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Umzug in Osterferien
So sieht es in Euskirchens neuem Rathaus aus – Beeindruckende Aussicht

8 min
Das Bild zeigt die große Freitreppe im Euskirchener Rathaus.

Die Schalter des künftigen Bürgerbüros bringen Farbe ins neue Rathaus. Der Servicebereich zieht aus dem Alten Rathaus an die Vogelrute.

Euskirchens neues Rathaus steht kurz vor dem Einzug – modern, effizient und mit viel Licht für die Verwaltung der Zukunft. Einen Plan für die aktuelle Stadtverwaltung gibt es auch.

Das neue Rathaus von Euskirchen ist fertig – zumindest fast. Den Schlüssel hat Bürgermeister Sacha Reichelt bereits erhalten, abgeschlossen sind die Arbeiten aber noch nicht. Bis zum anvisierten Umzug in den kommenden Osterferien gibt es zwar noch etwas zu tun, aber die Namensschilder an den 365 Büros hängen bereits.

Dem modernen, hellen Bau an der Ecke Roitzheimer Straße/An der Vogelrute verleiht im Inneren derzeit vor allem das künftige Bürgerbüro ordentlich Farbe. Die Serviceschalter sind in einem Rot-Orange gehalten und fallen beim Betreten des Verwaltungsgebäudes sofort ins Auge – genau wie die große Freitreppe im Foyer. Diese kann nach Angaben von Bürgermeister Reichelt künftig auch für Veranstaltungen genutzt werden.

58-Millionen-Euro-Projekt bleibt im finanziellen Rahmen

Mit einer Größe von 90 Metern Länge, 60 Metern Breite und 20 Metern Höhe wird das Rathaus das Gesicht der City Süd hinter dem Euskirchener Bahnhof verändern. In beeindruckendem Tempo hat der Generalunternehmer Depenbrock das knapp 60-Millionen-Euro-Projekt mehr oder weniger fertiggestellt. „Wir müssen den Umzug jetzt gut vorplanen“, sagt Bürgermeister Reichelt.

Der Umzug aus der noch aktuellen Stadtverwaltung an der Kölner Straße in den Neubau, der gut 650 Meter Luftlinie entfernt liegt, soll innerhalb von fünf Tagen in den Osterferien erfolgen. „Wir wollen den Betrieb möglichst wenig ruhen lassen“, so der Verwaltungschef. Ganz ohne Ausfall der Serviceleistungen werde es aber nicht vonstattengehen.

19.12.2025 Neues Rathaus von Euskirchen. Das Verwaltungsgebäude ist so gut wie fertig. In den Osterferien soll innerhalb von fünf Tagen umgezogen werden.

Der Blick aus dem Ratssaal hat etwas. Diese Aussicht wird Bürgermeister Sacha Reichelt ab den Osterferien haben. Innerhalb von wenigen Tagen soll der Umzug abgeschlossen sein.

Das Bild zeigt den Verwaltungschef im neuen Innenhof.

Für Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt ist der Innenhof eins der Highlights des Neubaus.

Der vereinbarte Festpreis von 58 Millionen Euro bleibt weitgehend stabil. Nach aktuellen Berechnungen wird mit einer Kostensteigerung von lediglich 1,5 Prozent gerechnet, wie der Technische Beigeordnete Wolfgang Honecker erklärt – verursacht vor allem durch notwendige Anpassungen in der technischen Ausstattung, etwa im IT-Bereich.

Das Verwaltungsgebäude wird künftig zwei bisherige Außenstellen ersetzen: Das Zentrale Immobilienmanagement zieht ebenso ein wie das Bürgerbüro, das bisher im Alten Rathaus an der Baumstraße untergebracht ist. Um im internen Sprachgebrauch vor lauter Rathäusern nicht durcheinanderzukommen, werde das Alte Rathaus mit seiner markanten gelben Kuppel bereits als „Historisches Rathaus“ bezeichnet, berichtet der Bürgermeister.

Großer Bereich für das Euskirchener Stadtarchiv

Einen Fokus beim Neubau hat die Stadt auf eine fahrradfreundliche Infrastruktur gelegt. Ein Fahrradkeller mit Lademöglichkeiten für E-Bikes, Umkleiden und Duschen gehört selbstverständlich dazu. „So kann man im Sommer mit dem Rad kommen, sich frisch machen und muss nicht verschwitzt im Büro sitzen“, erklärt Reichelt. Auch Sitzbänke und Waschbereiche seien vorgesehen – kleine Details, die das Arbeiten komfortabler machen.

