Acht Religionsgemeinschaften in Euskirchen verbindet der Wunsch nach Frieden. Das wurde am Friedensbaum bekundet – an einem besonderen Tag.
ReligionenFriedensgebet in Euskirchen stand unter dem Eindruck der Eskalation in Nahost

Unter dem Friedensbaum in Euskirchen trafen sich Menschen aus acht Religionsgemeinschaften. Ihre Vertreter stellten das Gemeinsame heraus: den Wunsch nach Frieden.
Copyright: Michael Schwarz
Der Termin für dieses Treffen stand lange schon fest. Da ahnten die Initiatoren noch nicht, auf welch traurige Art und Weise es noch eine besondere Bedeutung erlangen sollte.
Nachdem den ganzen Tag über erschreckende Nachrichten von einer erneuten Eskalation im Nahen Osten eingetroffen waren, versammelten sich am frühen Abend rund 80 Menschen aus acht Religionsgemeinschaften in Euskirchen zum gemeinsamen Friedensgebet.

Etwa 80 Menschen waren zu dem Friedensgebet gekommen.
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Einen passenderen Zeitpunkt dafür hätte es kaum geben können, sprach Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt in seinem Grußwort vielen der Anwesenden aus dem Herzen.
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Treffpunkt war der Friedensbaum am Keltenring in Euskirchen, der vor drei Jahren aufgestellt worden war. „Die Idee dahinter ist, dass wir bei einem gemeinsamen Stamm und einer gemeinsamen Wurzel unterschiedliche Früchte ausprägen können“, erläuterte Annette Kleinertz, Engagementförderin der katholischen Kirche in Euskirchen. Acht Religionsgemeinschaften sind mit ihren Symbolen in dem Baum vertreten.
Grußworte von Bürgermeister Sacha Reichelt und Landrat Markus Ramers
Was in der Welt an vielen Orten offenkundig nicht möglich ist, im Kleinem geht es: Sieben Vertreter aus sieben unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die alle in der Kreisstadt friedlich nebeneinander und teilweise auch zusammen ihren jeweiligen Glauben leben, sprachen Gebete, äußerten Gedanken zum Frieden und erklärten in kurzen Vorträgen ihren Glauben (der Vertreter der achten Gemeinschaft musste kurzfristig absagen). Allen wurde zugehört, alle erhielten Applaus.
Dabei wurde das deutlich, was der Baum in der grünen Oase am Keltenring symbolisieren soll: Auch wenn sich die Glaubensgrundsätze, die Gebote und die Rituale voneinander unterscheiden, bei entsprechender Auslegung der einzelnen religiösen Überlieferungen verbindet eins alle: der Wunsch nach Frieden und einem guten Miteinander.

Am Ende wurde gemeinsam getanzt – zum Lied „Shalom“
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So verlas etwa Iman Afaq Ahmad (Ahmadiyya Muslim Jamaat) eine Stelle aus dem Koran, wonach allen Propheten geglaubt werden solle: „Und genau das führt dann auch zum Frieden“, erklärte er. Und so fand UlrichPfeil-Rüsenberg von der Bahai Gemeinde Euskirchen/Zülpich die Worte, die zu diesem Treffen passten, als seien die dafür verfasst worden: „Ihr seid die Früchte eines Baumes.“
Wir beten für alle Menschen im Heiligen Land – in Israel, Palästina, im Iran.
Die Zen-Buddhistin Jigen Zeitler erinnerte unterdessen daran, dass der Frieden mit sich selbst, der meditativ erreicht werden könne, die Voraussetzung für eine Friedensbereitschaft nach außen sein kann.
Der katholische Euskirchener Pfarrer Tobias Hopmann betonte, dass nach dem katholischen Glauben die Nächstenliebe den höchsten Stellenwert habe. Und die evangelische Pfarrerin Judith Weichsel griff in ihrer Friedensbotschaft die aktuellen Ereignisse des Tages auf: „Wir beten für alle Menschen im Heiligen Land – in Israel, Palästina, im Iran.“

Su simmer all he hinjekomme: Der Gebärdenchor „Klingende Hände“ trug unter anderem das Bläck-Fööss-Lied „Unser Stammbaum“ vor.
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Es ist diese Vielfalt, die auch Landrat Markus Ramers als „bereichernd empfindet“, wie er in seinem Grußwort betonte: „Gleichzeitig steht der Friedensbaum dafür, dass es uns hier im Kreis Euskirchen nicht gleichgültig ist, was es in der Welt an Konflikten gibt.“
Inzwischen habe der Baum auch schon eine ganze Reihe von Äpfeln abgeworfen, flunkerte unterdessen Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt mit Blick auf einen Korb voll mit Früchten, den jemand unter dem Friedensbaum platziert hatte.
„Na ja“, löste Reichelt seinen Scherz dann elegant in eine zu diesem Treffen passende Analogie auf: „Vielleicht sind auch ein paar Äpfel von weiter weg dazu gekommen. Aber das sind wir ja alle, die wir uns in Euskirchen zusammen gefunden haben.“
Der Friedensbaum von Euskirchen trägt nun drei Apfelsorten
Es gelte, wie bei diesem Treffen, nicht die Unterschiede zu betonen, sondern das, was vereine: „Und das ist das Allermeiste.“ Dass es in Euskirchen eine solche religiöse Vielfalt gebe, „das gefällt mir sehr gut“, betonte der Bürgermeister.
So erklang dann auch wenig später, geradezu folgerichtig, der „Stammbaum“ von den Bläck Fööss, den eine Sängerin mit Gitarre sang und spielte, während der Chor „Klingende Hände“ den Text in Gebärdensprache übersetzte: Su simmer all he hinjekomme. Und es wurde gemeinsam getanzt und sich später bei Speis und Trank ausgetauscht.
Und der Friedensbaum? Er wächst und gedeiht. Er sei nun schon zum zweiten Mal veredelt worden, erklärte Roland Kaulen vom Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises. Astrid Heistert-Klink vom Verein Streuobstwiesen Netzwerk Nordeifel („SoNNe“) habe dafür erneut einen Ast angeschnitten und den Ast eines anderen Baumes hinzugefügt, erläuterte Kaulen den Vorgang laientauglich. „Nun wachsen drei Apfelsorten an dem Baum: Winterrambur, Goldparmäne und Freiherr von Berlepsch.“
Ob es am Ende dann acht sein würden, analog zu den acht beteiligten Religionsgemeinschaften, sei zweitrangig, so Kaulen. Auf die Symbolik komme es an. An diesem Freitagabend vielleicht mehr denn je.
Diese Religionsgemeinschaften aus der Stadt Euskirchen sind am Friedensbaum beteiligt:
Katholische Kirche, Ahmadiyya Muslim Jamaat, Evangelische Kirche, DITIB Euskirchen, Bahai Gemeinde Euskirchen/Zülpich, Zen Buddhismus Dharmahaus Euskirchen, Neuapostolische Kirche, Bildungs- und Kulturverein Euskirchen.