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Kommunalwahl 2025Heimbach fehlt Wohnraum und Windkraft ist ein dauerhaftes Streitthema

10 min
Stadtansicht Heimbach mit Burg

Klein und charmant ist Heimbach weiterhin.Jedoch ist es seit der Auswertung des jüngsten Mikrozensus trotz seiner nur knapp 4500 Einwohner nicht mehr die kleinste Stadt in NRW.

Die zweitkleinste Stadt NRWs plagen Finanzsorgen. Auch die Altersstruktur stellt die Heimbacher Politik vor Herausforderungen.

Den Titel ist Heimbach los: Seit Mitte des Jahres ist der Status futsch, die kleinste Stadt in NRW zu sein. 4367 Einwohner zählten die Statistiker für Hallenberg im Hochsauerlandkreis, während Heimbach zwar einen Rückgang aufzuweisen, aber immer noch 4487 Einwohner hatte. Nun ist der Titel „Kleinste Stadt im Land“ zwar bedeutungslos, klingt aber charmant: Ein bisschen urban und dann doch wieder ländlich; dörflich, aber nicht so ganz. Heimbach kann sich auf jeden Fall bis zum nächsten Mikrozensus nicht mehr damit schmücken.

Doch wenn dies das größte Problem wäre, mit dem sich die Stadt an der Rurtalsperre herumschlagen muss, wären wohl alle in Rat und Verwaltung froh. Leider aber sind die Herausforderungen vielfältig.

Nach der Kreisumlage verzeichnete Heimbach wieder rote Zahlen

Wie auch in anderen Kommunen blicken die Verantwortlichen mit Sorgen auf den Haushalt. Nach Jahren mit tiefroten Zahlen schien die Stadt durch die Erhöhung der kommunalen Steuern wie Grund- und Gewerbesteuer in ruhigeres Fahrwasser gekommen zu sein: 2023 konnte ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden, der sogar ein Plus von rund 230.000 Euro vorwies. Doch da schlug auch hier der Schrecken der kommunalen Kämmereien zu: die Kreisumlage. 2024 betrug das Defizit etwas mehr als eine Million, aktuell wird mit einem Minus von rund 460.000 Euro geplant.

Ein Problem für Heimbach, das immer wieder aufblitzt, ist die ungünstige Altersstruktur. Wie andernorts auch steigt die Zahl der Senioren. Dagegen fehlt es für die jüngere Generation an Wohnraum. Während Neubaugebiete beispielsweise in Vlatten ausgewiesen wurden, stockt die Umsetzung des Projektes in Blens. Hier sollen 8,5 Hektar aus einem jahrzehntealten Bebauungsplan, der eine Ferienhaussiedlung vorsah, in ein Allgemeines Wohngebiet umgewandelt werden. Der Hemmschuh ist allerdings die Verabschiedung des Regionalplans, die weiterhin auf sich warten lässt.

Erfolgreich konnte dagegen der Flächentausch mit dem Nationalpark abgewickelt werden, wodurch die Stadt die Möglichkeit erhält, in Hergarten dringend benötigte Gewerbeflächen auszuweisen. Hier steht nun die Umsetzung an.

Plätze für Windkraftanlagen sind sehr begrenzt

Die Landesentwicklungsplanung samt Regionalplan bietet weitere Unsicherheiten im Hinblick auf die Windkraft. Denn Heimbach weist eine besondere Topographie auf. Da das Rurtal mit Hausen, Blens, Hasenfeld und Heimbach keine Möglichkeit zur Errichtung von Windkraftanlagen aufweist, beschränkt sich der verfügbare Bereich auf das Umfeld von Vlatten, Hergarten und Düttling, etwa ein Drittel des Stadtgebiets.

Hier besteht bereits im Bereich der Kreisgrenze in Richtung Berg eine Konzentrationszone, die derzeit repowert wird. Um der Regionalplanung   zuvorzukommen, wurde von der Stadtverwaltung ein weiterer Windpark im Bereich Walbig nordwestlich von Hergarten geplant, der Abstände von 1000 Metern zur Wohnbebauung aufweist. Da auch an der Grenze nach Nideggen ein Windpark geplant ist, ist die Sorge der Bevölkerung vor einer Umzingelung durch Windräder groß. Eine Bürgerinitiative ist in Vlatten seit Jahren gegen die Windkraftplanungen aktiv.

