Obdachlose, Diamanthochzeiter, Schüler und Helfer: Menschen aus dem Kreis Euskirchen haben Papst Franziskus persönlich kennengelernt.
„Unvergesslich“Wie Menschen aus dem Kreis Euskirchen Papst Franziskus ganz nah erlebten

Päpstliche Gratulation zur diamantenen Hochzeit: Franziskus mit Gisela und Eberhard Schwarzbach.
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Wenn an diesem Samstag die Beisetzung von Papst Franziskus im Fernsehen übertragen wird, werden sich das Gisela und Eberhard Schwarzbach aus Kommern voller Emotionen anschauen. „Wir sind sehr traurig“, sagt Gisela Schwarzbach: „Aber uns bleibt die Erinnerung an ein unvergessliches Erlebnis.“
Papst gratulierte Kommernern zur diamantenen Hochzeit – auf Deutsch
Nämlich an den Tag ihrer diamantenen Hochzeit, dem 27. September 2023, und daran, dass Papst Franziskus ihnen persönlich gratulierte. „Er hat gesagt: ,Herzlichen Glückwunsch Ihnen und der Familie' – und das auf Deutsch“, erzählt Gisela Schwarzbach mit ungebrochener Begeisterung: „Davon zehren wir heute noch.“
Die Nachricht vom Tod des Papstes sei zwar nicht überraschend gekommen, habe sie dennoch sehr betrübt. „Es ist sehr schade, dass dieser Mann nicht mehr lebt. Einen wie ihn könnte die Welt noch gut gebrauchen“, sagt Schwarzbach.
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Doch die Übertragung der Kar- und Osterfeierlichkeiten aus dem Vatikan hätten bereits gezeigt, wie sehr Franziskus gesundheitlich angeschlagen war. Schon bei ihrer Begegnung vor etwa eineinhalb Jahren in Rom habe Franziskus im Rollstuhl gesessen, seiner Ausstrahlung habe das aber keineswegs geschadet.
Es ist sehr schade, dass dieser Mann nicht mehr lebt. Einen wie ihn könnte die Welt noch gut gebrauchen.
Gisela und Eberhard Schwarzbach waren damals mit einer etwa 15-köpfigen Gruppe in der Ewigen Stadt. Die Fahrt hatte Diethard Eichinger-Heß aus Mechernich organisiert, ebenso den direkten Kontakt der Diamanthochzeiter mit dem Papst. Am Abend zuvor hatte Eichinger-Heß den Schwarzbachs mitgeteilt, dass ihnen an ihrem Ehrentag der Heilige Vater im Rahmen der Generalaudienz persönlich gratulieren werde.
Sie habe das gar nicht glauben können, sagt Gisela Schwarzbach: „Wir waren aufgeregt, haben ganz schlecht geschlafen.“ Abends, nach der Begegnung, fand eine Festmesse für das Jubelpaar in Santa Maria del Anima, der Pfarrkirche der deutschsprachigen Gemeinde in Rom, statt. Gefeiert wurde anschließend in einer reservierten Trattoria. Ein Foto, das die Szene mit Franziskus zeigt, hänge seit der Reise selbstverständlich daheim an der Wand, so Gisela Schwarzbach: „Wir sehen das jeden Tag.“
Viele tolle Erinnerungen an das Zusammentreffen mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche und die Fotos davon sind auch Dr. Theo Rüber, seiner Mutter Jule Rüber und acht weiteren Mitarbeitenden des Vereins Casa Hogar geblieben. Im Juni 2022 wurde ihnen eine Privataudienz bei Franziskus gewährt – eine Ehre, die normalerweise nur hochrangigen Persönlichkeiten wie Staatsoberhäuptern, geistlichen Würdenträgern oder Diplomaten vergönnt ist.
Hilfsprojekt von Casa Hogar in Kolumbien interessierte den Papst sehr
Wie es dazu gekommen war? Der Verein Casa Hogar setzt sich für nachhaltige Bildung für Mädchen und Frauen im Chocó ein, einer Region im Nordwesten Kolumbiens. Diese ist geprägt von infrastruktureller Vernachlässigung, Armut und einem seit Jahrzehnten andauernden, gewaltsamen Konflikt zwischen illegalen Banden um natürliche Ressourcen und Drogenrouten.
„2019 wollte der Papst genau diese Region besuchen. Aus Sicherheitsgründen war dies aber nicht möglich“, so Theo Rüber, Gründer und Vorsitzender von Casa Hogar. Vermutlich sei dies der Schlüssel zu dem gewesen, was damals niemand für möglich hielt: eine Einladung in den Vatikan.
