16 Jahre war Rudolf Westerburg Bürgermeister in Hellenthal, 45 Jahre stand er in Diensten der Gemeinde. Nun wurde er ehrenvoll verabschiedet.
WachwechselIn Hellenthal ist die Ära Westerburg offiziell beendet, Martin Berners im Amt

Der scheidende Bürgermeister Rudolf Westerburg mit seiner Frau Irene und den Enkelinnen Paula (links) und Ida.
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„So entspannt wie heute bin ich noch nie zu einer Ratssitzung gefahren“, scherzte Rudolf Westerburg zu Beginn seiner Rede in der Aula der Hauptschule Hellenthal. Das konnte er auch, denn für ihn stand nach 16 Jahren als Bürgermeister und 45 Jahren in der Gemeindeverwaltung lediglich der offizielle Abschied sowie die Entgegennahme von Würdigungen und Geschenken auf dem Programm. Alle Fraktionen bedankten sich für sein Wirken in den vergangenen Jahren, sein Engagement und seine gradlinige Amtsführung.
Eine besondere Ehre erwiesen ihm die Kollegen von der anderen Seite der deutsch-belgischen Grenze. Mit Bürgermeister Rainer Stoffels war das gesamte Gemeindekollegium mitsamt Gemeindedirektorin Julia Keifens nach Hellenthal gekommen, um dem Abschied von Westerburg beizuwohnen. „Das Ende einer Ära“, so würdigte Stoffels Westerburgs Amtszeit als Bürgermeister. Auch die ausscheidenden Ratsvertreter wurden in der konstituierenden Sitzung verabschiedet.
Überraschung bei der Wahl der stellvertretenden Bürgermeister
Kein Ende ohne Neuanfang, und so stand der Abend, zu dem rund 180 Gäste gekommen waren, vor allem im Mittelpunkt des sich neu formierenden Rates und damit der Vereidigung des neuen Bürgermeisters Martin Berners und der frisch gewählten Ratsvertreter. Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Heinz-Bert Weimbs, eröffnete als Ratsmitglied, das am längsten dabei ist, die Sitzung und nahm Berners den Amtseid ab.
Eine Überraschung gab es bei der Wahl der beiden stellvertretenden Bürgermeister. Hier standen Barbara Wand (CDU) und Franz Cremer (SPD) zur Wahl. Angesichts der Mehrheit von einer Stimme der Liste von SPD, Grüne, UWV und FDP der anwesenden Ratsvertreter wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass Cremer als erster Stellvertreter gewählt worden wäre. Doch die geheime Wahl ging anders aus. Wand wurde mit einer Stimme Vorsprung als erste Stellvertreterin bestimmt.

Warb um ein konstruktives Miteinander der Ratsfraktionen: der neue Hellenthaler Bürgermeister Martin Berners (l.). Zu stellvertretenden Bürgermeistern wurden Barbara Wand und Franz Cremer gewählt.
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Die ausscheidenden Ratsmitglieder wurden mit Wappentellern geehrt.
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In seiner Antrittsrede als Bürgermeister warb Berners vor allem um ein Miteinander der Parteien. „Ab heute bin ich nicht mehr der Kandidat einer Partei, sondern Bürgermeister aller Menschen in der Gemeinde“, betonte er. Er sehe sich als Bindeglied zwischen den Bürgern, der Verwaltung und dem Rat. „Lassen Sie uns miteinander reden, nicht übereinander“, regte er an.
Die Schulpolitik wird wohl ein großes Thema in Hellenthal bleiben
Als erstes sprach er die Schulpolitik an. Er habe nicht vor, die Hauptschule zu schließen, betonte er. Aber angesichts der bildungspolitischen Veränderungen in NRW gingen Experten davon aus, dass langfristig das Ende dieser Schulform kommen werde. „Ich bin selbst kein Experte für Schulentwicklung“, sagte er. Deshalb solle die Zukunft auf Grundlage von Fakten und externem Expertenwissen gestaltet werden, kündigte er an.
Auch den Sanierungsstau in der Gemeinde, Bürgerbeteiligung, die Digitalisierung der Verwaltung und den Ausbau der Erneuerbaren Energien sprach er an. Darüber hinaus lobte er das Ehrenamt, das Generationen verbinde und dazu beitrage, dass die 61 Orte in der Gemeinde lebendig blieben.
Mit einem Dank an Rat und Verwaltung verabschiedete sich Westerburg zum Ende der Veranstaltung. Er selbst sei zwar nie Politiker gewesen, aber habe immer gut mit den Ratsvertretern zusammengearbeitet. Die Aufgaben, die in der Zukunft warteten, seien gewaltig, prognostizierte er. Einen kritischen Hinweis ersparte er seinem Nachfolger nicht. Die Agenda, die er in seiner Rede entworfen habe, sei zu kurz geraten, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Eine Bitte an die Ratsmitglieder schloss er an: „Gehen Sie pfleglich mit den Mitarbeitern um, es sind die besten hier in Hellenthal.“ Stehend applaudierend verabschiedeten die Hellenthaler Bürger Westerburg dann in den Ruhestand.