Wie es mit dem Hochwasserschutz weiter geht ist ungewiss

Schäden an der kommunalen Infrastruktur in Höhe von 49 Millionen Euro machte die Stadt Heimbach nach der Flutkatastrophe 2021 beim Land im Wiederaufbauplan geltend. Derzeit wird an der Sanierung der Verrohrung des Heimbachs gearbeitet, der im Zentralort unter der Hengebachstraße verläuft. Doch wie in der Zukunft derartige Schäden verhindert werden können, ist noch nicht ausgemacht. Denn wie die Wassermassen, die bei Starkregen vom Hilbach ins Ortsinnere fließen, im Ernstfall aufgefangen oder abgeleitet werden können, ist unklar. Eine Möglichkeit wäre ein Stollen, der das Wasser in die Rur leiten könnte – doch die hohen Kosten schrecken ab.

Weiterhin ist Heimbach stark vom Tourismus abhängig – und somit auch in der neuen Rureifel Tourismus vertreten, die sich aus der Monschauer Land Touristik, der Rureifel Tourismus, der Roetgen-Touristik, der Rursee-Touristik, der Monschau-Touristik und der Stolberg-Touristik zusammengeschlossen hat. Das Integrierte Handlungskonzept, mit dem sich der Kernort schick gemacht hat, geht derzeit in die letzte Runde: Nun steht der Umbau des Bahnhofsvorplatzes an.


Ergebnisse der Wahl 2020 in Heimbach

Die CDU verlor bei der Wahl 2020 zwar 3,0 Prozentpunkte, blieb aber mit 44,0 Prozent deutlich stärkste Kraft in Heimbach. Nahezu unverändert mit 22,8 Prozent kam die SPD auf Platz zwei. Es folgten trotz Verlusten von 3,1 beziehungsweise 4,0 Punkten die UWV mit 8,8 und die FDP mit 8,5 Prozent. Die Grünen kamen auf 7,3, die AfD auf 6,0 Prozent.

20 Sitze waren im Stadtrat zu vergeben. Die Union erhielt neun, die SPD fünf, UWV und FDP jeweils zwei und Grüne sowie AfD jeweils einen.

Denkbar knapp verlief die Bürgermeisterwahl: Gerade einmal 42 Stimmen trennten Wahlsieger Jochen Weiler (CDU, 50,9 Prozent) und Dirk Nagelschmidt (SPD/UWV, 49,1 Prozent). (rha)


Neuauflage des Duells von 2020: Zwei Kandidaten fürs Bürgermeisteramt

Eine Wiederauflage des Rennens um das Amt des Bürgermeisters erlebt Heimbach. Vor fünf Jahren   ging es um die Nachfolge des parteilosen Peter Cremer, der nicht mehr antrat. Auch 2020 traten Jochen Weiler (CDU) und Dirk Nagelschmidt (parteilos) an, Weiler gewann mit gerade einmal 42 Stimmen Vorsprung. Probleme gab es in einem Wahllokal, so dass dort   neu ausgezählt wurde. Eine Neuauszählung im gesamten Stadtgebiet wurde letztendlich von Kreiswahlleiter Peter Kaptein in Abstimmung mit dem Landeswahlleiter abgesagt.

Jochen Weiler

Mit dem Bonus des Amtsinhabers tritt der 54-jährige Jurist Jochen Weiler aus Blens nun an. So kann er auf eine Vielzahl von Projekten verweisen, die in den vergangenen Jahren angestoßen wurden. Darunter ist die geplante Ausweisung einer Erweiterung des Gewerbegebietes in Hergarten, die durch einen Flächentausch mit dem Nationalpark realisiert werden kann. Im nächsten Jahr sollten die Flächen auf den Markt kommen.

Porträtfoto von Jochen Weiler

Für eine zweite Amtszeit stellt sich Heimbachs Bürgermeister Jochen Weiler zur Wahl.

Weiterhin steht die Beseitigung der Hochwasserschäden aus dem Sommer 2021 an. 49 Millionen Euro erhält die Stadt dafür aus dem Wiederaufbaufonds. „Etwa ein Drittel davon ist abgeschlossen oder angestoßen“, sagt Weiler. Beim Integrierten Handlungskonzept beginne nun der letzte Bauabschnitt, die Erneuerung des Bahnhofsumfeldes.

Der Haushalt der Stadt müsse weiter konsolidiert werden. Ein Problem stelle die Jugendamtsumlage an den Kreis dar, da die Kosten durch neue Aufgaben, die nicht gegenfinanziert seien, explodiert seien. Die Sanierung der Grundschule sei abgeschlossen. Geplant sei die Nutzung der dortigen Sporthalle als möglicher Veranstaltungsort für bis zu 400 Personen. Bei der Digitalisierung sei die App ein Erfolg, die in Heimbach als erste in NRW eingeführt worden sei. Dabei gebe es eine Erreichbarkeit von 80 Prozent.

