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DreifachwerkAus dem Café in Euskirchen-Stotzheim ist ein ganzes Netzwerk erwachsen

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Kerstin Mügge richtet Kuchen an.

In einem Café gehört Kuchen einfach dazu – Kerstin Mügge führt mit ihrer Schwester in Stotzheim das Dreifachwerk.  

Die Schwestern Silke Spilles und Kerstin Mügge betreiben in einem alten Blumenladen in Euskirchen-Stotzheim das Dreifachwerk.

Silke Spilles und Kerstin Mügge sind Macherinnen. Die Schwestern aus Palmersheim haben ein kleines, aber feines Netzwerk aus regionalen Unternehmerinnen gesponnen, die sich gegenseitig unterstützen. Und so ganz nebenbei haben sie sich in Stotzheim einen langgehegten Traum erfüllt. Was 2016 als Projekt dreier Frauen begann, führen die beiden heute zu zweit weiter – mit viel Herzblut, Kreativität und einem feinen Gespür für Atmosphäre.

Wer das Café Dreifachwerk an der Selmenstraße betritt, spürt sofort: Hier steckt Persönlichkeit drin. Alte Kneipenstühle aus Palmersheim, Sammeltassen aus Nachbarschaften und eine gut 100 Jahre alte Theke aus dem ehemaligen Blumenladen schaffen eine warme, fast nostalgische Stimmung. „Fast alles hier hat eine Geschichte“, sagt Kerstin Mügge: „Und irgendwie passt es am Ende perfekt zusammen.“

In Stotzheim gibt es die Kombination aus Café, Werkstatt und Kulturstätte

Die Idee zu dem Konzept aus Café, Werkstatt und Kulturstätte hatten die Schwestern schon lange. Ein Café sollte es werden – ein Ort, an dem man Kaffee trinken, Kuchen genießen und zugleich handgefertigte Dinge entdecken kann. Als 2016 passende Räumlichkeiten frei wurden, ergriffen sie die Gelegenheit. „Wir wussten nicht, ob das funktioniert“, erinnert sich Mügge. Heute ist klar: Das Risiko hat sich gelohnt.

Silke Spilles ist die Fachfrau für Stoffe – sie näht Taschen, Kissen, Schlüsselanhänger, Etuis und vieles mehr, gerne auch auf Wunsch. Kerstin Mügge ist gelernte Mediengestalterin und arbeitet mit Papier – sie gestaltet Klapp- und Postkarten, Gutscheine und kleine Geschenkideen, ebenfalls individuell und liebevoll umgesetzt. Ergänzt wird das Sortiment durch handgedrechselte Holzarbeiten von Vater, Schwiegervater und Schwager: Schüsseln, Pfeffermühlen oder Kugelschreiber aus edlen Hölzern.

Hinter der Fassade des früheren Blumenladens in Euskirchen-Stotzheim mit dem grün gerahmten Schaufenster ist heute ein Café.

Wo früher Blumen verkauft wurden, gibt es nun Kaffee und Kuchen.

Silke Spilles sitzt an einer Nähmaschine.

Näht gerne und gut: die Palmersheimerin Silke Spilles.

Im Café Dreifachwerk stehen einige Tische mit unterschiedlichen Stühlen. Rechts ist eine grüne Theke.

Die grüne Theke ist noch vom alten Blumenladen an der Selmenstraße.

Über die Jahre hat sich rund um das Café ein kleines Netzwerk kreativer Frauen entwickelt. Die Schwestern kooperieren mit regionalen Partnerinnen: Keramik von Nono Keramik aus Stotzheim, Ziegenkäse vom Ziegenhof ZickZack in Kirchheim oder gefilzte Kuscheltiere. Den Anfang im Netzwerk machte Katrin Buderath vom ZickZack-Hof.

Mittlerweile wird sich nicht nur unterstützt, indem man gemeinsam zu Veranstaltungen wie dem Feierabendmarkt auf dem Klosterplatz in Euskirchen geht, sondern auch gemeinsame Lesungen veranstaltet. Mit Anja Grote aus Stotzheim, die eigentlich Kinderbuchillustratorin ist, haben die Schwester eine Keramikexpertin ins Boot geholt. Komplettiert wird der Shop-in-Shop von Verena Mück, die vor allem gefilzte Kuscheltiere anbietet.

