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WahlDas Gesicht der Stadt Zülpich wird sich verändern – Sieben Parteien stehen zur Wahl

9 min
Das Bild zeigt Zülpich mithilfe einer Drohne aus der Luft fotografiert.

An vielen Stellen gleicht Zülpich einer großen Baustelle.

Die zentralen Themen in Zülpich sind die Stadtentwicklung, Bildung und der Bevölkerungsschutz. Um den Posten des Bürgermeisters gibt es ein Duell.

Zülpich ist eine Baustelle. Wortwörtlich. Innenstadt, Rathaus, Römerallee – überall wird gebaggert und saniert. Das Ziel: Zülpich soll schöner, moderner, grüner werden. Und mit den drei Projekten ist man damit noch lange nicht fertig: Frankengraben und Forum sollen ebenfalls erneuert werden – und im Zülpicher Norden soll eine neue Kita entstehen.

Zumindest wurde das beschlossen, doch die Bauarbeiten lassen auf sich warten. Still ruht das Feld auch auf dem Areal der geplanten Seeterrassen. Das Mammutprojekt, das bei der vergangenen Kommunalwahl noch die Gemüter erhitzte, ist längst unter Dach und Fach, doch Projektentwickler F&S scheint es mit der Erschießung des Baugebietes nicht allzu eilig zu haen.

Erweiterungsbau am Campus mit deutlicher Verzögerung fertiggestellt

Immerhin: Mit deutlicher Verzögerung fertiggestellt, ist inzwischen der Erweiterungsbau auf dem Schulcampus. Baulärm wird dort wahrscheinlich trotzdem auch künftig zu hören ein. Denn der Kanal an der Düsseldorfer Straße wird saniert.

Wenn das Baugebiet Seeterrassen realisiert wird, wächst die Stadt, die derzeit rund 22.000 'Einwohner hat, um gut 1500 Neubürger. Darauf will Zülpich vorbereitet sein, auch was Schul- und Kindergartenplätze angeht. Die Chlodwigschule wird demnächst aufgestockt.

Fast fertig ist die Sanierung des Rathauses. „Wie bei einem Altbau nicht unüblich, gab es einige unangenehme Überraschungen, die beim Rückbau des Altbestandes zutage traten“, teilt Stadtsprecherin Petra Havenith mit. Das und Lieferschwierigkeiten haben die Baumaßnahme länger dauern lassen als geplant.

Viele Bauarbeiten in der Stadt

Geduld müssen die Zülpicherinnen und Zülpicher weiterhin an Römerallee und Münsterstraße an den Tag legen. Nach Angaben von Stadtsprecherin Petra Havenith liegen die Bauarbeiten an der Römerallee zeitlich im Soll. Der Bauabschnitt bis zum Kreisverkehr am Rewe soll bis Ende des Jahres fertig sein, der zweite Bauabschnitt ist derzeit in der Ausschreibung.

Ebenfalls im Plan liegen laut Havenith die Arbeiten in der Innenstadt. Die Brauersgasse ist so gut wie fertig, weiter geht es mit den Pflasterarbeiten der Münsterstraße.

Schon lange abgeschlossen ist die städtische Umbaumaßnahme am Zülpicher Bahnhof. Hier wartet man nun darauf, dass auch die Rurtalbahn ihren Teil erfüllt. Bedeutendste Änderung: Statt bisher zwei Bahnsteigen soll es künftig einen Mittelbahnsteig geben. Die Rurtalbahn teilt auf Nachfrage mit, dass man mit den Bauarbeiten dazu im zeitlichen Plan liege und diese voraussichtlich im März 2026 abgeschlossensein werden.

Zülpich: Bördebahn eine Erfolgsgeschichte

Umgebaut werden soll auch der Bahnhaltepunkt Nemmenich. So soll der Bahnübergang Poststraße erweitert und technisch gesichert werden, während der Feldweg-Bahnübergang zwischen Nemmenich und Zülpich entfallen soll. Zudem soll der Bahnsteig auf die andere Seite des Gleises wechseln, damit Fahrgäste von dort aus den geplanten Parkplatz besser erreichen können. „Die Genehmigungsanträge für die Maßnahmen sind in Vorbereitung“, heißt es von der Rurtalbahn.

