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Flugplatzfest5000 Besucher kamen nach Wershofen, um die tollen Kisten zu sehen

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Ein Blick über den Flugplatz in Wershofen, im Vordergrund steht ein knallrotes Flugzeug.

Zahlreiche, teils historische Flugzeuge waren in Wershofen am Boden und in der Luft zu bestaunen.

Das erste Flugplatzfest nach sieben Jahren Pause fand bei bestem Spätsommerwetter statt und war ein Erfolg.

Mehr als 5000 Besucher kamen bei schönstem Spätsommerwetter zum Flugplatzfest der Segelfluggruppe Wershofen, dessen Höhepunkte spektakuläre Kunstflugvorführungen waren. Zum „Fly in“ landeten auf der Piste an die 100 Piloten mit ihren Sportflugzeugen. Die längste Anreise hatten zwei Piloten aus der Nähe von Zürich.

„Dürfen meine fünfjährigen Zwillinge auch mit?“ Eine Besucherin wollte es lieber genauer wissen, bevor sie einen Slot für das umfangreiche Rundflugangebot buchte. Ob Ultraleichtflugzeuge, Sportflugzeuge oder Motorsegler: 20 dieser Runden über Wershofen und die schöne Eifellandschaft unweit des Ahrgebirges waren in der ersten Viertelstunde nach Öffnung des Ticketverkaufs am Rand des Flugfeldes schon gebucht.

Viele Besucher wollten eine Runde in der Luft drehen

Für den Vereinsvorsitzenden Herbert Nett und seine Kollegen, alle mit Helferaufgaben eingespannt, war das beim ersten Flugplatzfest seit 2018 eine schöne Botschaft: Viele wollten mit einem der zwölf ehrenamtlichen Fluglehrer am Steuer in die Luft gehen. Auch die Zwillinge durften abheben, da ihre Mutter ja mit an Bord war.

Die Stände und Wege zwischen dem Tower mit Restaurant und den Hangars vor dem Flugfeld waren mit Besuchern gefüllt. Im hinteren Teil des Flugplatzes waren die Flieger der Gäste des „Fly in“ aufgereiht. Das Angebot habe man aus den USA übernommen, so Herbert Nett.

Zwei Männer stehen vor dem Cockpit ihres Cessna-Flugzeugs.

Mit ihrer Cessna von 1949 waren Selim Gfeller (l.) und Matthias Bosshard aus Zürich nach Wershofen gekommen.

Das knallblaue kleine Flugzeug hat eine ungewöhnliche Form mit sehr großen Tragflächen.

Die blaue Flunder von Bart Verhees, eine Delta 2, wirkte wie ein Alien.

Der Pilot und Kunstflieger Robin Ermen steht vor dem geöffneten Cockpit seines Flugzeuges und lacht in die Kamera.

Zu langweilig ist Geradeausfliegen für Kunstflieger Robin Ermen.

Die einfliegenden Gäste haben ein separates Versorgungszelt und können auf Wunsch neben ihrem Flieger das Zelt für die Nacht aufbauen. Der Einladung folgten Sportflieger in ihren Maschinen von der Dahlemer Binz, dem Flugplatz Daun-Senheld am Gemündener Maar, aus Utscheid in der Südeifel, dem Moselflugplatz Mont Royal oberhalb von Traben-Trarbach sowie aus ganz Deutschland, Belgien und den Niederlanden.

Arnold Backes, seit 1975 Pilot und langjähriges Mitglied bei den Flugfreunden in Wershofen, wusste, welches Vergnügen die Gäste beim Anflug gerade in den Höhen über der Eifel hatten. Sonnenschein und weiß-blauer Spätsommerhimmel. „Heute ist die Thermik gut! Es ist ein positives Zeichen des Klimawandels, dass sich die Thermiksaison in den September hinein verlängert hat“, so Backes. Die wellige Landschaft der Eifel mit ihren verschiedenen Vegetationen zwischen Offen- und Buschlandschaft und Wäldern mache die Fliegerei abwechslungsreich. „Das sorgt für unterschiedliche Thermiken“, so Backes.

Historische Flieger und ein Junkers-Nachbau landeten in der Eifel

All das bestätigten Selim Gfeller und Matthias Bosshard. Sie waren auf dem Platz ihrer Flugsportgruppe Züricher Oberland in Speck-Fehraltorf mit ihrer Cessna 170 gestartet. Es ging über den Bodensee, dann weiter nach Mannheim. Nach einer kurzen Pause sollte der Weiterflug zuerst nach Koblenz führen. Dem machte ein dichter und zäher Nebel über dem Mittelrheintal einen Strich durch die Rechnung. „Also sind wir über Frankfurt-Hahn nach Wershofen geflogen“, so Gfeller. Reine Flugzeit knapp drei Stunden.

