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Sorge um NRW-BauministerinIna Scharrenbach ist an Krebs erkrankt

Lesezeit 4 Minuten
Ina Scharrenbach (CDU)  gehört dem NRW-Kabinett seit 2017 als Bauministerin an.

Ina Scharrenbach (CDU) gehört dem NRW-Kabinett seit 2017 als Bauministerin an.

 Die Nachricht löste in der Düsseldorfer Landespolitik große Betroffenheit aus. NRW-Bauministerin machte in den sozialen Medien eine Krebsdiagnose bekannt. Die Geschäfte des Ministeriums will sie - ebenso wie ihre politischen Ämter - weiterführen.

Die 48-jährige Politikerin aus Kamen gilt als extrem selbstbewusst und willensstark. Die nüchterne Art und Weise, in der die 48-Jährige über die Erkrankung spricht, passt zu Ina Scharrenbach (CDU). „Im Rahmen eines Zufallsbefunds habe ich eine Krebsdiagnose erhalten“, erklärte sie kurz und knapp. „Ich werde mich einer viermonatigen ambulanten Chemotherapie unterziehen.“ Dabei werde sie die Zahl ihrer öffentlichen Termine reduzieren, um sich der Behandlung widmen zu können. „Ich bin zuversichtlich, dass ich mich bald wieder mit voller Kraft allen Aufgaben zuwenden kann“, erklärte die NRW-Bauministerin.

In einer ersten Reaktion meldete sich sogleich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zu Wort. Der CDU-Politiken wünschte Scharrenbach „viel Kraft für den jetzt anstehenden Kampf“ und eine „vollständige Genesung“. „Wenn man eine solche Diagnose bekommt, dann wird alles andere nebensächlich“, sagte Wüst.

Wer ist Ina Scharrenbach?

Scharrenbach kommt aus bodenständigen Verhältnissen. Ihre Eltern führten eine Gärtnerei, die später von ihrem Zwillingsbruder übernommen wurde. Die Hobby-Radrennfahrerin machte eine Lehre bei der Sparkasse, studierte später BWL in Dortmund. 1996 trat sie in die CDU ein. Der Beginn einer steilen Karriere, in der sie sich immer wieder durchboxen musste.

Zunächst fiel Scharrenbachs Talent in der Ruhr-CDU auf. Doch die Platzhirsche verfolgten ihre eigenen Interessen, wollten die junge Frau nicht fördern. „Ina war unbequem, ging vielen mit ihren ausgefahrenen Ellenbogen auf die Nerven“, sagt ein CDU-Bürgermeister. 

Durchbruch als „Chefanklägerin“

In der Landtagsfraktion gelang ihr 2016 als „Chefanklägerin“ der CDU im U-Ausschuss zur Aufklärung der Kölner Silvesternacht der Durchbruch. Mit enormem Fleiß arbeitete sie sich durch die Aktenberge, konfrontierte die damalige rot-grüne Landesregierung immer wieder mit den Belegen für das fatale Staatsversagen. „Scharrenbachs Arbeit war ein Sargnagel für den damaligen Innenminister Ralf Jäger und die Kraft-Regierung, die in der Folge abgewählt wurde“, so ein Ausschusssprecher der CDU-Landtagsfraktion. Armin Laschet (CDU) wurde 2017 Ministerpräsident – und bedankte sich bei Scharrenbach mit einem Kabinettsposten.

Als sie Ministerin wurde, fuhr Scharrenbach privat einen Audi A 3, der 300.000 Kilometer gelaufen hatte. Politiker sollten keine Selbstdarsteller sein, sondern sich um Sachthemen kümmern, sagte sie in dieser Zeit bescheiden. Allerdings wurde bald klar, dass sich die Westfälin durchaus mehr zutraute. Als Laschet beschloss, 2021 Kanzlerkandidat der Union zu werden, witterte sie die Chance, ihm als Regierungschefin nachzufolgen. Die Idee, dass Hendrik Wüst das Rennen machen könnte, hielt sie für keine gute Idee.

Scharrenbach durfte ihren Job behalten, obwohl sie in die „Mallorca-Affäre“ von Ex-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) verwickelt war

Im Machtkampf mit Wüst spielte der Westfale geschickt alle seine Trümpfe aus. Scharrenbach wurde damals zum Verhängnis, dass sie nicht über das erforderliche Landtagsmandat verfügte, um Laschet ohne Neuwahl nachfolgen zu können. Schließlich schlug sie NRW-Innenminister Herbert Reul für die Laschet-Nachfolge vor. Wüst war nicht begeistert.

Dennoch durfte Scharrenbach ihren Job behalten, als Wüst schließlich zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Und das, obwohl die Bauministerin in die „Mallorca-Affäre“ von Ex-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) verwickelt war. Die Politikerin aus Köln hatte kurze Zeit nach der Hochwasser-Katastrophe im Sommer 2021 zur Geburtstagsfeier ihres Mannes auf die Urlaubsinsel eingeladen. An dem Treffen hatten neben Scharrenbach auch weitere CDU-Spitzenpolitiker teilgenommen, die als Wüst-Kritiker galten.

Mit dem Amtsantritt von Hendrik Wüst war Scharrenbach klar, dass sie in NRW nicht weiterkommen würde. Sie habe keine Lust, das ewige Talent zu sein, sagte sie einmal in vertrauter Runde. Nachdem CDU und SPD sich in Berlin auf einen Koalitionsvertrag verständigt hatten, war über einen Wechsel von Scharrenbach in die Bundesregierung spekuliert worden. 

In Düsseldorf hofft man, dass Scharrenbach die tückische Krankheit besiegen kann. Der Schritt, die Diagnose öffentlich zu machen, sei mutig, erklärte Ministerpräsident Wüst: „Du bist nicht allein. Wir alle stehen an der Seite." Auch Jochen Ott, Chef der SPD-Fraktion, übermittelte Genesungswünsche: „Wer Ina Scharrenbach kennt, der weiß, dass sie die Kraft für den Kampf gegen den Krebs hat. Ich wünsche sie ihr jedenfalls sehr und hoffe für sie und ihre Lieben auf gute Genesung.“