Insgesamt ist das Unternehmen äußerst zufrieden mit der Entwicklung der Bördebahn-Strecke in den vergangenen fünf Jahren. In den Jahren 2020 und 2021, als die Bahn noch nicht im Stundentakt fuhr, habe man jährlich Fahrgastzahlen von etwa 20.000 Menschen erreicht. Nach Einführung des Stundentakts 2023 seien es fast 200.000 Fahrgäste gewesen und in 2024 deutlich mehr als 400.000.

Aktuell können auf der Strecke keine längeren Züge eingesetzt werden, weil diese nicht länger sein dürfen als die Bahnsteige. Mit dem Ausbau des Zülpicher Bahnhofs entfalle diese Restriktion aber, so die Rurtalbahn. Zudem soll der Haltepunkt Nörvenich-Rommelsheim zum Kreuzungsbahnhof umgebaut werden, um mehr Betriebsstabilität und bessere Anschlüsse in Düren und Euskirchen zu schaffen.

Die finanzielle Lage in Zülpich ist düster, wenn auch nicht ganz so düster wie in einigen anderen Kommunen im Kreis. Doch die fetten Jahre sind eindeutig vorbei: Ausgeglichen werden kann der städtische Haushalt nur durch einen Griff in die Rücklagen. Und Besserung ist nicht in Sicht. Noch konnte Zülpich kräftige Investitionen einplanen – in die Sanierung der Römerallee beispielsweise und in den Hochwasserschutz. Doch letztlich blieb nur der Appell an Kreis, Landschaftsverband und Bund, den Kommunen mehr Handlungsspielraum zu lassen beziehungsweise sie finanziell besser auszustatten.

Der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe und der Hochwasserschutz sind Projekte, die auch Zülpich noch lange beschäftigen werden, auch wenn die Stadt nicht so hart getroffen wurde wie etwa Bad Münstereifel.

Der Zülpicher See soll künftig im Ernstfall Wassermassen auffangen, die Arbeiten am Abschlag, über den das Wasser des Vlattener Bachs umgeleitet werden soll, sind im Gange und nicht zu übersehen. Doch bis mit dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens bei Schwerfen begonnen wird, wird es vermutlich noch Jahre dauern. In der Stadtverwaltung rechnet man damit, das es 2028 wird. Das wären dann sieben Jahre nach der Katastrophe.

Nicht nur auf Hochwasser will man in Zülpich künftig besser vorbereitet sein, sondern auch auf andere Herausforderungen. Dafür gibt es ein beispielsweise ein Blackoutkonzept bei längerem Stromausfall.


Duell zwischen Hürtgen und Meurer um das Bürgermeisteramt

Seit 2015 ist Ulf Hürtgen Bürgermeister von Zülpich. Jetzt strebt er eine dritte Amtszeit an. Konkurrenz hat er diesmal in Person von Isabella Meurer, die für die SPD ins Rennen geht.

Ulf Hürtgen: Bevölkerungsschutz und solide Finanzpolitik

Seit zehn Jahren ist Ulf Hürtgen Bürgermeister von Zülpich – und er will es bleiben. Als wichtige Themen nennt der 55-Jährige den Bevölkerungsschutz, Investitionen in Bildung und Betreuung, eine solide Finanzpolitik auch für kommende Generationen und die Digitalisierung in Schulen und der Verwaltung. Er lege großen Wert auf Bürgernähe und Transparenz und könne auf ein breites Netzwerk zurückgreifen, um an Fördertöpfe für die Projekte zu gelangen, sagt Hürtgen.

Das Bild zeigt Ulf Hürtgen im Portrait.

Ist seit 2015 Bürgermeister von Zülpich: Ulf Hürtgen (CDU).

Als „Kind der Zülpicher Börde und Vereinsmensch“ lägen ihm Brauchtum und Ehrenamt am Herzen, erklärt Hürtgen. Wichtig sei, die ärztliche Versorgung im Stadtgebiet zu sichern. Für die Jugend wolle er einen Pumptrack und einen Calisthenics Park realisieren.

Isabella Meurer: Bildung ist das Herzensthema

Dass Bildung ein Herzensthema von Isabella Meurer ist, liegt nahe: Die 40-Jährige ist Lehrerin, nach einem Studium der Wirtschaftspsychologie hat sie umgesattelt und unterrichtet jetzt Geografie und Philosophie am Gymnasium in Würselen. „Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben“, sagt Meurer.