Dirk Nagelschmidt

Als Macher sieht sich der 54-jährige Bauingenieur, der in Hergarten lebt und von SPD und UWV nominiert wurde. Seine Expertise sieht er weniger in der Verwaltung als in der Sanierung der Infrastruktur. In der   Stadtvertretung war er in dieser Legislaturperiode als sachkundiger Bürger für die SPD im Ausschuss für Stadtentwicklung, wo er sein Fachwissen einbringen konnte.

Dirk Nagelschmidt hat seine Hände auf die Hüfte gestützt und steht vor einem Obstbaum.

Zur Wahl zum Bürgermeister von Heimbach stellt sich Dirk Nagelschmidt aus Hergarten, der bei der letzten Wahl nur mit wenigen Stimmen gegen den jetzigen Amtsinhaber unterlag.

Er fordert, neue Wege zu gehen. So wolle er einen Ehrenamtsbeauftragten in der Verwaltung benennen, der als Ansprechpartner und Koordinator für die Vereine und Ehrenamtler zuständig sei. Auch fehle es an Baugebieten, die für junge Familien attraktiv seien. Da wäre für ihn ein Erwerb der 8,5 Hektar Sonderbaufläche in Blens durch die Stadt in Betracht gekommen.

Trotz hoher Gewerbe- und Grundsteuern gebe es immer wieder Probleme im Haushalt. Durch die Senkung der Gewerbesteuer sollten die Rahmenbedingungen verbessert werden. Um die Einnahmen zu erhöhen, solle der Tourismus gefördert werden. Dafür könnten die Kommunen im Bereich der touristischen Infrastruktur zusammenarbeiten. Er wolle mit den Nachbarn   Projekte anschieben, etwa einen Bikepark.


Die Parteien und ihre Spitzenkandidaten und -kandidatin

In Heimbach wetteifern sechs Parteien um die Plätze im Rathaus.

Kevin Küpper (CDU)

Eine solide Haushaltsführung ist für Kevin Küpper, Spitzenkandidat der CDU, Grundlage für jede kommunale Entwicklung. So dürfe ein Sparkommissar niemals Realität in Heimbach werden. Für die Jüngeren müsse bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Aktuell sehe aber die Bezirksregierung keine Notwendigkeit zur Entwicklung, da es noch genügend Baulücken gebe. So müssten diese Grundstücke für den freien Markt gewonnen werden.

Das Bild zeigt Kevin Küpper im Portrait.

Kevin Küpper führt die Reserveliste der CDU in Heimbach an.

Wichtig für Heimbach sei das Ehrenamt. So sollten Vereine, Bürgerhäuser und kulturelle Akteure gefördert werden. Bei der Digitalisierung sei Heimbach mit der App-Lösung Vorreiter in der Region gewesen. Diese Lösung solle weiter ausgebaut werden, genauso wie die digitale Verwaltung. Transparenter solle der politische Betrieb werden, unter anderem durch namentliches Festhalten der Abstimmungen.

Matthias Dürbaum (SPD)

Haushaltsdisziplin fordert SPD-Spitzenkandidat so Matthias Dürbaum. Auch solle eine größere Bürgerbeteiligung möglich und die Verwaltung erlebbarer werden. So sollten die starren Büro- und Terminzeiten aus der Corona-Zeit entfallen und öffentliche Bürgersprechstunden angeboten werden. Seit langem sei ein Runder Tisch mit den Gewerbetreibenden   in der Diskussion. Die aktuellen Baumaßnahmen sollten abgeschlossen werden, denn ein großes Projekt wie das InHk sei zwar zu begrüßen, binde aber auch Kräfte in Rat und Verwaltung.

Porträtfoto von Matthias Dürbaum.

Bei der Heimbacher SPD steht Matthias Dürbaum auf Platz 1 der Reserveliste.

Ein Dauerthema werde der Hochwasserschutz bleiben: „Der eint alle Parteien.“ Beim Verkehr müsse die aktuelle Struktur des ÖPNV, in dem der Bürgerbus eine wichtige Rolle spiele, gefördert werden. „Wir sehen ein großes Potenzial im   Tourismus“, betont Dürbaum. Doch es gebe   Punkte, die ausgebaut oder verbessert werden könnten, etwa   die Zusammenarbeit mit der neugegründeten Rureifel Tourismus.