Franziskus war der beste Papst, den ich bisher miterlebt habe – vor allem von unten betrachtet.
Die Begeisterung über die Begegnung mit dem Papst ist Theo und Jule Rüber heute noch anzumerken. Seine zugewandte Art, sein ehrliches Interesse an den Zuständen in der kolumbianischen Region und der Arbeit des Vereins sowie seine Bescheidenheit blieben haften. Mit den Worten „Hallo, ich bin Franziskus!“ habe er die Gruppe begrüßt und jedem die Hand geschüttelt.

Einige Zeit nahm sich Papst Franziskus für das Gespräch mit den Vertretern des Vereins Casa Hogar.
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In der darauffolgenden guten halben Stunde habe man sich mit dem Papst unterhalten, seine Fragen beantwortet und Fotos der Projekte von Casa Hogar angeschaut.
„Er hat wirklich Anteil genommen und uns das Gefühl gegeben, ganz bei uns zu sein“, erinnert sich Jule Rüber: „Ich war wirklich beeindruckt von diesem Mann.“ Im Gedächtnis geblieben ist Theo Rüber auch, das der Papst beim Gespräch über Entwicklungszusammenarbeit von der großen Bedeutung der drei T erzählte: „Tierra, techo y trabajo (Erde, Dach und Arbeit)“, so Rüber. Der Pontifex habe ihm sehr deutlich gemacht, wie positiv er die Arbeit von Casa Hogar bewerte.
Papst begrüßte Obdachlose aus Euskirchen persönlich in Rom
Während der Audienz präsentierte der Vereinsvorsitzende dem Papst eine Videobotschaft der von Casa Hogar betreuten Mädchen, über die sich Franziskus sehr freute. Franziskus ließ es sich nicht nehmen, seinerseits eine Botschaft an die Mädchen und Frauen im Chocó zu senden. Dieses Highlight der Begegnung kann man sich auf der Homepage von Casa Hogar anschauen. Am Ende des Besuchs habe Franziskus sie gebeten: „Beten Sie für mich! Ich habe keinen leichten Job.“
Gerald Heinen erlebte Franziskus 2017. Mit 60 Obdachlosen, darunter zwei aus Euskirchen, war er als damalige Leiter der Euskirchener Caritas-Wohnungslosenhilfe in Rom bei einer der regelmäßigen Veranstaltungen des Papstes für Wohnungslose.
„Er hat den beiden Euskirchenern die Hand geschüttelt“, erinnert sich Heinen. „Franziskus war der beste Papst, den ich bisher miterlebt habe – vor allem von unten betrachtet“, lobt Heinen Franziskus' stetigen Einsatz für Benachteiligte.
Noch im vergangenen Herbst waren 730 Schüler des Steinfelder Hermann-Josef-Kollegs bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz. Schulleiter Thomas Frauenkron und Pater Lambertus Schildt, Vorstand der Stiftung Kloster Steinfeld, wurden vom Papst persönlich begrüßt. Aber auch aus etwas mehr Entfernung habe die „positive Ausstrahlung des Papstes“ gewirkt, berichtet Lehrer Andreas Winkler.
In Mechernich liegt ein Kondolenzbuch aus
Zum Tod von Papst Franziskus hat der Ordo Communionis in Christo in Mechernich ein Kondolenzbuch in der Gründungskapelle ausgelegt. Generalsuperior Jaison Thazhathil sieht das Vermächtnis von Papst Franziskus als „Fingerzeig in die richtige Richtung der Kirche“. Der verstorbene Papst sei ein wunderbarer Heiliger Vater gewesen, der die Kirche Christi auf völlig andere Weise geführt und geleitet habe als seine Vorgänger.
„Nun müssen wir seinen Weg gemeinsam fortsetzen – als Volk Gottes, gemeinsam in Communio“, so der Generalsuperior. Im Echter-Verlag sind vier Bücher in der „Edition Communio“ von und über Jorge Mario Bergoglio erschienen.
Pfarrer Karl-Heinz Haus, der erste Generalsuperior der Communio, übergab in Begleitung einer zwölfköpfigen Delegation aus Mechernich 2021 Papst Franziskus das Gründungskreuz Mutter Marie Thereses und die Regel des Ordo Communionis in Christo, damit er Kirche und Welt aus der Krise führen möge.