Im Gespräch erzählt das Hellenthaler Gemeindeoberhaupt über seine Zeit im Rathaus, bunte Socken und die wichtige Rolle, die seine Frau spielt.
AbschiedNach 16 Jahren als Bürgermeister von Hellenthal zieht Rudolf Westerburg Bilanz

„Noch fühlt es sich an wie Urlaub“, sagt der scheidende Bürgermeister Rudolf Westerburg, der gerade seinen Resturlaub nimmt.
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„Noch fühlt es sich an wie Urlaub“, sagt Rudolf Westerburg entspannt, seine Frau Irene nickt bestätigend. Eben hat er noch den Kellerflur seines Hauses in Ramscheid gestrichen, nichts, was eigentlich zu der Jobbeschreibung eines Bürgermeisters einer kleinen Eifelkommune gehört. Noch ist Westerburg Bürgermeister von Hellenthal, doch das Ende dieser Zeit rückt näher. Von den Mitarbeitern habe er sich bereits verabschiedet und den Resturlaub genommen: „Das war auch so geplant.“ Konkrete Pläne habe er noch nicht, es müsse sich ein Tagesablauf einspielen, sagt er.
So ist er nun in seinem Haus in Ramscheid, sein Wohnort seit seinem fünften Lebensjahr. Hier hat er seinen Lebensmittelpunkt mit seiner Frau Irene, die ebenfalls aus dem Ort stammt. Sie ist seine engste Beraterin und Begleiterin, mit ihr hat er auch viele schwierige Zeiten und Probleme durchgestanden.
Umzug in eine Stadt war für die Westerburgs keine Option
„Sie war immer die erste Person, die die Texte gelesen hat, und hat mir dann oft geraten, die Sachen anders und verständlicher zu formulieren.“ Während er in der Verwaltung arbeitete, war sie für die Caritas im Mobilen Hilfsdienst unterwegs. „Wir haben immer gesagt, ich kenne die eine Hälfte der Hellenthaler, sie die andere“, scherzt er.
„Stadt war keine Option“, sagt er. Als Irene, deren Eltern eine Gaststätte in Ramscheid geführt haben, und er beschlossen zu heiraten, sei auch der Entschluss gefallen, in Ramscheid zu bleiben: „Ich habe eine Tante in Köln, und nach einem Besuch über drei oder vier Tage hatte man genug Stadt.“ Und: „Ramscheid hat eine wunderbare Lage.“ Es liege auf einem Hügel, biete nach allen Seiten wunderbare Ausblicke: „Und man ist schnell im Wald, egal in welche Richtung.“
Dass sich Westerburg nach zwei erfolgreichen Wiederwahlen und 16 Jahren als Gemeindeoberhaupt ins Privatleben zurückzieht, war schon länger bekannt. Eine weitere Wahlperiode habe er nicht gewollt: „Jetzt sollen die Jüngeren kommen und ihre Ideen verwirklichen.“
Ramscheid hat eine wunderbare Lage.
Wie er, als er im Jahr 2009 zum ersten Mal zum Bürgermeister gewählt wurde. Die Hellenthaler Verwaltung kannte er da schon in- und auswendig. Im Rathaus war er 1980 als Azubi angetreten, um Verwaltungsfachangestellter zu werden. „Ursprünglich wolltest du zur Polizei“, erinnert Irene Westerburg an die Anfänge seines Berufslebens. Doch dem habe die ärztliche Einstellungsuntersuchung entgegengestanden – so blieb als Alternative die Ausbildung bei der Gemeinde.
Es war keine einfache Zeit, vor allem weil das junge Paar trotz des geringen Verdienstes des jungen Verwaltungsangestellten ein Haus gekauft hatte, das sie selbst und mit Freunden auf Vordermann brachten. Kein Problem für den handwerklich durchaus versierten Rudolf Westerburg. Und nicht nur das: „Ich habe damals auch bei einem Dachdecker ausgeholfen.“
Die Zeit während des Studiums in Köln war für die Familie hart
Doch als eine Beamtenstelle bei der Gemeinde ausgeschrieben wurde, änderte sich der Weg. Während er noch die Lehrgänge zum Fachangestellten absolvierte, entschied er sich für das dreijährige Studium in Köln zum Diplom-Verwaltungswirt.