Auch kulturell hat sich das Café etabliert. Einmal im Monat finden Lesungen statt, meist im angeschlossenen Werkraum. Dort wird auch produziert, gearbeitet und ausgestellt. In den Sommermonaten legen die Schwestern eine Pause ein – dann zieht es das Publikum nach draußen. Kindergeburtstage und Workshops, die früher regelmäßig stattfanden, gibt es nur auf Anfrage.

Das Dreifachwerk ist kein klassisches Ausflugslokal

Trotz Corona, Flut und wirtschaftlicher Unsicherheiten haben die beiden ihr Projekt weitergeführt. „Wir zahlen nichts drauf, aber ein großes Gehalt ist es auch nicht“, erklärt Spilles: „Unsere Männer unterstützen uns, und wir sind dankbar, dass wir das so machen können.“ Gerade durch Corona sei das Café noch einmal sichtbarer geworden – über Social Media, Google und Empfehlungen. Viele neue Gäste kommen inzwischen gezielt.

Das Café ist kein klassisches Ausflugslokal – es liegt etwas abseits, zieht aber genau dadurch ein treues Publikum an. Junge Familien, Zugezogene, aber auch ältere Damen aus dem Dorf gehören zu den Stammgästen. Sie schätzen die gemütliche Atmosphäre und die Kuchen, die immer frisch vor Ort gebacken werden. Besonders freitags hat sich eine feste Kundschaft etabliert, die Kuchen für zu Hause bestellt – ein liebgewonnenes Überbleibsel der Corona-Zeit.

Dass das Café nur an bestimmten Tagen geöffnet ist, hat praktische Gründe. Der Samstag habe sich wirtschaftlich nicht gelohnt, der Sonntag bleibe der Familie vorbehalten – es sei denn, in Stotzheim sind besondere Veranstaltungen wie der Garagentrödel. Oder es gibt Royales. So wurde ein Public Viewing zur Hochzeit von William und Kate veranstaltet.

Schwestern beteiligen sich am Weihnachtsdorf in Euskirchen

Ein weiterer Anlass wäre die weihnachtliche Sonderausstellung. In diesem Jahr verzichten sie aber darauf und beteiligen sich stattdessen am Weihnachtsdorf in Euskirchen. „Das ist für uns eine schöne Abwechslung. Und außerdem darf man nicht immer nur meckern, sondern muss sich dann auch beteiligen“, sagt Mügge. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Kritik am Weihnachtsdorf in der Kreisstadt gegeben – zu kurz, zu unweihnachtlich, qualitativ nicht hochwertig genug.

Geöffnet hat das Dreifachwerk in Stotzheim, Selmenstraße 17, von Mittwoch bis Freitag jeweils von 9 bis 18 Uhr.


Am Freitag, 31. Oktober, steht ab 18.45 Uhr ein literarisches Ping-Pong auf dem Programm. René Klammer und David Jacobs werden sich ein heiteres Lese-Match liefern. Dabei lesen die beiden nicht nur aus ihren Texten, sondern befragen einander auch über die Entstehung der Geschichten, über den Prozess des Schreibens und die Untiefen und Tücken des Buchmarktes. Und da sie jederzeit bereit sind, Fragen und Kommentare aus dem Publikum aufzugreifen, kommt man unweigerlich miteinander ins Gespräch. Der Eintritt beträgt 12 Euro.

Am Freitag, 14. November, liest ab 18.45 Uhr Gerd Schäfer aus seinem Werk „Weihnachtscountdown – 24 Tage zu dir“ im Dreifachwerk. Auch für diese Veranstaltung kostet der Eintritt 12 Euro. In Schäfers Texten geht es meist um die Suche nach der eigenen inneren Harmonie und den Versuch, sich das Leben so zu gestalten, dass man glücklich ist.