Zum zweiten Mal fand das ökumenische Stadtkirchenfest in Euskirchen statt. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren mit dabei.
„Ökumenische Meile“Euskirchen feiert Stadtkirchenfest mit Bläck-Fööss-Konzert

Ein bisschen „Unser Veedel“, das die Bläck Fööss besingen, wünschen sich die Organisatoren auch für Euskirchen.
Copyright: Cedric Arndt
Der Sonntagsgottesdienst. Zuweilen ist das die einzige Erfahrung, die die Menschen mit der Kirche machen. Eine Stunde den Worten des Pfarrers lauschen, gelegentlich die Stimme zum Gesang erheben – das war's. Dass Kirche mehr zu bieten hat, sollte nun in Euskirchen unter Beweis gestellt werden. Mit dem zweiten Stadtkirchenfest wollten die Verantwortlichen der evangelischen Kirchengemeinde und der katholischen Kirchengemeinde St. Martin einen Blick über diesen Tellerrand hinaus ermöglichen.
Vier Tage lang erwarteten die Besucher am Pfingstwochenende ein stimmungsvolles Bühnenprogramm und zahlreiche Gelegenheiten, mit Vertretern der Kirchen und anderen Einrichtungen ins Gespräch zu kommen.
Die Kirche auf die Straße zu den Menschen bringen
„Wir möchten zeigen, dass wir nicht nur auf der Kanzel stehen und erzählen, sondern dass wir auch zuhören. Wir senden nicht nur, wir empfangen auch und interessieren uns für die Gedanken und Sorgen unserer Mitmenschen“, betonte Pfarrer Gregor Weichsel.
Alles zum Thema Bläck Fööss
- Nur noch einmal Darum hat die Kölsche Nacht am Otto-Maigler-See in Hürth keine Zukunft
- „Verbrecher“ Jörg Kachelmann erhebt schwere Anschuldigungen gegen „Jeck en de City“
- Vier-Tage-Event Bläck-Fööss-Auftritt ist nur einer der Höhepunkte beim Kirchenfest in Euskirchen
- „Die Leute lieben den Blick“ 20 Jahre Open-Air-Kino – Was Besucher in diesem Jahr erwartet
- Bars gehen, Imbisse kommen So hat sich das Kwartier Latäng nach 45 Jahren verändert – Wirte erzählen
- „Usjebomb & Opjebaut“ Bläck Fööss erinnern mit Zeitrevue in der Flora an die Nachkriegsjahre in Köln
- „Hommage aan 55 Johr Bläck Fööss“ Scala-Theater stellt Programm für die nächste Spielzeit vor
Dies sei angesichts steigender Zahlen an Kirchenaustritten und der immer wiederkehrenden Frage, ob man sich noch als Mitglied der Kirche identifizieren könne, eine gute Gelegenheit, sich von einer anderen Seite zu präsentieren, ergänzte Annette Kleinertz: „Wir möchten die Kirche auf die Straße und direkt zu den Menschen bringen, um das angestaubte Bild zu revidieren. Solche Tage der Begegnung sind für den gegenseitigen Austausch sehr wichtig und wir alle können davon profitieren.“
Euskirchener Stadtkirchenfest zweieinhalb Jahre lang organisiert
Seit rund zweieinhalb Jahren waren Weichsel und Kleinertz mit ihrem achtköpfigen Team im Einsatz, um das Fest zu organisieren. Zu diesem Anlass verwandelte sich die Kölner Straße zwischen der evangelischen Kirche und der Herz-Jesu-Kirche für ein Wochenende in eine „ökumenische Meile“, die der von allen Beteiligten erhofften Begegnung gewidmet war. Vereine und Institutionen wie der Queere Stammtisch, das Demenzcafé oder die Kitas stellten sich und ihre Angebote vor – und zeigten, wie alle Generationen in Euskirchen von ihnen profitieren können.