Für den Ausgleich zwischendurch ist ebenfalls gesorgt: Ein Sportraum im Untergeschoss soll bald mit Fitnessgeräten ausgestattet werden. Im Keller befindet sich künftig auch das Stadtarchiv. 400.000 Archivalien werden derzeit noch an der Kölner Straße größtenteils in zwei Kilometern Regalen aufbewahrt. Darunter sind 100.000 Meldekarten, 35.000 Akten, 520 Bände der Kölnischen Rundschau sowie des Kölner Stadt-Anzeigers – und die Stadtrechtsurkunde aus dem Jahr 1302 sowie die originale Urkunde fürs Marktrecht aus dem Jahr 1322. Wenn das Euskirchener Stadtarchiv vom jetzigen Standort ins neue Rathaus umzieht, wird das für Sabine Dünnwald und ihr Team eine Mammutaufgabe – wie der Umzug einer gesamten Verwaltung.

Während der Keller eher kühl und geprägt von Betonwänden daherkommt, beeindrucken die oberen Etagen des neuen Gebäudes durch Licht, Weite und klare Linien. Der Innenhof, von allen Seiten sichtbar, bringt Helligkeit in die Büros. „Der Hof verändert sich mit jedem Blickwinkel – das macht ihn so spannend“, sagt Reichelt. Für den Sommer kann er sich hier Empfänge oder Veranstaltungen vorstellen. „Der Innenhof ist ein absolutes Highlight“, so der Bürgermeister.

Im Sommer dürften sich dort die Mitarbeitenden unter anderem zur Mittagspause treffen. Auf eine Kantine wurde im Neubau nämlich bewusst verzichtet. „Die Nachfrage war einfach nicht da“, sagt der Bürgermeister. Stattdessen gibt es auf jeder Etage Teeküchen – kleine Treffpunkte für den Austausch. „Die besten Ideen entstehen oft beim Kaffee in der Küche“, so Reichelt. Die Erfahrung zeige, dass sich die meisten Mitarbeitenden ihr Essen mit zur Arbeit bringen. Mehr als eine Mikrowelle sei da kaum nötig.

Sitzordnung im Ratssaal dürfte wegen der Aussicht für Diskussion sorgen

Auch beim Bodenbelag wurde sorgfältig abgewogen: Teppich statt Laminat in den Büros. „Er ist pflegeleicht, schallschluckend und auch für Allergiker geeignet“, erläutert Reichelt. Auf den Fluren sorgen helle, glatte Beläge für optische Abwechslung.

Im obersten Geschoss liegt der neue Ratssaal – technisch modern, multifunktional und flexibel. „Wir haben die Räume so konzipiert, dass sie sich zusammenschalten oder trennen lassen“, erklärt Reichelt. Damit können sie für Ausschüsse, Sitzungen oder Empfänge genutzt werden. Moderne Projektionstechnik, ausgeklügelte Akustik und motorisierte Fenster als Rauchabzug runden das Konzept ab.

Das Bild zeigt die Platte mit den Kirchen von Euskirchen.

Im Neubau wurde auch eine Platte mit der Euskirchener Stadtsilhoutte verbaut.

Das BIld zeigt den Blick in die oberen Etagen.

Das Verwaltungsgebäude ist so gut wie fertig. In den Osterferien soll innerhalb von fünf Tagen umgezogen werden.

Das Bild zeigt ein Treppengeländer mit einem Hinweis für blinde Menschen.

Im Rathaus ist auch ein taktiles Leitsystem verbaut worden.

Von dort aus hat man einen beeindruckenden Blick über Euskirchen. „Es wird sicherlich über die Sitzordnung gestritten – zumindest darüber, wer an welcher Seite der Tische sitzt“, sagt der Verwaltungschef augenzwinkernd. Wer nämlich nicht an der Fensterseite sitzt, kann während der politischen Diskussionen fast bis nach Köln schauen.

Der Raum sei etwas kleiner als der Ratssaal im aktuellen Verwaltungsgebäude. Mit Blick auf die derzeitige Größe (58 Mitglieder) des höchsten politischen Gremiums der Kreisstadt müsse man bei der Gestaltung und Bestuhlung womöglich ein wenig kreativ werden. Aber auch da werde man eine Lösung finden.

Das neue Rathaus ist auf Jahrzehnte ausgelegt – mindestens 70 Jahre, wie Reichelt betont. Gleichzeitig sei es auf wandelnde Arbeitsformen vorbereitet: Gebäudeteile können bei Bedarf abgetrennt und vermietet werden. Auch technisch ist das Gebäude auf der Höhe der Zeit. Eine Notstromversorgung hält bis zu 72 Stunden, bevor nachgetankt werden muss. „Wir sind jetzt deutlich krisenfester als früher“, sagt Reichelt. Die Anlage wird monatlich für eine Stunde in Betrieb genommen, um für den Notfall gerüstet zu sein. Der dabei produzierte Strom wird ins Netz eingespeist – das sei mit dem Netzbetreiber so abgesprochen.