Heinz Bongard (UWV)

Die Aufstellung eines handlungsfähigen Haushaltes fordert die UWV mit Spitzenkandidat Heinz Bongard. Ein großes Problem sei die Kreisumlage, die einen wesentlichen Teil des Haushaltes ausmache. Getreu dem Motto „Sieben Orte, eine Stadt“ müsste nicht nur der Kernort ins Visier genommen werden. Es fehle der Zusammenhalt zwischen den Orten. Dazu könne eine bessere Verbindung durch den ÖPNV, aber auch ein starkes Fahrradwegenetz beitragen.

Heinz Bongard steht mitten im Grünen und lächelt in die Kamera.

Spitzenkandidat der UWV in Heimbach: Heinz Bongard.

Der Tourismus sei stark, doch man lege Wert auf einen sanften Tourismus, der auch die Bürger weiterbringe. Die Natur solle nicht umgekrempelt, sondern erhalten bleiben. Auch gebe es in den Orten wenig Möglichkeiten einzukehren. Denkbar wäre ein Programm ähnlich dem für leerstehende Gebäude, mit dem ehemalige Gaststätten wiederbelebt werden könnten. Mehr Bürgernähe und eine Politik für Heimbach zu realisieren, da sie nur auf kommunaler Ebene aktiv seien und keine Vorgaben von außen bekämen, nennt Bongard ebenfalls: „Wir sind darauf bedacht, unabhängig zu bleiben.

Annette Breuer-Paulmann (Bündnis 90/Die Grünen)

„Wir wollen Frauen in die Politik und in den Rat bringen“, betont Annette Breuer-Paulmann, Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen. Auch sei der Partei eine bunte Vielfalt mit Menschen unterschiedlicher Herkunft wichtig. Die Lebensqualität soll gehalten, Betreuungslücken sollen geschlossen werden. Am Hochwasserschutz müsse gerade in Hinblick auf Heimbach und Hiltenbach weitergearbeitet werden. Und: „Wir wollen weniger Motorradlärm“, so Breuer-Paulmann. Dazu soll der Durchgangsverkehr gezügelt werden.

Porträtfoto von Annette Breuer-Paulmann.

Annette Breuer-Paulmann tritt für Bündnis 90/Die Grünen in Heimbach als Spitzenkandidatin an.

Der Tourismus solle unterstützt werden, doch er solle sanft und mit attraktiven Angeboten für Gäste gestaltet werden. Für die lokale Wirtschaft und Gewerbebetriebe sei etwa das Gewerbegebiet in Hergarten wichtig. Heimbach habe einen der höchsten Gewerbesteuersätze in der Region. Deshalb müsse überlegt werden, ob über eine Senkung nicht Anreize   geschaffen werden können.

Hubert Kast (FDP)

Die Liberalen setzten sich weiterhin dafür ein, alle Orte der Stadt aufzuwerten und Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur umzusetzen, teilt Spitzenkandidat Hubert Kast mit. Die Kernthemen seien außerdem die örtliche Sicherheit, der demografische Wandel unter Betrachtung des altersgerechten Wohnens, die Realisierung einer Versammlungshalle in Heimbach sowie die Unterstützung der freien Schule.

Hubert Kast steht vor einem unscharf gestellten Gewässer.

Spitzenkandidat der Heimbacher FDP ist Hubert Kast.

„Die Stadtkernsanierung genießt höchste Priorität“, so Kast. Das betreffe vor allem die Maßnahmen zum Hochwasserschutz, welche aktuell nur Notmaßnahmen darstellten. Das Kernproblem der veralteten Heimbachverrohrung in der Hengebachstraße sei bisher nur in Teilen befriedigend gelöst worden.

Jürgen Schmitz (AfD)

Ein deutliches „Nein“ zur Windkraft gebe es von der Heimbacher AfD, betont ihr Spitzenkandidat Jürgen Schmitz, der seit der aktuellen Legislaturperiode Mitglied des Stadtrates ist. Auch wenn in dieser Hinsicht lokal kaum Einfluss genommen werden könne, wolle die AfD die bestehenden Möglichkeiten nutzen.

Porträtfoto von Jürgen Schmitz

Jürgen Schmitz ist Spitzenkandidat der Heimbacher AfD.

„Mit uns gibt es keine Steuererhöhung“, macht Schmitz deutlich. Auch solle die Stadt sauberer werden und der Tourismus weiter gefördert, dabei aber in erster Linie an die Bürger und die Selbstständigen von Heimbach gedacht werden. Zum Wohl des Bürgers wolle die AfD arbeiten und strebe ein Miteinander mit den anderen Parteien an, eine „Brandmauer“ dürfe es im Stadtrat nicht geben.