanz: Die 8,5 Millionen an Baukosten wurden zunächst mit fünf Millionen Euro vom Land bezuschusst, bleiben 3,5 Millionen Euro. Weitere 600.000 reduzieren diese Summe auf 2,9 Millionen Euro: 400.000 Euro für den Einsatz regenerativer Energien aus sechs Geothermiebohrungen bis in 200 Meter Tiefe für eine Wärmepumpe sowie PV-Flächen auf allen Dächern.

100.000 Euro gab es aus der Städtebauförderung und ebenfalls 100.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Abzüglich des Verkaufs des alten Rathauses bleiben am Ende um die 500.000 Euro bei der Gemeinde hängen, was Bürgermeisterin Jennifer Meuren aber auf Nachfrage nicht bestätigte.

Zum Pre-Opening kommt NRW-Ministerin Ina Scharrenbach

Ein „Pre-Opening“ am Freitag, 25. April, ab 15 Uhr im neuen Rathaus an der Ahrstraße wird eine geschlossene Veranstaltung sein, zu der neben der NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach unter anderem der Gemeinderat und die an der Umbauplanung Beteiligten eingeladen sind.

Die eigentliche Eröffnung des Rathauses für die Öffentlichkeit erfolgt erst im Juni mit einem Tag der offenen Tür. Dann sind vor allem die Nachbarn an der Ahrstraße willkommen, die Blankenheimer natürlich und die am Bau beteiligten Firmen.