Einige Flutbetroffene warten weiter auf Entschädigungen. Awo-Ansprechpartnerin Elisabeth Frauenkron spricht von mindestens 20 Altfällen.
„Nicht mehr wegzudenken“Die Awo-Fluthilfe ist in den Ortskern von Gemünd umgezogen

Eine neue Adresse hat die Fluthilfe der Awo in Gemünd, wo das neue Büro mit vielen Offiziellen feierlich eröffnet wurde.
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Eine der Anlaufstellen in Sachen Flutschäden in Gemünd hat eine neue Adresse: Die Awo-Fluthilfe ist Ende März vom Hilfszentrum Schleidener Tal in Mauel in den Ortskern von Gemünd gezogen. In der ehemaligen Galerie Cremer in der Aachener Straße 13 ist nun das Büro der Hilfsorganisation zu finden.
Bedarf an Förderung für Flutgeschädigte ist weiterhin groß
Bekanntlich sind die Tage des Hilfszentrums Schleidener Tal in der Kölner Straße 10 gezählt, in dem Malteser Hilfsdienst, Caritas und Awo sich mit vereinten Kräften den Problemen der flutbetroffenen Bewohner des Schleidener Tals und darüber hinaus gewidmet haben. Am 31. Dezember laufe dessen Förderung aus. Dabei sei der Bedarf immer noch groß, berichtete Elisabeth Frauenkron, die als erste Anlaufstelle für die Hilfesuchenden bereitsteht.
„Wir haben immer noch mindestens 20 Altfälle, die noch nicht abgeschlossen sind“, sagte sie. Und tatsächlich sei es so, dass immer noch neue Klienten dazukämen. „Vor einer Woche haben wir wieder einen neuen Fall bekommen, in dem noch nichts passiert ist. Das ist erstaunlich“, stellte sie fest.
Oft sei der Verwendungsnachweis der erhaltenen Fluthilfe oder Versicherungsgelder das Thema. Immer noch sei es möglich, für den 20-prozentigen Eigenanteil bei der Fluthilfe von der AWO einen Zuschuss zu beantragen.
Viele Geschädigte kommen mit ausgezahlten Geldern nicht aus
Zu dritt widmen sich die Helfer der Awo in Gemünd den Anliegen der Menschen. Neben Frauenkron stehen der Versicherungsfachmann Heribert Gerstenmeyer und Markus Pauls als Bauexperte zur Verfügung. „Wir gucken, wo Hilfe gebraucht wird“, so Frauenkron.
„Es kommt öfter vor, dass die Kunden nicht genau wissen, was sie eigentlich versichert haben“, erläuterte Gerstenmeyer. Jeder denke, da komme Geld. Doch die Versicherung setze das Haus in den vorherigen Stand. Manchen sei aber daran gelegen, mehr zu machen, was dann Probleme bei der Abrechnung mit sich bringe.
„Am Anfang wollten manche Versicherungen die Schäden mit Pauschalen abdecken“, ergänzte Frauenkron. Doch viele Geschädigte seien mit den ausgezahlten Geldern nicht ausgekommen. Bei dem Fall, der zuletzt dazugekommen sei, habe sich herausgestellt, dass den Betroffenen auch noch Entschädigung für den nicht nutzbaren Wohnraum zugestanden habe.
Auch bei der Schadensbeseitigung kommt es zu Problemen
Immer wieder Thema: die sogenannte Neuwertspitze, die nach drei Jahren Laufzeit des Falles zu beachten sei und Probleme bei der Finanzierung verursachen könne. Doch bei der Flut sei es aufgrund der Vielzahl der Fälle gar nicht möglich gewesen, alle Verfahren fristgerecht zum Abschluss zu bringen. „Es wurden immer wieder Schäden in Gutachten nicht aufgenommen und dann bei der Entschädigung nicht berücksichtigt“, so Frauenkron.
Aber auch bei der Beseitigung der Schäden sei es immer wieder zu Problemen gekommen, berichtete Pauls. „Da wurden Sachen schnell gemacht, und jetzt fallen die Fliesen von den Wänden“, schilderte er. Doch mit dem Regress für schlecht ausgeführte Arbeiten sei es schwierig. In solchen Angelegenheiten gebe es bereits Gerichtsverfahren. „Es kommt immer wieder Pfusch zutage. Die Leute sind unzufrieden, deshalb ist darüber hinaus die psychosoziale Betreuung der Menschen sehr wichtig“, sagte Frauenkron.
Die Awo-Fluthilfe ist aus dem Stadtgebiet Schleiden nicht mehr wegzudenken [...]
Einen erfolgreich abgewickelten Fall stellt das neue Büro der Awo in der ehemaligen Galerie Cremer vor. 1,80 Meter hoch stand das Wasser auch in diesen Räumen. Nachdem hier ein Antiquitätenladen gewesen sei, sei das Haus als Lager genutzt worden, berichtete Besitzerin Kathrin Lequen, die ebenfalls Klientin der Arbeiterwohlfahrt war.
„Die Sanierung hat bis jetzt gedauert“, sagte sie. Und das betreffe nur das Vorderhaus, denn der hintere Bereich, der gemeinsam mit dem Obergeschoss als Wohnung genutzt werde, sei immer noch nicht fertig. „Für uns war das ein günstiger Zufall, dass der Laden gerade leer stand, als die Awo ein neues Büro brauchte, eine Win-win-Situation“, so Lequen.

Die Flutgeschädigte Katrin Lequen steht im weiterhin sanierungsbedürftigen Teil ihres Hauses.
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„Wir wollen noch über das Ende des Jahres 2025 weiterarbeiten“, sagte Frauenkron. Es seien auch Projekte in anderen Gebieten wie die Renaturierung von Überschwemmungsflächen möglich. Viele verschiedene Projekte seien mit Schulen realisiert worden, da gebe es eine große Bandbreite.
Landrat Leo Wolter lobt Solidarität im Kreis Euskirchen
„Die Awo-Fluthilfe ist aus dem Stadtgebiet Schleiden nicht mehr wegzudenken, erst im Hotel Katharinenhof, dann im Verbund des Hilfszentrums Schleidener Tal“, sagte Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Es sei schön, dass es jetzt in der Aachener Straße weitergehe.
Die große Solidarität im Kreis Euskirchen lobte der stellvertretende Landrat Leo Wolter: „Die Awo nimmt sich der Nöte der Menschen in der Region an.“
Mit Blick auf die Vielzahl der abgewickelten Anfragen konzentrierte sich Werner Wamser, Co-Vorsitzender der Awo Rhein-Erft & Euskirchen und stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Hellenthal, auf die schwierige Finanzierung sozialer Angebote. „Man stelle sich nur mal vor, man hätte keine Wohlfahrtsverbände und nicht die vielen ehrenamtlich tätigen Mitglieder – wo wären wir dann?“, fragte er rhetorisch.
Die allgemeine Leistung der Fluthelfer lobte Axel Heiner Dabitz, Vorsitzender des Präsidiums der Awo- Mittelrhein.