Das Bild zeigt die Obengenannte im Portrait.

Will 2025 Bürgermeisterin von Zülpich werden: Isabella Meurer (SPD).

Gut ausgestattete Schulen, Ganztagsbetreuung und Kitas ständen bei ihr im Fokus. Ein weiterer Schwerpunkt: sichere Mobilität für alle, sprich: verlässlicher Öffentlicher Personennahverkehr, gut ausgebaute Rad- und Fußwege – am Ende soll ein Verkehrskonzept stehen, das den Alltag erleichtert und Unfälle vermeidet. Gesundheitsversorgung und Wohnen sollen ebenfalls Schwerpunkte von Isabella Meurers Agenda als Zülpicher Bürgermeisterin sein.


Das sind die Ziele der Parteien in Zülpich

Für die CDU stehen nach acht ausgeglichenen Haushalten in Folge und nach vielen Jahren der Gebührenstabilität weiterhin solide Finanzen ganz oben auf der Agenda. Das Industriegebiet solle maßvoll und im bewährten Branchenmix erweitert werden, sagt Timm Fischer, der die Reserveliste anführt: „Damit es auch in Zukunft ein Garant für gute Arbeitsplätze sein wird.“

Das Bild zeigt Timm Fischer im Portrait.

Steht für die CDU auf Reservelistenplatz 1: Timm Fischer.

Die höchste Priorität setzten die Christdemokraten auf die Modernisierung und Digitalisierung der Schulen. Außerdem müsse der Hochwasser- und Starkregenschutz in enger Abstimmung mit der Bevölkerung weiter konsequent verbessert werden. Die Ortschaften sollen gestärkt werden, der Seepark soll als touristische Attraktion weiterentwickelt werden.

SPD: Stadtentwicklungsgesellschaft soll zur Baugesellschaft weiterentwickelt werden

Die SPD schickt Isabella Meurer nicht nur als Bürgermeisterkandidatin, sondern auch als Nummer 1 auf der Reserveliste ins Rennen. Einen Schwerpunkt setzt die Partei auf das Thema Wohnen. Sie möchte eine Plattform, die junge Familien und Senioren zusammenbringt, um den Erwerb eines Hauses zu ermöglichen und den anderen den Verbleib im vertrauten Umfeld. In Neubaugebieten müsse auch sozial gebundener Wohnraum entstehen.

Die Stadtentwicklungsgesellschaft soll in Richtung Baugesellschaft weiterentwickelt werden. Ganz konkret sucht die SPD nach Lösungen, wie Frauen aus dem Frauenhaus in Zülpich ein Neustart ermöglicht werden kann. Verkehrspolitisch stehen weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Tempo 30 auf der Agenda und das Einrichten weiterer Einbahnstraßen.

Grüne: Mehr Geld für Bildungsinfrastruktur

Bündnis 90/Die Grünen wollen nicht nur, dass Blühstreifen und Hecken gepflanzt werden. Die Stadtentwicklungsgesellschaft solle   die energetische Sanierung von Gebäuden in den Dorfkernen fördern und sich um die Schaffung von sozialem Wohnraum kümmern, fordert Spitzenkandidatin Angela Kalnins.

Das Bild zeigt die Obengenannte im Portrait.

Führt die Reserveliste der Grünen in Zülpich an: Angela Kalnins.

Zusätzliche Erzieherinnen in den Kitas, weitere neue Schulgebäude und Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden stehen zudem auf ihrer Liste. Die Münsterstraße soll zur Fußgängerzone werden.

FDP will Schwerpunkt auf Verkehrspolitik legen

Die FDP legt einen Schwerpunkt auf die Verkehrspolitik. Spitzenkandidat Rene Bohsem hat da beispielsweise die Situation an Grundschule und Kindergarten in Ülpenich im Blick, wo der Verkehr beruhigt werden sollte.

Das Bild zeigt den Spitzenkandidaten den Liberalen im Portrait.

Führt die Reserveliste der FDP in der Römerstadt an: Rene Bohsem.