Etwa 70 Prozent der Fläche sind mit Modulen belegt. Überall, wo es technisch möglich war, haben wir Solarenergie installiert.
Sacha Reichelt, Bürgermeister von Euskirchen

Gekühlt und beheizt wird über ein System der Betonkernaktivierung – Wasserleitungen in den Decken, die für angenehme Temperaturen sorgen. Zwei große Lüftungsanlagen versorgen das Gebäude mit Frischluft, während kompakte Fernwärmeanschlüsse für Energieeffizienz sorgen. Wer die Anlagen sieht, kann verstehen, warum die heute verpflichtende Technik im bei der Flut stark beschädigten City-Forum nicht hätte eingebaut werden können. Dafür fällt der Anschluss ans neue Fernwärmenetz der e-regio umso kleiner aus.

Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage: „Etwa 70 Prozent der Fläche sind mit Modulen belegt. Überall, wo es technisch möglich war, haben wir Solarenergie installiert“, so der Verwaltungschef. Der erzeugte Strom deckt künftig einen großen Teil des Eigenverbrauchs. Selbst kleine architektonische Kniffe – wie eine versetzte Treppenkante zum Schutz vor Stolpern – zeigen, wie durchdacht geplant wurde.

Perspektivisch soll sich auch das Umfeld des Rathauses weiter verändern: Gegenüber – in Richtung Johannesbergstraße – könnte ein Bistro oder vielleicht sogar ein Hotel entstehen. Auch die Entwicklung von Wohnraum ist laut Reichelt eine Option. Definitiv gebaut werden das neue City-Forum und ein Parkhaus.

„Euskirchen steht gut da“, sagt Bürgermeister Sacha Reichelt während der Baustellenführung durch das neue Rathaus. „Sobald die komplexen Vorarbeiten abgeschlossen sind, geht es meist schnell voran. Unsere Bauwirtschaft ist leistungsfähig – was bremst, ist die Bürokratie im Vorfeld“, so Reichelt.


Die weiteren Baustellen in Euskirchen

Der neue Verwaltungsbau an der Vogelrute ist nicht die einzige Baustelle in der Kreisstadt. Beim Waldfreibad an der Steinbachtalsperre habe es zuletzt kleinere Verzögerungen gegeben, so der Bürgermeister: „Das lag an Krankheitsfällen und Personalengpässen bei der beauftragten Firma. Aber inzwischen ist alles im Griff.“ Die Eröffnung des Freibads sei für Mai 2027 vorgesehen: „Die Fertigstellung für Ende 2026 ist realistisch, aber wir hoffen, dass wir den eingeplanten Puffer nicht ganz ausschöpfen müssen. Schwimmen im Dezember wäre ja ohnehin unpraktisch.“

Für das City-Forum sei das Zieljahr weiterhin 2030, das neue Parkhaus solle schon Herbst 2027 fertig werden. „Das wird dann die Parksituation deutlich entspannen – wobei aktuell ohnehin kein Druck besteht, wir haben gerade eher zu viele Stellplätze.“

Eine größere Baustelle bleibe der Sanierungsbedarf bei den Turn- und Sporthallen. „Die Jahnhalle ist bereits teilweise saniert, der Unterricht läuft dort wieder.“ Dass die Flut die Sporthalle an der Marienschule so stark beschädigt habe, sei nicht im Sanierungsplan vorgesehen gewesen. Da alle Hallen stark belegt seien, müsse man bei der Sanierung einen guten Plan haben, um nicht noch mehr Hallenzeiten streichen zu müssen. Ab Januar 2026 sollen neue Vergaberichtlinien helfen, die Verfahren zu beschleunigen. „Das wird hoffentlich ein bisschen unbürokratischer“, sagt Reichelt.

Pläne für die aktuelle Stadtverwaltung liegen bereits in der Schublade

Auch bei der Steinbachtalsperre geht es voran. „Die Entwürfe liegen bald vor – vielleicht in acht Wochen“, erklärt der Bürgermeister: „Das Projekt ist komplex, aber wir kommen gut voran.“

Positiv bewertet er den Zustand des Klostergartens, in dem sich bis zu seinem Abriss das City-Forum befand. „So wie er jetzt ist, kann man das fast lassen. Natürlich wird noch etwas angepasst, aber insgesamt gefällt mir der Platz sehr gut“, so der Verwaltungschef.

„Das neue Rathaus zeigt, dass wir große Projekte im Zeit- und Kostenrahmen umsetzen können. Viele hatten am Anfang Zweifel und befürchteten Kostenexplosionen – das ist alles nicht eingetreten.“ Er betont, dass Qualität und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch seien: „Nur weil ein Gebäude hochwertig aussieht, heißt das nicht, dass es teuer war. Es soll 70 Jahre halten – da kann es keine Blechhütte sein.“

Zur Zukunft des aktuellen Rathauses könne er noch keine Details nennen: „Es gibt interessante Pläne. Nur so viel: Es wird kein leerstehender Verwaltungsbau bleiben.“