Zwei Jahre Arbeit investierten Gregor Weichsel und Annette Kleinertz.
Copyright: Cedric Arndt
„Ich erlebe die ganze Stimmung hier als sehr offen und entspannt“, freute sich Roland Kuhlen vom kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz). „Die Menschen hier sind sehr interessiert und auch für unser eigenes Netzwerk ist ein Tag wie heute sehr wertvoll für den Austausch.“
Fest in Euskirchen zelebrierte das Miteinander
Ein Austausch, den auch Festbesucher wie Claudia Schmitt gerne in Anspruch nahmen. „Überall auf der Welt hat man heutzutage das Gefühl, dass alle nur noch gegeneinander arbeiten“, berichtete die Euskirchenerin: „Es freut mich darum sehr, dass sich beide christliche Kirchen für dieses Straßenfest zusammengetan haben und gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Dadurch lässt sich doch in allen Lebenslagen gleich viel mehr erreichen, als wenn jeder einzelne immer versucht, seinen eigenen Kopf durchzusetzen.“

Rund 2300 Besucher genossen das Bühnenprogramm am Samstag und vor allem den Auftritt von Bläck Fööss.
Copyright: Cedric Arndt

0Die Kinder wie Marie und Paul konnten beim Fest selbst kreativ werden.
Copyright: Cedric Arndt
Was die Verantwortlichen des Straßenkirchenfestes durch ihre Zusammenarbeit erreicht hatten, ließ sich auch an dem abwechslungsreichen Bühnenprogramm erkennen. Schon zum Auftakt am Freitagabend sorgten die Akteure mit einem Poetry-Slam-Wettbewerb, dem sogenannten „Preacher-Slam“, kreativ und humorvoll für Begeisterung. Trotz ständiger Regenschauer am Samstag ließen sich zahlreiche Anwohnende und Gäste nicht von einem Besuch abhalten, um zu den Auftritten von Posaunenchören und Theatergruppen zu feiern.
Euskirchener Pfarrer sieht Parallelen bei Bläck Fööss und Kirche
Im Laufe des Tages füllte sich die Kölner Straße immer weiter und zum Konzert der Kölner Kultband „Bläck Fööss“ konnte das inzwischen auf rund 2300 Personen angewachsene Publikum auch die Regenschirme einstecken. „Kirche und Bläck Fööss bringt man erstmal gar nicht in Verbindung. Ich finde es aber gut, dass beide hier gemeinsam für mehr Frieden und Akzeptanz auftreten“, freute sich Festbesucher Felix. Dem konnte sich Pfarrer Gregor Weichsel anschließen: „Vieles, was die Band besingt, versuchen auch wir in unserem Alltag zu leben. Darum soll sich ganz Euskirchen in unser Veedel verwandeln, in dem wir gemeinsam Gutes für unsere Mitmenschen tun wollen.“
Mit einem vernetzten Gottesdienst starteten beide Kirchen am Sonntag: Die Predigten wurden per Leinwand in das jeweils andere Gotteshaus übertragen. Der Nachmittag und Abend waren dann wieder fest in den Händen von Kinder-, Gospel- und Schulchören, sowie dem Auftritt des aus Euskirchen stammenden Musikers Nico Gomez. „Dieses Fest zeigt, wie lebendig und kraftvoll die Kirchen hier in Euskirchen sind und wie gut das Miteinander der Konfessionen funktioniert“, lobte Landrat Markus Ramers.
Er und Bürgermeister Sacha Reichelt dankten insbesondere den zahlreichen ehrenamtlichen Akteuren: „Mit viel Einsatz und Herzblut machen sie dieses Fest erst möglich. Sie zeigen, was Kirche bedeutet: Miteinander glauben, helfen, feiern und Hoffnung schenken.“ Worte, die auch Organisator Gregor Weichsel sehr erfreuten: „400 Ehrenamtler sind während des gesamten Wochenendes im Einsatz. Sie alle bringen die letzten zwei Jahre der Vorbereitung zum Erfolg.“ Annette Kleinertz ergänzte: „Solche gemeinsamen Projekte schweißen uns zusammen. Was dabei gewachsen ist, ist an diesem Wochenende deutlich spürbar und wir wünschen uns, dass auch die vielen Besucher an diesem Miteinander teilhaben wollen.“