„Das war eine schwierige Situation.“ Er habe nur das Anwärtergehalt gehabt, das erste Kind sei gekommen, das Haus habe abbezahlt und umgebaut werden müssen. Doch mit seiner Frau habe er das durchgestanden: „Das hat gezeigt, wie wichtig der Zusammenhalt in der Familie ist.“
In der Feuerwehr ist er seit vielen Jahren aktiv. Deren Leiter war er zudem, bis er 2002 zum Allgemeinen Vertreter seines Vorgängers Manfred Ernst ernannt wurde: „Der wies mich darauf hin, dass ich dann in der Doppelfunktion mein eigener Vorgesetzter wäre.“
Die Zeit als Allgemeiner Vertreter sei ein Traum gewesen: „Ich konnte Dinge machen und hatte ein gutes Verhältnis zu Ernst.“ Er wäre auch nicht als Bürgermeisterkandidat zur Wahl angetreten, als sich abzeichnete, dass Ernst nicht kandidieren würde. Doch als sich 2008 die Parteien positionierten und sich erste Kandidaten abzeichneten, sei er von denen nicht begeistert gewesen.
Mit 86,6 Prozent Ja-Stimmen wurde er 2009 zum Bürgermeister gewählt
So habe er Kontakt zu den „kleinen“ Parteien aufgenommen, die mit einer Anzeige nach einem Kandidaten suchten. Schnell sei Einigkeit erzielt worden, dass er als parteiloser Kandidat an den Start gehen würde.
Vorgestellt wurde er in den Grenzlandstuben zu der Zeit, als die Hellenthaler CDU einen parteiinternen Kampf zwischen Heinz Willi Junker und Rainer Fingel als Aspiranten für die Kandidatur ausfocht. Das war im Seuchenjahr der Christdemokraten im Kreis, als infolge interner Querelen und Machtkämpfe Günter Rosenke und Rolf Hartmann aus der Partei austraten und als Parteilose zum Landrat und zum Bürgermeister in Blankenheim gewählt wurden.
In Hellenthal war das Resultat, dass die Christdemokraten 2009 ohne Bürgermeisterkandidaten dastanden. Einziger Kandidat fürs Amt war Westerburg, der mit 86,6 Prozent Ja-Stimmen gewählt wurde.
Es ist keine Frage des Du oder Sie, sondern des Respekts.
„Es waren gute Jahre“, so Westerburg über die Bürgermeister-Zeit. Viele Jahre sei seine Frau mit ihm auf alle Veranstaltungen gegangen. „Ich habe gemerkt, dass die Leute es gut finden“, sagt sie. Authentisch zu bleiben sei ihnen wichtig gewesen: Den Eintritt zu bezahlen, habe für sie ebenso dazugehört wie möglichst nicht in der ersten Reihe, sondern mittendrin zu sitzen.
Für einige in der Verwaltung sei es schwierig gewesen, den Kollegen nun als Vorgesetzten zu haben. „Es ist keine Frage des Du oder Sie, sondern des Respekts“, so Westerburg. In Verwaltungsdingen habe ihm sowieso keiner was vormachen können. Das A und O sei das Feedback zu Hause gewesen, seine Frau habe durch den Kontakt zu den Menschen viel von der Stimmung draußen mitbekommen.
„Die Leute haben auch viel auf das äußere Erscheinungsbild geachtet“, verrät sie. So sei mal die Krawatte gelobt oder gefragt worden: „Trägt dein Mann eigentlich immer bunte Socken?“ Trägt er, bestätigt der Bürgermeister schmunzelnd.
Wichtig sei ihm die Zusammenarbeit mit den belgischen Nachbarn aus Büllingen gewesen, die sich vor seiner Amtszeit auf das Feuerwehrabkommen beschränkt habe. „Da war der Bürgermeister Gerhard Palm, der war nicht so auf Begegnung“, so Westerburg. Doch das habe sich geändert, als Friedhelm Wirtz dessen Nachfolge angetreten habe. Auch Rainer Stoffels, im vergangenen Jahr zum Bürgermeister gewählt, setze die gute Zusammenarbeit fort. Ein wenig stolz ist Westerburg: „So kommt das ganze Schöffenkollegium aus Büllingen zu meiner offiziellen Verabschiedung am 4. November.“
Abschied aus der Politik – Die Serie
Sie haben teils Jahrzehnte die Geschicke des Kreises Euskirchen und die ihrer jeweiligen Stadt und Gemeinde mitbestimmt. Eine Reihe von langgedienten Volksvertretern und Bürgermeistern zieht sich nun aus der Lokalpolitik zurück.
In Gesprächen mit der Redaktion ziehen sie Bilanz und plaudern auch ein bisschen aus dem „Maschinenraum“ der Politik.