Man hat viel Platz, das ist bei uns nahe Zürich alles ganz anders.
Matthias Bosshard über den Flugplatz

Warum die beiden Schweizer zum ersten Mal zum Fest eingeflogen waren? „Zwei Freunde von uns waren schon mal hier. Hier ist tatsächlich alles so familiär und idyllisch. Und man hat viel Platz, das ist bei uns nahe Zürich alles ganz anders“, so Bosshard. Ihre Cessna, 140 PS, Baujahr 1949, ist ein Oldtimer. „Das Cockpit ist noch komplett aus den 1950er-Jahren“, so Gfeller, „mit analogen Instrumenten.“ Der Flieger, 1985 sorgfältig restauriert, gehört einer Freundesclique, die sich um den Erhalt kümmert.

Andere „fliegende Kisten“ standen gleich nebenan in der Reihe. Etwa eine A50 Junior von Junkers, ein Nachbau, mit der bekannten geriffelten Aluminiumhaut. Die Marke Junkers, von der „Tante JU“ gibt es nur noch drei Originale, wird von dem Kölner Kofferbauer Dieter Morszeck weitergeführt, dessen Trolleys ebenfalls eine geriffelte Aluminiumhaut haben. Er hat die Namensrechte und das Recht zum Nachbau von der Junkers-Erbin gekauft. Eine Junkers für alle? Das ist möglich.

Eines der Flugzeuge erinnerte an eine knallblaue Flunder

Die Verhees Delta 2 wäre eine Alternative, die neben dem silbrig schimmernden Sportflieger wie ein gestrandetes Alien wirkte. Das trapezförmige Selbstbauflugzeug besteht aus in knallblau lackiertem Aluminium und ist ein „Nurflügler“, also ohne Rumpf. Der niederländische Ingenieur Bart Verhees hat es entwickelt und zwei Typen gebaut: Den Zweisitzer, der in Wershofen zu sehen war, und einen Einsitzer. Die Bausätze kann man bei Verhees kaufen. Und damit die Flunder auf dem Boden nicht kippt, empfiehlt sich, ein Fahrradstützrad unter die Außenkanten der beiden Flügelspitzen zu schrauben.

In ein dunkles Kapitel der deutschen Flugzeuggeschichte führte ein anderer Flieger: eine Fieseler Fi-156 Storch des Kasseler Flugzeugbauers, in Tarnanstrich und mit der Kreuz-Kennung der Luftwaffe in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Storch sei als Verbindungs-, Beobachtungsflugzeug während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt worden, hieß es im Programmflyer. Der Storch benötigt für den Start nur eine 50 Meter lange Bahn, für die Landung reicht die Hälfte.

Einer der besten deutschen Kunstflieger zeigte sein Können

Propeller röhrten, Flugzeugmotoren dröhnten, immer wieder das Rauschen eines überfliegenden Fliegers – die unablässige Geräuschkulisse war Musik in den Ohren von Piloten und Besuchern. Es war das erste Flugplatzfest seit sieben Jahren, nachdem zuerst Corona und dann die Flut, von der auch Vereinsmitglieder betroffen waren, die Flieger gestoppt hatten. Umso erfreulicher war der große Andrang.

Wenn der Motor ausfällt, dann fällt die runter wie ein Stein.
Robin Ermen über seine XtremeAir

Richtig baff waren viele Besucher für knapp zehn Minuten, als sie Robin Ermen aus Kesseling vom Boden aus zuschauten. Ermen ist Mitglied der Segelsportgruppe Wershofen und einer der besten deutschen Kunstflieger. Er hatte sich in seiner XtremeAir XA-42 in seine Box begeben, den Raum zwischen 500 und 200 Metern Höhe, in dem seine Flugkünste auch bei den jüngsten Deutschen Meisterschaften bewertet wurden. Er stieg steil nach oben, ein großer Looping folgte, effektvoll von einem weißen Kondensstreifen angezeigt.

Dann folgte nach mehreren Drehungen eine 45-Grad-Aufwärtslinie mit halber Rolle in die Senkrechte und ein gedrückter Humpty: Am Scheitelpunkt des senkrechten Aufwärtsfluges geht es dabei in eine gedrückte (negativ geflogene), senkrechte Abwärtsbewegung. „Wenn der Motor ausfällt, dann fällt die runter wie ein Stein“, so der Freund des Kopfüberflugs. Manche Zuschauer hielten auf dem Boden derweil den Atem an.

Zurück auf dem Boden kletterte der 42-Jährige entspannt aus dem Cockpit. Den bloßen Geradeausflug habe er schon immer langweilig gefunden, sagt Ermen. Dem ging er beim Flugplatzfest bis zur Landung nach seiner Flugshow erfolgreich aus dem Weg – Gäste nimmt er jedoch nicht mit an Bord. Man muss wissen, dass Ermen kurz vor dem Aufsetzen seinen Flieger noch leicht schräg stellen muss. Dem geraden Blick nach vorne steht konstruktionsbedingt der Motorblock im Weg. Aufsetzen und Ausrollen erfolgen fast im Blindflug.