Er fordert reduzierten Eintritt für die Zülpicher im Seepark, da der ja über den städtischen Haushalt unterstützt werde, das zahlten die Bürger also über die Grundsteuer   mit. Zur Finanzierung will Bohsem die Vergütung für die Ausschussvorsitzenden abschaffen, die sich auf rund 16.000 Euro jährlich belaufe. Zudem setzt er sich für ein Lehrschwimmbecken im Schulcampus ein.

UWV: Medizinische Versorgung als eins der Hauptthemen ausgemacht

Die UWV sei den Bedürfnissen der Bürger besonders nah, sagt Spitzenkandidat Detlef Krings, weil sie eben ausschließlich auf Zülpich konzentriert sei. Barrierefreiheit für Menschen mit Handicap und die Stärkung der medizinischen Versorgung stehen weit oben auf der Agende der Unabhängige Wählervereinigung.

Das Bild zeigt den Obengenannten im Portrait.

Spitzenkandidat der UWV: Detlef Krings.

Sie setzt sich für einen Hundespielplatz ein und will im städtischen Haushalt neue Prioritäten setzen. Nicht zuletzt, um eine Erhöhung der Grundsteuer für die Bürger zu vermeiden.

Linke will den ÖPNV stärken

Die Linke fordert eine Stadt Zülpich, in der alle Menschen ein gutes Leben haben. Spitzenkandidat Alexander Falkenberg will sich dafür einsetzen, dass die Dörfer besser mit öffentlichem Nahverkehr an die Kernstadt angebunden werden. Kinderbetreuung müsse zuverlässig gewährleistet werden können und dürfe keine Familie finanziell belasten, lautet eine weitere Forderung.

Das Bild zeigt den Spitzenkandidaten der Linken.

Alexander Falkenberg will für die Linken in den Zülpicher Stadtrat.

Auch der Übergang von der Schule zu Ausbildungsstellen im Stadtgebiet müsse verbessert werden. Außerdem sollten Zülpicherinnen und Zülpicher kulturelle Angebote wie Museen und den Zülpicher See kostenfrei nutzen können.

ZfS: Durchgangsverkehr in Sinzenich soll gebremst werden

Zukunft für Sinzenich (ZfS) hat sich erst vor wenigen Wochen um Ortsvorsteher Josef Heinrichs gegründet. Die Wählergruppe setzt sich dafür ein, den Durchgangsverkehr in dem Stadtteil zu bremsen. Statt des Zebrastreifens, den Autofahrer oft ignorierten, wäre eine Ampel besser.

Das Bild zeigt Josef Heinrichs im Portrait.

Steht an der Spitze der Wählergruppe ZfS: Josef Heinrichs.

Eine weitere Forderung ist die Verbesserung des Hochwasserschutzes. In Sinzenich und den Nachbarorten fehlten Rückgabestationen für Eifel-E-Bikes, moniert Heinrichs. Er plädiert für ein neues Wärmekonzept in der Stadt – auch Sinzenich solle von nachhaltigen Lösungen profitieren. (uj)


Die Ergebnisse von 2020

Die CDU erreichte bei der Kommunalwahl 2020 in Zülpich 44,6 Prozent der Stimmen und lag damit noch einmal über dem Ergebnis von 2014. Damals gaben ihr 41,8 Prozent der Zülpicher Wählerinnen und Wähler ihre Stimme. Die SPD erzielte bei der vergangenen Kommunalwahl 24,4 Prozent, ein Prozent weniger als 2014. Bündnis 90/Die Grünen haben ihren Stimmenanteil von 2014 bis 2020 deutlich erhöht, nämlich von 6,7 Prozent auf 13,1 Prozent.

Auch die FDP hatte zugelegt, von 6,7 Prozent vor elf Jahren auf 9,8 vor fünf Jahren. Die UWV verbesserte sich von 6,3 auf 6,4 Prozent. „Die Partei“ landete bei 1,7 Prozent. In den Zülpicher Stadtrat hatten es 2014 auch die Junge Alternative (JA) mit 8,2 Prozent und die Linke mit 4,1 Prozent geschafft. Die JA hat sich mittlerweile aufgelöst, die Linke hofft auf den Wiedereinzug. Die Sitze im aktuellen Stadtrat: CDU 14, SPD 8, Grüne 4, FDP 3, UWV 2, „Die Partei“ 1.